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Von Eulen und Lerchen - Schlafforschung und Ayur Veda

Von Eulen und Lerchen - Schlafforschung und Ayur Veda

11.05.2007 | von Dr. Hans H. Schäffler Der Ayur Veda empfiehlt, gegen 22:00 ins Bett zu gehen und gegen 6:00 aufzustehen. Damit ist er einer Meinung mit allen großen naturheilkundlichen Richtungen. Allerdings werden nur ca. 40% aller Menschen in dieser Ansicht ihre eigenen Erfahrungen wiederfinden. Es sind die Lerchen, Menschen die spontan zwischen 21:00 und 22:00 müde werden und morgens von selbst früh aufwachen.Die Eulen dagegen, also diejenigen, die abends nicht ins Bett und morgens nicht herausfinden, haben mit diesen Empfehlungen ihre liebe Not.

Nun ist der Ayur Veda den Eulen gegenüber unbarmherzig. Gerade die Langschläfer, so betonen die indischen Ärzte, müssen früh raus. Das ist zunächst erstaunlich, da doch der Ayur Veda sonst so gerne seine typengerechte Vorgehensweise betont. Wieso dürfen dann die Eulen nicht auf ihre natürlichen Bedürfnisse hören und ausschlafen?
 

Eulen und Lerchen in der Schlafforschung

Eine Klärung kommt zum Teil aus der modernen Schlafforschung. Der Mensch unterliegt zwei großen Rhythmen. Der eine ist durch die Drehung der Erde um sich selbst bedingt. Er führt zu einem 24 Stunden Takt, der nicht nur Schlafen und Wachen sondern auch eine Reihe von Stoffwechsel-Leistungen regelt.
Daneben hat jeder Mensch seinen eigenen inneren Rhythmus. Er kann in sogeannten Bunkerexperimenten bestimmt werden. Hier leben Menschen über mehrere Wochen ohne Uhr und ohne Sonnenlicht. Wachen, Schlafen und Essen folgen dann alleine dem inneren Rhythmus. Bei diesen Experimenten hat sich herausgestellt, dass der innere Rhythmus der Menschen unterschiedlich lang ist. Bei ca. 40% beträgt er in etwa 24 Stunden. Das sind die Lerchen. Bei ihnen stimmt also der innere Rhythmus mit dem 24-Stundentag überein.
Bei den Eulen dagegen beträgt der Eigenrhythmus 26 Stunden und länger. In extremen Einzelfällen liegt er bei 50 Stunden. Das bedeutet, dass bei den Eulen die innere Uhr zum Teil erheblich nachgeht. Deshalb werden sie später müde und werden morgens später wach. Eulen sind damit in einem ständigem Jetlag. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Leistungsfähigkeit und die allgemeine Gesundheit. Eulen brauchen ein weitaus höheres Maß an Genussmitteln, um in Schwung zu kommen. Bei ausgeprägten Eulen liegt der Prozentsatz an Rauchern bis zu 7 mal höher als bei den Lerchen.
Der soziale Rhythmus folgt den Lerchen, obwohl sie in der Minderzahl sind. Die Ursache dürfte darin liegen, dass es vor der Erfindung des elektrischen Lichtes wichtig war, das Tageslicht auszunützen. Und gerade in alten bäuerlichen Gesellschaften war das frühe Aufstehen ein Muss, um die anstehende Arbeit bei Tageslicht verrichten zu können.
Deshalb fängt in den Sprichwörtern der frühe Vogel immer noch den Wurm und dass Morgenstund Gold im Mund hat, weiß jedes Kind, auch wenn es völlig unausgeschlafen auf der Schulbank sitzt.


Synchronisation von innen und außen

Es ist das Tageslicht, dass den inneren mit dem äußeren Rhythmus synchronisiert. Ein Teil des Lichts, das in die Augen fällt, wird nicht zum Sehen benutzt sondern informiert das Gehirn über die Lichtintensität. Dementsprechend
wird die Hormonproduktion reguliert.
Das Schlafhormon ist das Melatonin. Wenn abends weniger Licht in die Augen fällt, nimmt die Produktion von Melatonin zu. Morgens mit dem hellen Sonnenlicht wird die Melatoninbildung eingestellt. An seine Stelle tritt das Serotonin, das als »Glückshormon « das Wohlbefinden anhebt. Für die Eulen wäre es deshalb wichtig, sich morgens im Freien zu bewegen. Sie signalisieren damit ihrem Gehirn, dass es Tag ist. Dadurch bleiben sie im Takt. Natürlich ist für ausgeprägte Eulen das frühe Aufstehen hart. Indem sie sich aber dem Licht aussetzen, synchronisiern sie zumindest ihren inneren Rhythmus mit dem Tagesablauf. Wer morgens keine Möglichkeit für einen Aufenthalt im Freien hat, kann sich alternativ dazu eine Lichtdusche anschaffen. Sie sollte aber dann auch wirklich morgens benutzt werden.

Nachmittags dagegen sollten Eulen im Freien eine Sonnenbrille tragen, um das Gehirn schon vorzeitig auf den Abend einzustimmen. Aus dem gleichen Grund sollte man nicht zu spät am Bildschirm arbeiten oder Fernsehen.
Für die Lerchen sind die Empfehlungen umgekehrt. Sie können sich gerade am späten Nachmittag intensiv der Sonne aussetzen. Sie werden dadurch nicht so früh müde.

Neben diesen grundsätzlichen Überlegungen zum Biorhythmus hat der Ayur Veda noch eine Reihe bewährter Tipps, die das Einschlafen fördern.
Dazu gehören die warme Milch mit Honig, das Einmassieren der Füße mit Öl oder Ghee, ein entspannender Abendspaziergang, Entspannungsverfahren wie Yoga oder Meditation, ein leichtes kohlehydratbetontes Abendessen und entspannende Aromaöle.Bei hartnäckigen Schlafstörungen sollte die ayurvedische Kur nicht vergessen werden. Sie baut in der Regel die innere Anspannung so weit ab, dass wieder ein erholsamer Schlaf möglich wird. Auch ayurvedische Kräuterpräparate sind eine gute Hilfe. Hervorzuheben sind dabei die Pflanzen Brahmi und Ashvagandha.

 

Autor:

Dr. Hans H. Schäffler
Ayur Veda Gesundheitszentrum im Schloss Pichlarn

www.ayur-veda.at  

 

Titelbild: Photo by zeroquattro Art on Unsplash


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