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Kolumne: Medikamente für Kinder und das Thema Kampfhunde...

Kolumne: Medikamente für Kinder und das Thema Kampfhunde...

08.02.2006 | ...oder wer schützt die wenigen Kinder, die unsere Gesellschaft noch produziert?

von Hans Heinrich Rhyner, Naturarzt für Ayurveda, MD & PhD (Alternative Medicines)
 

Der Markt der dürftigen 110 Mio. Kinder in der EU ist für die Pharmariesen nicht groß und profitabel genug, um ein ausreichendes Arzneimittelsortiment für die unter 18-Jährigen anzubieten. Deshalb hat das europäische Parlament nach acht Jahren der Überlegung die Notbremse gezogen und ein Maßnahmepaket geschnürt, das Anreize für Forschung und Pharmaindustrie schaffen soll. Das werde laut Vizepräsident der EU-Kommission Günter Verheugen „die Gesundheit der Kinder verbessern.
Drei Kampfhunde töten am 3. Dezember 2005 einen sechsjährigen Jungen auf dem Weg zum Kindergarten in einer Züricher Vorstadtgemeinde.

Zwei Anlässe, die zum Denken Anlass geben. Kinder leiden oder sterben in Spitälern im Europa des 21. Jahrhunderts, weil sie als Marktsegment zu unbedeutend für die Gesundheitsindustrie sind, als dass es sich lohnen würde, spezifische Medikamente für sie herzustellen. Der Gipfel dieser unglaublichen Absurdität: der Herr Vizepräsident der EU-Kommission rühmt sich für seinen Vorstoß. Er will dem Ungeheuer Gesundheitslobby nicht auf die Füße treten, sondern es mit ein paar Bröseln in die erwünschte Richtung lenken. Wie soll das gut gehen, wenn dabei die Schwächsten auf der Strecke bleiben?

Die gleiche Lobby ist zurzeit sehr spendierfreudig, wenn es Attacken gegen die Naturheilkunde zu unterstützen gibt. Eigentlich unsinnig, denn die Naturmedizin lässt nicht leidende Kinder sterben. Im Gegenteil, sie könnte ihnen sicher helfen und dies zu einem Bruchteil der Kosten, die für die Entwicklung eines einzigen modernen Medikamentes ausgegeben werden.
Die WHO (Weltgesundheitsbehörde) macht ihre Mitglieder schon seit Jahrzehnten darauf aufmerksam, dass Ayurveda zu extrem geringen Kosten die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung sicherstellen könnte und damit eine wertvolle Alternative für arme Länder darstellt, welche die Mittel für die kostenintensive Apparatemedizin gar nicht besitzen.

Wie unser Beispiel aufzeigt, gehört die Europäische Union zu den armen Ländern, die sich eine sichere schulmedizinische Grundversorgung für die kleinen Bürger gar nicht leisten können. Ich meine das nicht sarkastisch. Es ist nun einmal Fakt, dass sich Europa auf dem absteigenden wirtschaftlichen Ast befindet. Diese Talfahrt wird sich nicht aufhalten lassen. Die dynamischen Wirtschaften befinden sich alle in Asien. Das habe ich selbst in meinen 25 Jahren in Indien feststellen können. Jedes Jahr seit Mitte der Achtzigerjahre ist dort die Wachstumsrate des Bruttosozialproduktes zweistellig. Parallel existieren in Indien 5 Sterne Superkliniken von einer Qualität, die man in Europa kaum vorfindet, eher noch in den USA, neben Ayurveda, Siddha (südindische Ayurveda), Homöopathie, Unani (arabische Medizin) und Ethnomedizin. Die Universitäten sind so gut, dass sich Kopfjäger aus der ganzen Welt auf die Campusse niedergelassen haben.

