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Die schwangere Frau (Garbhini) - Teil 1

19.06.2007 | von Dieter Scherer Wie und wann dieses große Geheimnis stattfindet, kann niemand genau sagen, aber wenn es dann zu einer Schwangerschaft kommt, erscheint es schon wie ein Wunder, wie schnell der weibliche Organismus sprichwörtlich auf den Kopf gestellt wird. Große „Umbauarbeiten“ müssen im weiblichen Körper stattfinden, damit die befruchtete Eizelle nicht wieder abgestoßen wird und optimale Wachstumsbedingungen bereitgestellt bekommt.

 „Der Fötus wird ohne Schwierigkeiten geboren, zur rechten Zeit, ohne Schmerzen, wenn die Spermien, die Eizelle, die Gebärmutter im besten Zustand sind und die Zeit der sexuellen Vereinigung unter besten Bedingungen abläuft und die Frau während der Schwangerschaft gesunde Nahrung zu sich nimmt.“
(Aus: Caraka Samhita Vol.1 by R.K. Sharma Bhagwan Dash, Chowkamba Sanskrit: Sarirasthana, Kap. II)

Wie und wann dieses große Geheimnis stattfindet, kann niemand genau sagen, aber wenn es dann zu einer Schwangerschaft kommt, erscheint es schon wie ein Wunder, wie schnell der weibliche Organismus sprichwörtlich auf den Kopf gestellt wird. Große „Umbauarbeiten“ müssen im weiblichen Körper stattfinden, damit die befruchtete Eizelle nicht wieder abgestoßen wird und optimale Wachstumsbedingungen bereitgestellt bekommt. Die Gebärmutterschleimhaut, die bisher im etwa 28 Tage Abstand regelmäßig abgestoßen worden ist, muss jetzt behalten werden. Über sie findet die Verbindung und Versorgung von Mutter zu Embryo statt. Aus ihr heraus und aus den Keimzellen der befruchteten Eizelle (Zygote) entsteht später die Plazenta, die zentrale Versorgungsstation des Embryos. Das Menstrualblut (Arthava) wird aus ayurvedischer Sicht umgewandelt und fließt jetzt in Richtung der Brüste, um dort die später benötigte Muttermilch (Sthanya) zu bilden. Der ganze weibliche Organismus ist auf Wachstum, Weichheit und Ausdehnung pro-grammiert. Die Veränderungen wirken sich auf alle Ebenen aus.

 

Kennzeichen einer Schwangerschaft

Kennzeichen einer Schwangerschaft:
- Ausbleiben der Menstruation
- Erhöhter Speichelfluss
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit und Erbrechen
- Verlangen nach sauren Dingen
- Verlangen nach alle-möglichen Dingen, ge-sunden und ungesunden
- Schwere im Körper
- Schweregefühl in den Augen
- Milcheinfluss in der Brust
- Dunkelfärbung von Lip-pen und Brustwar-zenhof
- Leichte Ödeme an den Füßen
- Erscheinen von kleinen Härchen am Körper
- Erweiterung der Vagina

Die frühesten körperlichen Symptome einer Schwan-gerschaft sind Anzeichen von Schwere und Müdigkeit, ausgelöst durch Wasseransammlungen im Mund und im Körper. Es kann zu übermäßigem Speichelfluss kommen, der zu lästiger Übelkeit und sogar zum Erbrechen führen kann. Schwangerschaftserbrechen ist eine konstitutionelle Problematik und sicherlich nicht leicht in den Griff zu bekommen. Man kann jedoch durch eine vorherige Panchakarmakur vor allem bei Kapha-Konstitutionen erreichen, dass das Erbrechen gar nicht erst so stark auftritt. Vor allem jedoch wird dadurch die Gefahr übergroßer Ödeme im Körper verhindert, die vielen Schwangeren vor allem in den letzten Monaten zu schaffen machen.

