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Dr. E.P. Jeevan B.A.M.S. - Ayurveda-Care

31.07.2006 |

1. Wie würden Sie die Abgrenzung von medizinischem Ayurveda zu Wellness definieren?

Im Ayurveda wird Wellness Sadvrutta genannt und beschreibt die Behandlungen, die Gesundheit beim gesunden Menschen aufrechterhalten. Auch im Bereich Wellness ist im Ayurveda ein tiefgehendes Wissen notwendig. Wie zum Beispiel das Wissen über
 Die tägliche Routine
 Routine nach den vier Jahreszeiten
 Individuelle Ernährungspläne und Verhaltensmuster für einen gesunden Lebensstil
 Körperliche Übungen und Atemtechniken (Yoga)
 Astrologische und planetarische Einflüsse und den Umgang mit diesen
 Soziales und mentales Wohlbefinden

Nach dem Motto: “Leben ist nicht nur leben, sondern gesund Leben” (“life is not just living but living in health”)

Beim medizinischem Ayurveda (auf Sanskrit chikitsa) kommt hinzu das Wissen über:
    die Verabreichung von Heilpflanzen und mineralischen Präparaten abhängig von der Art der Erkrankung
 Reinigungstechniken (genannt Panchakarma)
 die Auswahl von ayurvedischer Medizin zur:
    - Stärkung des Immunsystems
    - Verjüngung
    - Präventation (auch um einen Rückfall vorzubeugen)

2. Wie sehen Sie die Rolle des Ayurveda-Arztes und Heilpraktikers gegenüber dem Patienten? Welches Selbstverständnis zeichnet den Arzt oder HP aus
- aus Sicht des Ayurveda
- aus eigener Sicht

Bis heute ist ein Ayurveda Arzt eine Person, der sein Universitätsstudium mit 4.500 Stunden und einem Jahr praktischem Training in den verschiedenen Abteilungen der Ayurveda Medizin, in Indien oder in Sri Lanka absolviert hat und sein basis Diplom B.A.M.S. (Bachelor of Ayurvedic Medicine and Surgery) hat. Es gibt auch die Möglichkeit 3 weitere Jahre zu studieren, um sein M.D. (Masters Degree ~ Magister) in Ayurveda zu erlangen und wiederum 3 Jahre Weiterstudium, um sein PhD. (Professor) zu machen. Durch dieses klinisch-orientierte Curriculum hat der Arzt ein tiefgründiges Verständnis von Ayurveda und übt seinen Beruf mit einem Selbstverständnis aus. Somit ist ein Ayurveda Arzt qualifiziert. Dennoch hat der Arzt keine Erlaubnis diese Medizin in Europa oder in den Vereinigten Staaten zu praktizieren.

Der Heilpraktikerschein ist eine Lizens jedes medizinische System in Deutschland oder deutschsprachigem Ländern zu praktizieren mit bestimmten Einschränkuungen bei sehr kurzen Studiengänge und einige medizinische Systeme inklusive Ayurveda. Das Studium des Ayurveda in fast allen deutschen Ausbildungsstätten ist begrenzt mit einer Laufzeit von einem Wochenende bis 1.000 Stunden. Somit ist das in einem solchen Studium erlangte Wissen über Ayurveda eingeschränkt. Den Heilpraktikern oder Schulmedizinern, die Ayurveda in Deutschland (Österreich/Schweiz) praktizieren fehlt meistens das Wissen über:
- die Heilpflanzen
- die Herstellung von ayurvedischen Präparaten
- die Arbeit in einem ayurvedischem Krankenhaus mit 100 bis 400 Betten, wo verschiedene Krankheitsbilder in verschiedenen Abteilungen studiert werden und wie die Professoren diagnosizieren und die Behandlung auswählen (50% vom klassischem ayurveda Studium aus 4.500 Stunden Curriculum ist klinisch orientiert)
     Es gibt keine klinisch-orientierten Studien für Heilpraktiker in Heilpraktiker Schulen (klinisch bedeutet
     Krankheiten ansehen, diagnostizieren und behandeln unter der Aufsicht von Professoren).

