Status: Nicht angemeldet


Kolumne zu Schlankheitswahn, Gesundheit und Genuss

10.06.2005 | von Hans Heinrich Rhyner, Naturarzt für Ayurveda, MD & PhD (Alternative Medicines)

Schlankheitswahn, Gesundheit und Genuss - so der Titel der Themenlounge im altehrwürdigen Stadtpalais im 1. Wiener Bezirk, zu dem Niederösterreichs Wirtschaftsagentur eingeladen hatte.
Der Saal war randvoll mit JournalistInnen und ErnährungsexpertInnen. Toll, in einem solchen Rahmen mitwirken zu können, als Partnerbetrieb des Wellbeing Clusters, einer sehr erfolgreichen Initiative der eben genannten Wirtschaftsagentur und dies bei einem Thema, das einfach alle betrifft – Ernährung Heute! Und es ging auch gleich zur Sache.

„Die 50 größten Diätlügen“ lautet der Titel des Buches der Ernährungswissenschaftlerin Angela Mörixbauer und dem Publizisten Markus Gross, der auf dem Podium neben mir saß. Er meinte, dass die Wissenschaft ein Teil des Problems sei, dessen Lösung sie vorgibt zu sein. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus sehr eingeengten Fachbereichen dringen an die Öffentlichkeit und werden von den Konsumenten als Globallösungen verstanden.

Ein wunderbares Beispiel dafür bot ein Journalist aus der ersten Reihe. „Ich kaufe mir eine Packung Multivitaminsaft. Da steht geschrieben, ¼ Liter decke den halben Tagesbedarf an lebenswichtigen Vitaminen. Also trinke ich einen ½ Liter und brauche nichts mehr zu essen.“

Eine Dame mittleren Alters meinte, sie könne ungeniert und ohne Restriktionen kalorienarmes süßes Naschzeug genießen.
Schön, dass in diesem Fall die Medien ihre eigentliche Aufgabe, die Konsumenten vor der unsinnigen Abzockerei mit dem Schlankheitswahn eindringlich zu warnen, auch wahrnehmen. Was aber ist die Alternative.

Dazu stellte Prof. Dr. Kurt Widhalm, einer der renommiertesten Ernährungswissenschaftler im deutschsprachigen Raum, seine Ernährungspyramide vor. „Das sind objektive wissenschaftliche Fakten. Da fährt die Eisenbahn drüber. Da muss nicht darüber diskutiert werden und diese Ernährung gilt nicht nur für ein paar Tage, sondern ist die Richtschnur fürs menschliche Leben“.
Die kompetente Moderatorin Dr. Barbara Steyrer-Fauth wendet sich an mich: „und was meint der Komplementärmediziner dazu?“ – „Was im Essen drin ist, kann die Wissenschaft heute genau feststellen. In diesem Punkt unterstütze ich die Aussagen des Herrn Professor. In der Ayurveda legen wir aber ebenso starken Wert auf den Zustand des Essers, der sich entsprechend Alter, Saison, Tageszeit, mentaler Verfassung, etc. ständig ändert. Dann empfehlen wir in der Ayurveda dringend, regionale Grundnahrungsmittel und frisch zubereitete Speisen zu verzehren. Die Frage mit dem Multivitamingetränk illustriert es deutlich. Wichtig ist doch nicht, wie viele Vitamine im Fruchtsaft sind, sondern wie viele davon nimmt ihr Körper zu einer bestimmten Zeit auf!“

Das wirft nun weitere Detailfragen auf, in deren Verlauf klar wird, dass die Wissenschaft doch noch nicht alle Fragen geklärt hat. „Die medizinische Ernährungswissenschaft ist ein sehr junger Zweig. Wir haben einen riesigen Nachholbedarf gegenüber der Veterinärmedizin“, stellt dazu Prof. Widhalm fest.
In welchen Lebenssituation ein Tier welche Nahrung braucht, weiß man sehr genau. Das bestätigt ein Lachszüchter anhand seiner zwanzigjährigen Beobachtungen und minutiösen Aufzeichnungen. Seine Fische bekommen nur das allerfrischeste Futter und er sorgt dafür, dass seine Tiere auch lachsglücklich sind. Gesunde Tiere sind nur möglich mit frischer angepasster Ernährungsweise und einem idealen Umfeld und weil man damit gute Profite erwirtschaftet, weiß die Veterinär-Ernährungswissenschaft genau wie man’s macht.

Und wer sorgt dafür, dass wir glücklich sind und genau das Futter bekommen, dass wir Heute brauchen?


Hans Heinrich Rhyner ist Naturarzt für Ayurveda und Doktor der Naturheilkunde, MD, PhD (AM).
Er ist gebürtiger Schweizer und gilt als führender, international anerkannter Ayurveda Experte und Pionier von Ayurveda in Europa. Er lebte über 20 Jahre in Indien und praktizierte dort in seiner eigenen Klinik in Bangalore. Seit 1999 wieder in Europa zurück, steht er in seiner eigenen Praxis im Appenzellerland / Herisau, sowie in Wien im Fachinstitut Anemonya und im allvedya Gesundheitszentrum seinen Kunden und Patienten zur Verfügung.

Dr. Rhyner schreibt für das Ayurveda-Portal die Kolumne.
Die Meinung des Autors spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

 

Bisherige Kolumnen:

1-2005 Kolumne zur Flutkatastrophe
2-2005 Kolumne zur Frühjahrsmüdigkeit


Cookie Consent mit Real Cookie Banner