Falls die ausländischen Gäste sich einmal aus den Touristenghettos in die Metropolen oder Industriezonen verirren, dann würden sie bald erkennen, dass während sie die angeblich heiligen Kühe fotografieren, die indische Wirtschaft Europa rechts überholt. Ein kleiner Vorgeschmack liefert zurzeit ein indischer Stahltycoon, der bald bestimmen wird, wo die Öfen in Europa ausgehen. Die Einkommen in Europa könnten weiter schrumpfen, der Gashahn kann jederzeit in der Ukraine zugedreht, die Öllieferungen unterbrochen werden und schon sind auch die europäischen Erwachsenen kein lukrativer Markt mehr für die Gesundheitsindustrie. Die haben sich dann schon längst in die neuen Wachstumsmärkte verabschiedet.

Ich will hier keine Massenangstneurose schüren, sondern spinne nur den Faden über das jetzige Volksbewusstsein hinaus. Es ist nun einmal so: Die Falle in der wir andere wähnen wird bald zu unserem Gefängnis.
Aber selbst im schlimmsten aller Szenarien käme uns die Naturmedizin zu Hilfe. Sie ist die Medizin für jede Frau, jeden Mann und jedes Kind. Alle können Heilpflanzen und Küchenkräuter ziehen oder sammeln; sich das Wissen über diese wunderbaren Wesen aneignen und ihre Erfahrungen an die nächste Generation weitergeben. Nun noch zur Bedrohung durch die Dümmsten aller Menschen, nämlich denjenigen, die wider die Natur handeln und aus Tieren Bestien anstatt beste Freunde machen. Das alles geschieht völlig legal. Kein Waffenschein, keine Lizenz, keine Zulassung, keine Vorschriften, dass sich solche Hunde gar nie im öffentlichen Raum bewegen dürfen, sind notwendig. Das Bundesamt für Veterinärwesen meint lapidar dazu, dass alle Hunde potenziell gefährlich seien. Geradezu zynisch aber hört sich der Vorschlag der Hundelobbys an, die vorschlagen, in der Schule die Kinder zu unterrichten, wie sie sich gegenüber Hunden zu verhalten hätten. Wenn ein Kind oder ein Erwachsener von großen Hunden angegriffen werden, ist die natürliche Reaktion die Flucht. Nur der kleine sechsjährige Junge schaffte es nur bis 200 Meter vor seinen Kindergarten und wurde dort in Stücke gerissen.

Weder solches Handeln wider die Natur noch eiskaltes Profitstreben werden behördlich geahndet. Zur Ablenkung gibt’s eine Hexenjagd auf Andersdenkende und Alternative. Das funktioniert im Informations- und Bewusstseinszeitalter nicht mehr. Ein mächtiger Aufschrei der Empörung weht aus den Herzen der Bürger den Bürokraten, Politiker und Wirtschaftsführern entgegen. Dass Fass ist voll! Politik und Wirtschaft müssen für die Menschen und damit für die Natur und nicht gegen sie arbeiten.


Hans Heinrich Rhyner ist Naturarzt für Ayurveda und Doktor der Naturheilkunde, MD, PhD (AM).
Er ist gebürtiger Schweizer und gilt als führender, international anerkannter Ayurveda Experte und Pionier von Ayurveda in Europa. Er lebte über 20 Jahre in Indien und praktizierte dort in seiner eigenen Klinik in Bangalore. Seit 1999 wieder in Europa zurück, steht er in seiner eigenen Praxis im Appenzellerland / Herisau, sowie in Wien und in München seinen Kunden und Patienten zur Verfügung.

 

Dr. Rhyner schreibt für das Ayurveda-Portal die Kolumne.
Die Meinung des Autors spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

 

Bisherige Kolumnen:

1-2005 Kolumne zur Flutkatastrophe
2-2005 Kolumne zur Frühjahrsmüdigkeit
3-2005 Kolumne zu Schlankheitswahn, Gesundheit und Genuss
4-2005 Kolumne zum Impfen
5-2005 Kolumne zum Thema *wissenschaftliche Studien*


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