Es gibt ein weises Sprichwort: wenn Sie einen Loch perfekt bohren, finden sie Wasser. Wenn Sie aber verschiedene Löcher bohren müssen, werden Sie nie Wasser sehen! Wenn Sie also einen Patienten mit Ayurveda heilen möchten, müssen Sie die in Sanskrit verfassten klassischen Texte (Charaka, Susrutha, Vagbhata) studieren. Und das braucht Zeit. Übersetzungen interpretieren oft falsch.

Die Rolle des Ayurveda Arztes und des Heilpraktikers sind nicht vergleichbar. Der Eine sieht einen Teil vom Elefanten, der andere den ganzen Elefanten.


3. Welche Rolle spielt Ayurveda im westlichen Gesundheitssystem heute und zukünftig?
Welche Risiken und Chancen gibt es? Gibt es Unterstützung oder Hindernisse, sich als Mediziner oder HP mit Ayurveda auseinander zu setzen?

Ayurveda kann eine gute Alternative zur Vorbeugung von Krankheiten sein und einen gesunden Lebensstil im Westen veranschaulichen. Es kann auch viel dazu beitragen die Lebensqualität zu verbessern von
- Patienten, die unter degenerativen Krankheiten leiden
- Krebspatienten
- Menschen, die in Seniorenheimen wohnen
- Menschen in Rehabilitations-Einrichtungen

Es gibt viele Möglichkeiten, wenn der Patient im Mittelpukt steht. Aber leider, nach meiner Meinung, sind Europa und USA nur daran interessiert verschiedene ayurvedische Heilmittel in deren pharmacopoeia aufzunehmen und damit ein Geschäft zu machen. Im Westen ist das Hauptaugenmerk auf den Verkauf unter dem Deckmäntelchen Ayurveda – der Hauptbeweggrund ist der Profit. Indien ist auch interessiert an Touristen aus dem Westen, wie zum Beispiel die Ayurveda Resorts oder die Exporteure von Heilpflanzen – auch hier steht das Geld im Vordergrund.

Also sehe ich die Gefahren für Ayurveda in der Globalisierung und der totalen Kommerzialisierung. Ein Horrorzukunftsszenario: ein armer Inder muß Ayurveda Medizin (in schöne Umverpackungen) aus dem Ausland teuer erwerben. Und die alten ayurvedischen Traditionen und Prinzipien sind ausgestorben. Ayurveda sollte nicht zur Mode gemacht werden. Es ist einen Teil von einer Uralten Kultur und Tradition von bestimmten Länder. Der Ayurveda Boom wird kommen und gehen – aber es wird immer den vaidya (Weisen) geben, der mit heimischen Pflanzen praktiziert, um seinen Patienten zu heilen. Das ist “the spirit of Ayurveda”.

Als Ayurveda Arzt genieße ich die Unterstützung meiner ayurvedischen Kollegen und Lehrer in Indien, um dieses Uralte Wissen in Deutschland zu verbreiten. Ich stehe in Verbindung mit Kottakkal Arya Vaidya Sala,Kerala, Foundation of Revitalisation of Local health traditions FRLHT  sowie die Ayurvedic Medical association of India (AMAI) Kerala.

Es gibt viele Hürden, um Ayurveda zu praktizieren. Einerseits aufgrund von Neid und andererseits wegen den deutschen Einschränkungen auf die Einfuhr von ayurvedischen Präparaten aus Indien.