Rezept gegen Sodbrennen und Übelkeit
Geben Sie 10 Tropfen Zitronensaft, ½ Teelöffel Rohrzucker und ¼ Teelöffel KaiserNatron in ein Glas Wasser und trinken Sie es.

Gleichzeitig mit der Übelkeit tritt oft eine Geruchs- und Geschmacksüberempfindlichkeit auf. Die Schwangere verträgt wenig, der Appetit ist gering, obwohl der Hunger oft groß ist. Nach einiger Zeit treten wechselnde Essensgelüste nach verschiedenen Geschmacksrichtungen auf, denen die Schwangere in den ersten fünf Monaten unbedingt nachgeben muss. Das ist jedoch kein Freibrief zur hemmungslosen Schlem-merei. Essensgelüste nach minderwertigen Lebensmitteln (Chips, Schokolade, Cola) und so genanntem „junk food“ ist nicht zu verwechseln mit dem natürlinatürlichen Verlangen nach wechselnden Geschmacksrichtungen. Diese sollten Sie selbstverständlich nur mit gesunder und keineswegs mit schlechter Nahrung befriedigen.

Auch Augen und Brüste können sich schwer anfühlen. Erste Wasseransammlungen in den Füßen können auftreten. Bis zum 4. oder sogar 5. Monat ist es normal, dass die Schwangere sogar etwas an Gewicht verlieren kann. Müdigkeit und Trägheit gehören in dieser Zeit ebenso oft zu normalen Erscheinungen bis sich ab dem 5. Monat meist mehr Stabilität einstellt. Die höheren Schwangerschaftsmonate sind vom Wachstum und Kräftigung des Embryos gekenn-zeichnet. Appetit und Hunger sollten sich jetzt langsam steigern, während Übelkeit und Erbrechen besser werden sollten.
 
Vor allem ist es wichtig, dass das Körpergewicht der werdenden Mutter beginnt, stetig zuzulegen. Ideal wäre es, wenn Sie am Ende der Schwangerschaft ihr Gewicht je nach Konstitution zwischen 11 und 16 Kilogramm steigern würden. Alles darunter oder darüber ist nicht empfehlenswert und kann bei Mutter und Kind zu Problemen führen, die nicht selten über die Geburt hinaus anhalten. Um rechtzeitig entgegen-zuwirken, wiegen Sie sich am besten jeden Morgen und notieren Sie sich Ihr Gewicht. Oft tauchen bei einer übermäßigen Gewichtszunahme weitere körperliche Probleme mit auf wie beispielsweise Ödeme, Krampfadern oder Müdigkeit.

 

Die Entwicklung des Embryos

„Wenn die Tri-Doshas durch Defekte von Spermien und Eizelle, durch schlechten Taten aus den Vorleben (des Kindes), Störungen der Gebärmutter, (falschem) Essen und (falscher) Lebensweise der Mutter verdorben werden, führt dies zu Schäden der Form, Farbe, der Sinnesorgane und der motorischen Organe des Nachkommens. Wie ein Baum an einem reißenden Fluss während der Regenzeit von mittreibendem Treibholz, Steinen und Wasser beschädigt wird, so wird die Gebärmutter der Mutter von den verdorbenen Tri-Doshas geschädigt.“ (Aus: Caraka Samhita Vol.1 by R.K. Sharma Bhagwan Dash, Chowkamba Sanskrit: Sarirasthana, Kap. II)

Die ersten beiden Monate:

Ob eine befruchtete Eizelle tatsächlich neues Leben hervorbringt, ist in erster Linie von Ojas, dem feinstofflichen Lebensnektar abhängig. Ojas bleibt auch während der gesamten Schwangerschaft der ent-scheidende Faktor über die Entwicklung des werdenden Kindes. Nach der Befruchtung im Eileiter, nistet sich die Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut (Cervix) ein. Man nennt sie in diesem Stadium Gelbkörper. Dieser gibt unmittelbar nach der Einnistung ein so genanntes Gelbkörperhormon ab, sodass die Cervix nicht wie bisher abgestoßen wird, was ansonsten zu einer neuen Menstrualblutung führen würde. In den nächsten Tagen kommt es durch Zellteilung zu einem schnell wachsenden Zellhaufen, der sich bald in verschiedene Zellarten in die drei Keimblätter unterteilt. Bereits am 22. Tag, der Fötus ist gerade wenige Millimeter groß, beginnt das win-zige Herz erstmals zu schlagen. Auch hier ist Ojas der entscheidende Faktor, der das Herz des Embryos von alleine schlagen lässt.

