Ayurveda für und über Frauen

von Hans H. Rhyner

... steht im vedischen Handbuch der Menschheit, der Manu Samhita, seit Tausenden Jahren geschrieben und das bildet die ethische Vorgabe dazu, wie eine Gesellschaft mit ihren Frauen umgehen sollte. Leider ist dies nicht oft der Fall – die Resultate sind entsprechend. Read More

In ayurvedischen Werk Caraka Samhita werden vier wichtige medizinische Fachbereiche, die in Zusammenhang mit dem besonderen Status der Frau stehen, behandelt:

1. Gynäkologie (Frauenheilkunde)
2. Embryologie (Entwicklungsgeschichte)
3. Obstetrik (Geburtshilfe)
4. Pädiatrie (Kinderheilkunde)

Das zeigt, wie wichtig die Anliegen von Frauen in der Ayurveda genommen werden. Dieser Artikel wendet sich vor allem an Frauen selbst und nicht an Ärzte und deshalb zeige ich effektive Massnahmen für eine positive Gesundheit auf, die jede Leserin auch direkt nachvollziehen kann. Die Grundlagen sowohl im gesundheitlichen wie medizinischen Bereich bleiben jedoch immer die gleichen.

Die Lebensspanne einer Frau kann in drei distinktive Stadien unterteilt werden, die ihr Dasein grundlegend verändern können:

* Die Vor-Pubertät
* Die Post-Pubertät, welche die Pubertät einschliesst
* Die Post-Menopause, welche die Menopause einschliesst

Daraus ergeben sich viele Besonderheiten, die es zu beachten gilt, wenn eine optimale Gesundheit in jeder dieser Perioden erhalten werden soll. Normalerweise beginnt die Menstruation mit 12 Jahren und dauert bis zum 50. Lebensjahr. Das bedeutet nun aber nicht, dass eine zwölfjähriges Mädchen oder eine achtundvierzigjährige Frau Kinderwünsche realisieren sollten. Erst nach dem 16. Alterjahr ist der ganze Körper soweit entwickelt, dass ein gesundes Kind zur Welt kommen kann. Der männliche Partner braucht einige Jahre mehr, um heranzureifen. Er sollte idealerweise 20 Jahre alt sein. Frauen, die nach dem vierzigsten Lebensjahr noch Kinder bekommen möchten, müssen darum besorgt sein, dass ihre Körpergewebe (Dhatu) in optimaler Quantität und Qualität vorhanden sind. Das kann mittels einer intensiven Pancakarma-Kur erreicht werden. Grundsätzlich sollten alle Frauen und Männer, die Kinderwünsche haben, eine solche Kur machen. Damit ist das Feld, auf den der Samen fällt, optimal vorbereitet. Ähnliches gilt für alle Arten von Frauenleiden - zuerst sollten die gestörten Bioenergien (Dosha) und Schlacken (Ama) mittels ausleitender Therapien beseitigt werden. Erst dann und falls noch notwendig wird die Störung direkt angegangen.
 

So beschrieb der buddhistische Arzt Vagbhata die Qualitäten einer gesunden Frau vor 2000 Jahren, denn er wusste, gesunde Ernährung oder Lebensgewohnheiten alleine bewirken noch nicht die optimale Immunkraft. Das Zauberwort in der Ayurveda heisst Liebe. Deshalb sollte die Definition der Gesundheit der Frau „Lust und Fruchtbarkeit“ miteinschliessen. Der Weg dorthin führt über

* Gesunde Ernährung: Viel grünes Gemüse, das viele Eisenverbindungen enthält; Spargeln und andere Nahrungsmittel, die das überschüssige Wasser aus dem Körper eliminieren; blutreinigendes Gemüse, Gewürze und Kräutertees wie Artischocke, Bockshornkleesamen und Frauenmantel; hochwertige Fette wie Ghee (eingelassene Butter)
* Natürliche körperliche Dränge wie Urinieren, Stuhlgang, Schlaf, Gähnen, Hunger und Durst sollten auf keinen Fall unterdrückt werden.
* Eigenölbehandlung mit konstitutionsspezifischen Ölen sollte ein- bis zweimal pro Woche durchgeführt werden. Besonders starke Frauentage dazu sind der Dienstag und Freitag.
* Verarbeitung und Umwandlung von negativen Gefühlen wie Hass, Eifersucht und dergleichen.

Das sind eine ganze Menge positiver gesundheitlicher Massnahmen für den Alltag. Aber der Lohn ist hoch.
Als nächstes schauen wir uns die speziellen Nahrungsmittel, Heilpflanzen und Mineralien an, welche einerseits spezielle regenerierende und aphrodisierende Wirkung für die Frau besitzen. Als Motivation zuerst noch ein Vers aus Vagbhata’s Schriften, welche die Frau selbst als bestes Aphrodisiakum für ihren Partner beschreibt:

Aufbauende Mittel für die Frau (Rasayana) sind:

* Shatavari (Aspargus racemosus) ist quasi der Ginseng für Frauen. Ein Teelöffel morgens und abends vor dem Essen, in etwas Wasser aufgelöst ist die normale Dosierung. Shatavari hilft bei Übersäuerung, vergrössert die Brust, reinigt und vermehrt die Muttermilch, stärkt den Uterus.
* Sarsaparille ist auch bei uns bekannt und überall erhältlich. Sie wirkt kühlend und blutreinigend.
* Ashoka (Saraca indica) tonisiert insbesondere das Endometrium (Gebärmutterschleimhaut) und hilft bei allen Arten von Blutungen und bei Durchfall.
* Eisenoxyde (Lohabhasma) sind bewährte Eisenpräparate in der Ayurveda und sind sehr gut verträglich, besonders in Form eines Kräuterweines (Lohasava).
* Die Myrrhe ist ein sehr gutes Reinigungsmittel für die weiblichen Organe und leistet auch bei Adipositas (Fettleibigkeit) beste Dienste, da sie direkt auf den Fettstoffwechsel wirkt.
* Heimische Pflanzen wie Bockshornklee (menstruationsfördernd) und Frauenmantel (gelbkörperregulierend)

Hier sind die Aphrodisiaka für Frauen:

* An erster Stelle steht auch hier Shatavari (Aspargus racemosus)
* Die Aloe (Aloe barbadensis oder Aloe vera) heisst in Indien Kumari, was soviel wie Jungfräulichkeit bedeutet. Diese Heilpflanze ist ein ideales Tonikum  für Frauen sowohl extern auf die Haut aufgebracht wie auch der Saft zum Trinken.
* Nahrungsmittel wie Honig, Ghee, Schlagobers und Ghee – aber natürlich in Maßen
* Gewürze wie Safran und Muskat
* Ölmassagen mit konstitutionellen Ölen, was weniger problematisch für das Körpergewicht ist und die jedoch eine ebenso starke Wirkung wie die oben genannten Präparate aufzeigen.

Daneben gibt es natürlich noch viele Behandlungsarten und Präparate für die verschiedensten Arten von Frauenleiden in der Ayurveda. Das Beste ist aber immer eine gute Vorsorge, die regelmässige weibliche Gesundheitspflege.

Autor:

Hans H. Rhyner, Naturarzt


Kontakt:
www.ayurveda-rhyner.eu