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Die Frau in der Menopause aus ayurvedischer Sicht, Teil 2

Die Frau in der Menopause aus ayurvedischer Sicht, Teil 2

23.08.2015 | von Dieter Scherer Ich bewundere jede Frau, die sich für einen ganzheitlichen Weg durch die Wechseljahre entscheidet und diesen, trotz vielfältiger Beschwerden auch tatsächlich durchhält. Wir alle wurden geboren, entwickeln uns bis zur Reife, um dann mehr und mehr zu altern und irgendwann unseren Körper wieder zu verlassen. So ist der Lauf der Dinge und nichts wird diesen Lauf aufhalten oder verändern können.

Der natürliche Weg durch den Wechsel

Die Medizin und die Pharmaforschung versucht uns seit langer Zeit einzureden, dass ewige Jugend und ein längeres Leben ohne Krankheiten nur noch eine Frage der Zeit sind. Mit jeder neuen Entdeckung, glaubte man den Mechanismus für Tod und Krankheit entschlüsselt zu haben und auch jetzt, glauben nicht wenige Forscher, dass mit der Gentechnik endlich diese Dinge möglich sein werden. Niemand weiß, was in den Köpfen mancher Laboranten und Wissenschaftler so alles herumspukt und was für „sensationelle“ neue Entdeckungen noch auf uns warten mögen, aber eines sollten sich diejenigen bewusst machen, die einen natürlichen Lebensweg gehen wollen. Der Weg der menschlichen Wissenschaft wird immer weniger intelligent sein, als der der Natur. Der Mensch wird sich nie über die Gesetze des Universums, Gottes Schöpfung erheben können. Die Natur ist nämlich keineswegs dumm oder schlecht konstruiert. Sie wird nur leider von den Wenigsten verstanden.

Das ganze Leben verläuft in verschiedenen Phasen ab. Wenn Sie in den Wechsel kommen, wird Ihre weibliche Fruchtbarkeit zugunsten Ihrer geistigen Fruchtbarkeit geopfert. Sie werden in eine Ebene erhoben, in der von Ihnen nicht mehr materieller „Nachwuchs“ verlangt wird, sondern geistiger.
Nur ein erfahrener, gereifter Mensch kann jedoch geistige Früchte tragen. Ein Mensch, der mit allen Mitteln versucht jung auszusehen, der sich ausschließlich auf seine äußere Hülle, den Körper konzentriert wird auch innerlich unreif bleiben. Er kann sich nicht wirklich mit sich und seinen Realitäten auseinandersetzen. Daher haben Sie allein schon mit der Akzeptanz Ihrer Wechseljahre eine geistige Meisterschaft erreicht. Heißen Sie die neue Phase genauso wie alle anderen Phasen zuvor willkommen. Die Natur hat Ihnen Ihren neuen gebührenden Platz zugewiesen.
 

Die Konstitutionen und die Wechseljahre

Die Vata-Konstitution

Für viele Vata-Frauen ist der Wechsel eine große Herausforderung. Sie fühlen sich schnell überfordert, geistig wie körperlich. Ständig sind neue Beschwerden da, alles ist in Aufruhr. Vor allem die geistigen Beschwerden machen den Betroffenen oft schwer zu schaffen. Ängste und Unruhe führen schnell dazu, dass sich Vata-Frauen sehr unwohl in ihrer Haut fühlen. In schlimmen Fällen kann es sogar zu depressiven Verstimmungen kommen, die unbedingt rechtzeitig behandelt gehören. Aber auch körperlich lässt die Kraft nach. Sie kann ihrer täglichen Routine kaum noch nachkommen. Die Hitzewallungen treten sehr wechselhaft auf und sind oft begleitet mit Kälteschauer und Angst. Die Menstruation ist sehr irregulär, manchmal Monate keine, dann wieder alle 14 Tage. Sie sind begleitet von überstarken oder sehr schwachen Blutungen.

