Frühling - Zeit des Erwachens und der Reinigung im Ayurveda

Mit der Wintersonnenwende beginnt der nördliche Lauf der Sonne und endet mit der Sommersonnenwende. Während dieser Zeit werden die Tage wieder länger und die Energie der Sonne nimmt stetig zu. Betrachtet man die Jahreszeiten im Ayurveda, so wechselt im Frühling die bestehende VATA-Zeit in die KAPHA-Zeit. Die Natur und die Tiere erwachen aus Ihrem Winterschlaf und neues Leben erblüht auf vielfältige Weise. Auch wir Menschen werden wieder aktiver und sehnen uns nach den ersten, wärmenden Sonnenstrahlen. Im Winter haben wir uns (ganz so wie es unsere Mutter Erde uns vormacht) zurückgezogen und genährt, damit wir die kalte, trockene und triste Jahreszeit des Winters gut überstehen können.

Der Beginn der Kapha-Zeit ist in jedem von uns spürbar. Kapha ist das Prinzip der Verbindung und bildet Struktur in unserem Körper. Weil die angesammelten Kapha-Elemente Erde und Wasser durch die wärmenden Sonnenstrahlen in unserem Körper zum Fließen gebracht werden, wird der Stoffwechsel und somit unser Verdauungsfeuer geschwächt. Wir sind müde, antriebslos und neigen jetzt häufig zu Erkrankungen der Atemwege mit Schleimabsonderungen.

Was können wir also dagegen tun? Das Frühjahr ist traditionell die Zeit der Reinigung auf ganzheitlicher Ebene. Der Leitgedanke des Entsagens entstand ursprünglich aus einem religiösen und spirituellen Antrieb heraus. Heute erfüllt die Fastenzeit aber durchaus auch weitreichende therapeutische Zwecke, so wie wir es z.B. auch im Ayurveda anwenden. Betrachten wir den spirituellen Aspekt, so gibt es viele Kulturen, die die Zeit des Fastens als Hinwendung zu Gott oder der göttlichen Instanz sehen.
Es gibt vielfältige Möglichkeiten und Beweggründe der Reinigung, sei es die spirituelle Weiterentwicklung, Entsagung von weltlichen Gelüsten oder einfach die Reinigung von Körper und Geist. Wie schon zuvor beschrieben, gibt es Ursachen für die Schwere im Körper. Wir sollten uns jetzt jahreszeitengerecht verhalten, und ganzheitliche Kapha-reduzierende Maßnahmen auf allen Ebenen ergreifen. Je nachdem, welches Dosha im Körper vorherrscht, sollten auch die Empfehlungen darauf abgestimmt werden. So kann ein Kapha-dominierter Mensch sehr gut fasten (der mag dies aber nicht, weil er gerne isst!), ein Pitta-geprägter Mensch kann gut fasten (wird aber spätestens zur Mittagszeit ungenießbar, weil er es ohne Essen nicht aushalten kann), aber ein Vata-dominierter Mensch sollte keinesfalls eine richtige Fastenkur machen (obwohl der das ganz toll könnte, schon allein wegen der feinstofflichen Erfahrungen, die bei diesen Menschen gerne im Vordergrund steht). Diese Beschreibungen stellen einen kleinen Einblick in die unterschiedlichen Verhaltensweise eines Menschen dar.

Grundsätzlich kann aber jeder gesunde Mensch einige reduzierende Maßnahmen ergreifen, die keinem Dosha Schaden zufügen. Falls keine Fastenkur gemacht wird, sollte die Hauptmahlzeit in jedem Fall mittags, und das leichte Essen am Abend nicht mehr nach 18.00 Uhr eingenommen werden. Während dieser Zeit (die für jedes Dosha individuell festgelegt wird) sollte auf Fleisch, Fisch, Eier, Käse, Milchprodukte, zu süße, fette und ölige Speisen verzichtet werden. Gut geeignet sind ausleitende Nahrungsmittel und Tees aus Löwenzahn, Brennessel sowie leichte Gemüse- und Reis-Dalsuppen mit frischen, bitteren Gemüsen und Kräutern. Alle Speisen sollten leicht verdaulich sein. Der bittere Geschmack regt den Stoffwechsel und somit die Ausleitung der über den Winter festgesetzten Schlacken (Ama) an. Zur Lösung von Ama gibt es spezielle Rezepturen in der ayurvedischen Küche und Kräuterapotheke, bitte fragen Sie Ihren Ayurveda Therapeuten, er wird das passende für Sie zusammenstellen. Für eine optimale Unterstützung der entschlackenden Ernährung, sorgen ayurvedische Massagen. Bevorzugt werden hier alle Massagen angewendet, die den Abbau von Kapha unterstützen. Die vom Ayurveda Therapeuten individuell zusammengestellten Massagen und Kräuterölmischungen sind für die ganzheitliche Reinigung eine sinnvolle Ergänzung. Traditionell ist das Frühjahr die Zeit für eine Panchakarma Kur. Die Voraussetzungen sind jetzt gut gegeben, da wir empfänglich für alles Neue sind.

Zu den individuellen Ernährungsempfehlungen sollte auch ein fein abgestimmtes Bewegungsprogramm durchgeführt werden, damit der Körper seine überschüssigen Schlacken- und Fettdepots abbauen kann.

Nachfolgend finden Sie ein Rezept für eine leichtverdauliche und reinigende ayurvedische Frühjahrssuppe. So gut vorbereitet können wir  leicht beschwingt, gereinigt und mit guter Laune den Frühling mit offenem Herzen begrüßen.

Ihre Sibylle Michaela Balkow

Rezept für eine reinigende Ayurvedasuppe
Je 25g Hafer & Reis geschrotet, trocken in der Pfanne kurz anrösten, dann mit 350ml Wasser aufgießen und 1 kleines Stück Lauch, 1 kleine Karotte sowie 1 dünne Selleriescheibe (alles fein gewürfelt), etwas Ingwer gerieben, ca. ½ Tl Kümmel, einige Stiele Mediterrane Kräuter und ganz wenig Salz hinzufügen, kurz vor Ende der Garzeit etwas fein geschnittenes Selleriegrün hinzufügen, alles zusammen fertig köcheln und servieren. Bon Appetit!
 

Sibylle Michaela Balkow ist Dipl. Ayurveda Therapeutin für Ernährung,  Ayurveda Köchin, Massagetherapeutin, sowie Dozentin für Ayurveda an verschiedenen Einrichtungen und in der eigenen Praxis in Bremen, dem Ayurveda Zentrum "Ojas". Zum Ayurveda gesellt sich ihre Leidenschaft für die traditionellen schamanistischen Heilverfahren unserer Vorfahren, sie leitet u.a. Reisen, Seminare und Rituale zu Natur- und Jahreskreisfesten. Für www.radioweser.tv in Bremen produziert und sendet sie ihre eigene Radiosendung „GlobalRadio X-perience„.

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Titelbild: © Johanna Kriefall