Erkältungskrankheiten (grippaler Infekt) - mit Ayurveda vorbeugen und behandeln

Auch die Schulmedizin empfiehlt eine rechtzeitige Behandlung, um beispielweise der Komplikation einer sog. bakteriellen Superinfektion entgegenzuwirken. Die Ansätze ayurvedischer Behandlungsprinzipien sind jedoch individueller ausgerichtet und berücksichtigen neben der vorhandenen Symptomatik die persönliche Konstitution des Menschen.

Die folgenden Erklärungen von Erkältungen aus ayurvedischer Sicht, legen in Kürze grundlegende Behandlungsansätze dar und können dem Anspruch auf Vollständigkeit, dieser komplexen Form der Gesundheits- und Heilkunde nicht gerecht werden.

Vorbeugung

Ernährungsumstellung oder -anpassung

Besonders in den Übergängen zwischen den Jahreszeiten treten vermehrt Erkältungen auf. Der Körper muss sich an bestimmte neue klimatische Umstände anpassen und ist in dieser Zeit besonders anfällig. Ayurveda empfiehlt zur windigen, kälteren Jahreszeit (das Wind-Element nimmt zu) die Ernährung, entsprechend den neuen Bedingungen umzustellen und anzupassen. Sie sollte den Körper von innen wärmen, darf etwas schwerer sein als im Sommer, jedoch trotzdem leicht verdaulich sein und den Körper nicht belasten.

Hierfür ein Beispiel: eine warme Gemüsesuppe am Abend erfüllt die oben genannten Eigenschaften und ist einem kalten, schwer verdaulichen Käse- oder Wurstbrot vorzuziehen - Yoghurt am Abend sollte auf jeden Fall gemieden werden, da es die Körperkanäle (Shrotas) verstopft und somit Stoffwechselvorgänge behindern kann.

Am Morgen kann ein leicht scharfer Ingwertee (evt. gesüßt mit etwas Honig) gute Dienste leisten. Dieser regt die Verdauung an, wärmt den Körper und stärkt den Atemtrakt.

Den Körper entschlacken

Auch Frühjahrmüdigkeit und Frühjahrsgrippe sind aus Sicht der Ayurveda Heilkunde zu erklären. Eine gewisse Schwere hat sich im Laufe des Winters angesammelt (Zunahme der Elemente Erde und Wasser) - jetzt ist die Zeit gekommen den Körper zu entschlacken, evt. blutreinigende Mittel einzunehmen und falls es die Konstitution erlaubt, zu fasten oder eine intensive Reinigung in Form einer traditionellen Panchakarma Kur durchzuführen.

Gute Verdauung

Eine gut funktionierende Verdauung spielt bei der ayurvedischen Gesunderhaltung eine weitere wesentliche Rolle. Eine verminderte Verdauung bildet den Nährboden für unerwünschte Ansammlungen im Körper (sog. Ama) und bildet eine wesentliche Ursache für die Entstehung von Krankheit.
Eine zu starke Verdauungsaktivitität ist ebenfalls unerwünscht und führt zu einer verminderten Stabilität des Körper und letztendlich zu einer Schwächung der körpereigenen Abwehrkräfte.

Klassische Ölmassagen unter fachgerechter Anwendung

Foto von Andrea Piacquadio von Pexels

Eine weitere Möglichkeit das Immunsystem zu stärken, sind die klassischen Ayurveda Ölmassagen - Abhyanga. Auch hier ist auf eine fachgerechte Anwendung im Sinne der alten Ayurveda Schriften zu achten. Eine unsachgemäße Anwendung von Ayurveda Ölen, Massagetechniken oder eine nicht Beachtung des individuellen Allgemeinzustandes kann durchaus negative Auswirkungen auf den menschlichen Organismus ausüben.

Ein weiteres Mittel eine Erkältung zu vermeiden, ist die Schulung der eigenen Sinneswahrnehmung und die Sensibilisierung auf eventuell vorhandene Frühsymptome.
Kopfschmerzen oder Druckgefühl, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Schwere des Körpers und der Gliedmaßen können Vorboten für einen grippalen Infekt darstellen.
Nun ist es an der Zeit, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, das natürliche Gleichgewicht wieder herzustellen und für eine Regeneration zu sorgen.
Ausreichend Schlaf kann ein wirksames Mittel sein, zu einer Erholung des Körpers beizutragen.
Auch die Verdauung sollte "ihre Ruhe" bekommen. Sehr schwer verdauliche Nahrungsmittel wie z.B. Hartkäse, Fleisch, sowie sehr ölige oder frittierte Speisen sollten jetzt gemieden werden.