„Bei der Empfängnis ist Ojas die Essenz von Eizelle und Spermium. Nach der Vereini-gung von Eizelle und Spermi-um ist Ojas der Sitz der Seele. Im zweiten Stadium ist es das flüssige Material (Dotter), das den Embryo umgibt und er-nährt. Und im dritten Stadium, wenn die Ausreifung der Organe entsteht, beginnen sie durch Ojas mit deren selbständiger Tätigkeit. (...) Der Einzug von Ojas im Herzen lässt den Herzschlag beginnen (am 22.Tag nach der Befruchtung).“  (Aus: Aus Caraka Samhita Vol.1 by R.K. Sharma Bhagwan Dash, Chowkamba Sanskrit Series Office, Varanasi 1995)

Ernährungstipp:
Trinken Sie besonders vor dem Schlafen ein bis zwei Tassen leicht warme Süßholzmilch oder Milch mit etwas Rohrzucker und essen Sie so viel Sie Lust und Hunger haben.

Rezept: Süßholzmilch
Zutaten: ½ Teelöffel Süßholzwurzel, 1 Tasse Milch, 1 Tasse Wasser
Zubereitung:  Alles zusammen in einen Topf geben und alles so lange köcheln lassen bis nur noch 1 Tasse Milch übrig ist.


Der dritte Monat:

Dieser Monat ist eine entscheidende Phase, weil jetzt aus ayurvedischer Sicht der Embryo ein eigenes Lebewesen ist. Die Sinnesorgane werden gebildet und die Plazenta, das große Verbindungsorgan zwischen Mutter und Embryo beginnt mit seiner Arbeit. Man nennt diese Phase im Ayurveda, das 2-Herzen-Stadium (dauhrda), weil der Embryo einen eigenen Herzschlag und bereits eigene Wünsche und Vorlieben hat. Das Herz des Embryos entsteht direkt aus der mütterlichen Quelle und ist über spezielle Kanäle direkt mit dem Herzen der Mutter verbunden.

Alle Essensgelüste, aber auch emotionalen Vorlieben des Embryos werden unmittelbar von der Mutter wahrgenommen. Sie entspringen also keineswegs der Mutter sondern sind Botschaften des kleinen Wesens in ihrem Bauch. Daher ist die maßvolle Erfüllung dieser Wünsche für die Entwicklung des Embryos so wichtig.
In dieser Zeit werden alle Grundstrukturen und Organe des Fötus angelegt. Es ist die Phase, in der sich der Körper immer weiter spezialisiert und ausdifferenziert. Die fünf Elemente (Mahabhutas) setzen den göttlichen Bauplan in Schöpfung um.

Ernährungstipp:
Ghee, Honig, leicht angewärmte Milch

Zubereitung von Ghee:
Zutaten: 1-2 Kilogramm gute Sauerrahmbutter
Zubereitung: Butter in einem großen Topf langsam erhitzen und auf mittlerer Stufe köcheln lassen. Nach ca. 1-2 Stunden –  je nach Menge – beginnt der Bodensatz braun zu werden. Dann Topf vom Herd nehmen, abkühlen lassen und durch einen feinen Filter durchlaufen lassen. Am besten im verschlossenen Glas außerhalb des Kühlschranks aufbewahren.

Der vierte Monat:

Hier wird der Körper weiter ausdifferenziert und der Embryo beginnt langsam an Größe und vor allem an Gewicht zuzunehmen. Die Schwangere fühlt in diesem Monat oft extreme Schwere im Körper.