4. Gibt es Krankheitsbilder, die prädestiniert sind für die Behandlung durch Ayurveda und welche?

Es gibt viele Krankheiten in der Neurologie, wo Ayurveda schon gute Heilungserfolge bis zur kompletten Heilung aufzeigen kann:
1. Erkrankungen des Rheumatischen Formenkreises und andere Gelenkerkrankungen
2. Psoriasis and Neurodermitis
3. Migräne
4. Verdauungsstörungen


5. Haben Sie Kenntnisse über Forschungsprojekte zu Ayurveda? Wenn ja, welche?

Das Hauptforschungsinstitut in Indien ist: Central Council of Research in Ayurveda and Sidhha (CCRAS) http://www.ccras.nic.in/

Arya Vaidya Pharmacy id doing Research in Ayurveda.
http://www.avpayurveda.com/

Kottakkal Arya Vaidya Sala is doing research in Peptic Ulcer http://www.aryavaidyasala.com/

FRLHT Bangalore
http://www.frlht.org.in/

Wer Interesse hat mehr Informationen über Poly neuropathy, Krebs, HIV, etc zu erhalten ist herzlich willkommen Kontakt aufzunehmen.


6. Welche Möglichkeiten sehen Sie, sich weiterzubilden?

Um Ayurveda im vollen Umfang zu lernen, ist es besser, nach Indien zu gehen und dort fünfeinhalb Jahre an der Universität zu studieren. Dann ist man vollkommen fit in Ayurveda. Die andere Möglichkeit besteht darin, hierzulande von einem Ayurveda-Arzt zu lernen, der durch seine Erfahrung und seine Lehrkunst qualifiziert ist. Ich empfehle Dr.S.N Gupta im Mahindra Institute, Dr. Ranade im Seva Institut, Dr. Vasanth Lad und Dr. Svoboda.

Seit 1997 gibt Ayurveda Care Grundkurse und Fortgeschrittenenkurse für Heilpraktiker und Schulmediziner, die in Berlin, Hamburg, München, Nürnberg, Heidelberg und am Bodensee stattfinden. Damit die Studenten mehr klinische Erfahrung sammeln können, vermitteln wir in Kerala im Anschluß an die Ausbildungen Praktika in Krankenhäusern, mit denen wir eng zusammen arbeiten. In Zukunft wird es einen klinisch orientierten Kurs in Castrop-Rauxel geben, der von der Kerala Ayurveda Akademie ausgerichtet wird.

7. Reichen aus Ihrer Sicht die Diagnosemöglichkeiten des Ayurveda aus? Oder sollten Ihrer Ansicht nach weitere naturheilkundliche und/oder schulmedizinische Diagnosemethoden hinzugezogen werden?

Ich denke, daß die diagnostischen Möglichkeiten, die im Ayurveda beschrieben werden, vollkommen ausreichend sind, wenn man über ein gutes Verständnis dieser Heilkunde verfügt. Es besteht keine Notwendigkeit einer schulmedizinischen diagnostischen Methode, um eine Krankheit im Ayurveda verstehen und behandeln zu können. Aber für die Prognose kann einen moderne medizinsche Diagnose hilfreich sein. Um Krankheiten und Behandlungserfolge durch ayurvedische Maßnahmen der wissenschaftlichen Welt und der Ärzteschaft zugänglich zu machen, ist es gut, zusätzlich eine moderne medizinsche Diagnose zu stellen, die auch einen Teil der Ausbildung ayurvedischer Ärzte bildet.
Verschiedenen Ayurveda-Experten und auch Schulmedizinern zufolge, “können wir die Kosten senken, die wir für die Diagnostik in der modernen Medizin aufwenden, wenn wir die diagnostischen Verfahren studieren, die Charaka beschrieben hat.“

8. Gibt es noch Aspekte, die Ihnen speziell wichtig sind?

Meiner Ansicht nach sollten diejenigen, die ein wirkliches Interesse daran haben, Ayurveda zum Wohle der Menschen zu verbreiten, zusammen kommen. Wir alle sollten gemeinsam dafür arbeiten, dieses bedeutende Wissen zu erhalten und weiterzuvermitteln.
Und nicht zuletzt sollte die Deutsche Regierung  den Ayurveda-Ärzten aus Indien und Srilanka eine Zulassung geben, damit sie in Deutschland Ayurveda-Medizin praktizieren können. Eine Green Card!


Kontakt:
Dr. E.P. Jeevan (B.A.M.S) Bhyarathiyar University, India
Kontakt@ayurveda-care.de
http://www.ayurvedacare.eu



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