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Kolumne zur Frühjahrsmüdigkeit

Kolumne zur Frühjahrsmüdigkeit

04.04.2005 | von Hans Heinrich Rhyner MD, PhD (Alternative Medicines)  

Der Frühling weckt alle Sinne. Aber was haben wir davon, wenn wir dabei vor lauter Frühjahrsmüdigkeit einschlafen? Es kann doch nicht sein, dass wir einerseits stimuliert werden und andererseits unter größter Müdigkeit leiden. Die Erklärung aus der Ayurveda: Die Strahlen der Frühjahrssonne, die ersten Farbtupfer in den Gärten und Wiesen, das Vogelgezwitscher und andere Frühjahrboten erhellen unsere Gemüter. Die Wärme lässt aber auch den Winterspeck dahin schmelzen, wie den Schnee von Gestern. Das behindert und verlangsamt alle physiologischen Prozesse. Ein Gefühl der Schwere entsteht. Der Appetit nimmt ab.

Um auch im Körper frühlingshafte Gefühle aufkeimen zu lassen, müssen diese Winterschlacken dringend ausgeleitet werden. Zudem kann die Frühjahrsmüdigkeit nicht nur lästig sein sondern bildet auch den Nährboden für grippale sowie andere Infekte und führt auf Grund der Ansammlung der Bioenergie Kapha dazu, dass Komplikationen an ihrer schwächsten Stelle auftreten. Das können Allergien wie Heuschnupfen sein, ein Asthma-Anfall, rheumatische Beschwerden, Migräneattacken und vieles mehr.

Liegen Sie nicht rum, bis es dazu kommt! Die Menschen in allen Kulturen und Regionen wussten genau, wie sie diese jahreszeitlich bedingten „natürlichen“ Störungen in den Griff bekommen konnten. – Mit Fasten, der wohl einfachsten Methode, um schwere, klebrige Substanzen, die Ayurveda als Ama und überschüssiges Kapha bezeichnet, aus dem Körper zu eliminieren. Diese Fastenzeit sollte jedoch nicht einfach zu einem fixen Datum stattfinden, sondern eben dann, wenn die Frühjahrsmüdigkeit einsetzt. So gesehen ist die Frühjahrsmüdigkeit nicht eine krankhafte Störung, sondern ein hilfreiches Symptom, das meldet: Jetzt ist höchste Zeit zum Frühlingsputz!

Neben dem Fasten sind Bewegung in freier Natur, scharfe und bittere Gewürze sowie eine Reduktion der Nahrungsmenge angezeigt. Die richtig deftigen Speisen, die während der Winterzeit ihre Berechtigung hatten, müssen nun mit leichter Kost ersetzt werden.
Essen und Leben im Einklang der Natur und ihren jahreszeitlichen Veränderungen garantieren eine optimale Immunität und ein sinnliches Leben. Letztlich müssen ja alle sinnlich emotionalen Empfindungen auch auf der körperlichen Ebene ausgelebt werden, um komplette Erfüllung zu erlangen. Den von Säften, Freude und Intensität überbordenden Frühling können und sollen Sie genau so erleben. Deshalb, weg mit dem Winterspeck. Nehmen Sie die geringen Strapazen einer Anpassung an die Jahreszeit und das Ausleiten mittels Nahrungsreduktion für kurze Zeit auf sich, denn was anfänglich einen bitteren Geschmack besitzt wird bald zu Nektar verwandelt, dem Jungbrunnen des Frühjahrs.


Hans Heinrich Rhyner ist Naturarzt für Ayurveda und Doktor der Naturheilkunde, MD, PhD (AM).
Hans Heinrich Rhyner, gebürtiger Schweizer, gilt als führender, international anerkannter Ayurveda Experte und Pionier von Ayurveda in Europa. Er lebte über 20 Jahre in Indien und praktizierte dort in seiner eigenen Klinik in Bangalore. Seit 1999 wieder in Europa zurück, steht er in seiner eigenen Praxis im Appenzellerland / Herisau, sowie in Wien im Fachinstitut Anemonya und im allvedya Gesundheitszentrum seinen Kunden und Patienten zur Verfügung.

Dr. Rhyner schreibt für das Ayurveda-Portal monatlich die Kolumne.
Die Meinung des Autors spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.


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