Ernährungstipp:
In diesem Monat ist es wichtig, möglichst viel Butter zu sich nehmen, wenn sie vertragen wird.

Der fünfte Monat:

Neben dem immer schneller fortschreitenden Wachstum des gesamten Embryos wird in diesem Monat vor allem das Muskelgewebe (Mamsa-Dhatu) und das Blutgewebe (Rakta-Dhatu) aufgebaut. Die werdende Mutter kann daher sehr dünn und mager werden. Süße Nahrung und auch etwas Fleisch beispielsweise als Fleischsuppen sind in dieser Phase besonders wichtig.

Ernährungstipp:
Ghee, Hülsenfrüchte, Fleisch und Fleischsuppen, süße Nahrung.


Der sechste Monat:

In dieser Zeit wird Ojas im Körper des Embryos mehr und mehr aktiv. Es bilden sich jetzt vor allem die Stärke und die Ausstrahlung des Embryos. Auch Haare, Nägel und die Hautfarbe entstehen. Die Schwangere kann in dieser Zeit vermehrt matt, ohne Ausstrahlung und kraftlos sein.

Ernährungstipp:
Ghee oder am besten Süßholzghee (Radix Liquiritae).

Rezept: Süßholzghee
100 gr. Süßholzwurzel in 800ml Wasser einkochen bis auf 400ml. Danach abseihen und mit 400ml Ghee zusam-men so lange kochen bis nur noch das Ghee übrig ist.
Am besten 1 Teelöffel zusammen mit warmer Milch 2-3x/Tag trinken oder mit etwas getoastetem Brot essen.

Der siebte Monat:

Der Embryo ist jetzt vollständig ausdifferenziert. Ab jetzt werden alle Körpergewebe und Organe nur noch wachsen und kräftiger.

Ernährungstipp:
Ghee oder am besten Balaghee (Sida Cordifolia).

Rezept: Balaghee
100 gr. Balakraut in 800ml Wasser einkochen bis auf 400ml. Danach gut abseihen und mit 400ml Ghee zusam-men so lange kochen bis nur noch das Ghee übrig ist.
Am besten 1 Teelöffel zusam-men mit warmer Milch 2-3x/Tag trinken oder mit etwas getoastetem Brot essen.

Der achte Monat:

In dieser Zeit kommt es oft zu Schwankungen von Ojas. Ojas wandert durch die Verbindungskanäle zwischen Embryo und Mutter hin und her und daher fühlt sich die Schwangere oft sehr wechselhaft, manchmal voller Freude, dann wieder niederge-schlagen und traurig, je nach dem, wo Ojas sich gerade befindet. Wenn die werdende Mutter in dieser Zeit unvernünftig lebt, kann sogar eine Frühgeburt nicht ausgeschlossen werden. Es ist ein wichtiger Monat, in dem die Schwangere besonders vorsichtig sein sollte mit emotionalem Stress, Reisen, Aufregungen usw. Meditationen und Ruhe sind hier die wichtigsten Helfer, um Komplikationen zu vermeiden. Beim Yoga sind hier alle Übungen wichtig, bei denen die Füße hochgehalten werden und umgekehrt alle Übungen verboten, bei denen Abwärtsdruck auf den Unterleib und das Becken ausgeübt werden.

Sie sollten sich im achten Monat sehr schonen und zurückhalten. Bitte keine Reisen und Veranstaltungen besuchen. Aufregung und psychischer Stress vermeiden.

Der neunte Monat:

In dieser Phase stabilisiert sich Ojas wieder und die Geburtsvorbereitungen können beginnen.

 

In Kürze folgt im Ayurveda-Portal der Teil 2: Allgemeine Empfehlungen für Schwangere


Anschrift des Verfassers
Heilpraxis für Traditionelle Ayurveda Medizin
Dieter Scherer
Zugspitzstraße 76
82467 Garmisch-Partenkirchen
T 08821-912616

www.traditionelle-ayurveda.de
 


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