Triphala als vorbeugende Ausleitung

Ein wirksames Heilmittel aus der Ayurveda Medizin ist Triphala. Triphala besitzt milde ausleitende Wirkung, zählt jedoch zu den Rasayanas - also aufbauenden Präparaten der Ayurveda Phytotherapie. Auf Grund der ausgleichenden Wirkung auf die fünf Elemente kann es für eine einmalige Anwendung empfohlen werden. Andere Heilpflanzen sollten individuell verabreicht werden und der persönlichen Konstitution angepasst werden.
 

Behandlung aus ayurvedischer Sicht

Eine rechtzeitige Behandlung auch einer "einfachen" Erkältung wird bereits in alten Schriften des Ayurveda ausdrücklich empfohlen. Werden geeignete Gegenmaßnahmen zu spät eingeleitet bzw. erfolgt keine vollständige Heilung der Erkrankung können chronische Folgeerkrankungen daraus resultieren (z.B. chronische Sinusitis, Bronchitis oder andere entzündliche Erkrankungen)

Grundsätzlich sind die Maßnahmen zur Behandlung von Erkältungskrankheiten denen der Vorbeugung sehr ähnlich. Sie zielen u.a. darauf ab, die körpereigene Abwehr zu mobilisieren und die Entstehung von Ama zu vermeiden, bzw. falls schon vorhanden aus dem Körper zu eliminieren. Hierfür werden Heilpflanzen aus der Ayurveda Medizin eingesetzt und/oder bestimmte Nahrungsmittel empfohlen.

Auszeit vom Alltagsleben

Genauso wie bei der Prophylaxe kann eine Auszeit vom Alltagsleben dienlich sein. Eine Krankheit ist zumeist ein Ausdruck des Körpers dafür, dass das natürliche individuelle Gleichgewicht gestört ist und einer Regeneration bedarf. Unsere schnelllebige, hektische Zeit sorgt oftmals für ein erhebliches Stresspotential und ist geradezu prädestiniert dafür, dass die leichten Elemente Wind und Raum sich in unserem Körper ansammeln. Bettruhe kann ein einfaches aber wirksames Mittel darstellen diese "Ansammlung von Bewegung und Leichtigkeit" zu besänftigen.

Foto von Andrea Piacquadio von Pexels

Heilmittel und ihre Auswahlkriterien

Es gibt zahlreiche Heilpflanzen der Ayurveda Medizin, die bei der Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt werden. Natürlich können auch einheimische Kräuter und Pflanzen angewendet werden und lassen sich nach Ayurveda Terminologie einteilen. Wichtig ist es, sich die vorhandenen Symptome genau anzuschauen und danach zu behandeln.

Wichtige Kriterien für die Auswahl geeigneter Mittel sind unter anderem:

	ist Fieber vorhanden
	ist Husten vorhanden
	welche Qualität hat der Husten (trockener Reizhusten oder starker Auswurf / Schleimbildung, Farbe des Sputums)
	besteht eine Schwellung der Lymphknoten, wie ist der Allgemeinzustand u.s.w.
	besteht eine Rhinitis oder Sinusitis ("Schnupfen" oder Entzündung der Nasennebenhöhlen)

Wichtige indische Heilpflanzen der Ayurveda Phytotherpie sind u.a.:

	- Vasaka (Adhatoda vasica) - bei Husten und Fieber
	- Bala (Sida Cordifolia) - bei Schwächezuständen
	- Trikatu (Piperlongum, Piper nigrum und Zingiber officinalis) - bei Husten und Fieber
	- Dasamoola Arishta - ein Kräuterwein aus verschiedenen Wurzeln hergestellt - Stärkung des körpereigenen Immunsystems
	- Einheimische Heilpflanzen, die zur Anwendung kommen, sind: Eibisch (Althaea officinalis), wilde Malve (Malva silvestris), Königskerze (Verbascum densiflorum), Schlüsselblume (Primula veris), Spitzwegerich (Plantago lanceolata).

Diese wirksamen Heilpflanzen sollten von einem erfahrenden Arzt oder Heilpraktiker verordnet werden - und sollten, auf die individuelle Grundkonstitution, sowie bestehende Symptomatik persönlich abgestimmt werden.

Anschrift des Verfassers:
Agasthya – Praxis für Ayurveda und Naturheilkunde
Stefan Isop
Fougèresstraße 15
53902 Bad Münstereifel
Tel.: 02253 / 54 14 96
www.ayurvedaisop.de

Titelbild: Bild von Anastasia Gepp auf Pixabay;