Vata-Frauen leiden meistens an folgenden Beschwerden:

Ängstlichkeit, Panikattacken
Nervosität, Unruhe
Depressionen
Stimmungsschwankungen
Schlaflosigkeit
Sehr unregelmäßige Blutungen
Wechselhafte, trockene Hitzewallungen
Kältegefühle, Kälteschauer
Nervöses Herzstolpern
Verstopfung
Trockenheit der Vagina
Verlust der Hautelastizität
Gelenkschmerzen
Migräne


Tipps für Vata-Naturen

Ganz wichtig ist, dass Sie sich nicht überfordern und öfter ausruhen. Halten Sie sich streng an eine Vata beruhigende Ernährung und achten Sie auf einen aus-geglichenen Tages- und Nachtrhythmus. Yoga und Meditation geben Ihnen die richtige Unterstützung, um diese Phase zu bewältigen. Ayurvedische Ölmas-sagen und tägliche Selbstölung mit Sesam- und Mandelöl werden Ihnen helfen, Ihre innere Mitte schneller wieder zu finden. Nichts wird Ihnen so viel Kraft und innere Ruhe geben können wie Yoga und Meditation. Lassen Sie beides zu einem wichtigen Teil Ihres täglichen Lebens werden.

So beruhigen Sie Ihr Vata-Dosha:

Warme und kräftige Speisen und Getränke
Viel Milchprodukte
Gewürze (Fenchel, Ingwer, Kreuzkümmel)
Kaffee und Tee weglassen
Regelmäßiger Tag/Nachtrhythmus
Mindestens acht Stunden Schlaf
Ruhepausen am Tag einlegen
Meditation und Yoga
Nur leichten Sport treiben.

Ein guter Tee für Vata-Frauen:

1 TL Süßholzwurzel, 3 Safran-fäden und ½ TL Ingwerpulver in 1 Tasse Wasser und 1 Tasse Milch kochen bis nur noch 1 Tasse Milch übrig ist. Warm mit etwas Rohrzucker trinken.

Die Pitta-Konstitution

Pitta-Frauen sind diejenigen, die am meisten unter den Hitzewallungen leiden. Das ganze Pitta-Feuer der letzten Jahrzehnte scheint ihnen aus den Poren zu schießen und nicht selten werden sie von mehreren Hitzeanfällen in der Stunde geplagt. Auch nachts wachen sie öfter schweißgebadet auf und müssen ihr Nachthemd mehrmals wechseln. Auch Brenngefühle unter der Haut oder an verschiedenen Stellen des Körpers werden oft erwähnt. Sie sind äußerst gereizt, streitsüchtig und empfindlich. Sie können sehr schnell hochgehen, kühlen sich auch zum Glück auch schnell wieder ab.

Pitta-Frauen leiden meistens an folgenden Beschwerden:

Hitzewallungen mit Schweiß
Hitzegefühle
Nachtschweiß
Ärger, Zorn
Sehr empfindlich gegen Reize
Sehr starke Blutungen
Brenngefühle am Körper, auf der Haut und am Unterleib
Hautausschläge, Pickel
Intoleranz gegen äußere Hitze und Sonneneinstrahlung
Bluthochdruck und Blutdruckbedingten Kopfschmerzen


Tipps für Pitta-Naturen:

Die wichtigste Maßnahme für Pitta-Frauen ist herunterkühlen. Essen Sie kühlendes, aber nicht saures Obst. Trinken Sie kühlende Getränke, aber niemals eisgekühlt. Vermeiden Sie Stress, Hektik, zu langes Arbeiten und zu spätes Abendessen. Auch hier sind regelmäßige Meditationen wichtig, um den Stress besser zu bewältigen. Eine gute Maßnahme ist ein kühles Fußbad 10-15 Minuten lang kurz vor dem Schlafen gehen und tagsüber immer wieder mit kühlem Wasser das Gesicht besprenkeln.
Kokosnussöl an Kopf und Füßen mindern ebenfalls die innere Hitze.
Auch mental sollten Sie sich mit kühlenden, sprich beruhigenden Methoden beschäftigen. Wenn Sie beruflich stark belastet sind, versuchen Sie entweder einen Gang zurückzuschalten oder schaffen Sie sich kleine Erholungs- und Erfrischungsoasen im Alltag.

So beruhigen Sie Ihr Pitta-Dosha:

Kühlende Speisen (Salate, Zucchini, Gurken)
Kühlendes Obst (Mango, Melone, Apfel, Trauben, Birnen)
Kühlende Getränke
Keine scharfen Gewürze, nur wenig saure, salzige Speisen
Kaffee und Tee weglassen
Nicht mehr nach 20.00 Uhr essen und nicht später als 23.00 Uhr ins Bett gehen.
Meditation und Yoga
Nur leichten Sport treiben
Tragen Sie Perlenschmuck

Tees um die Hitze des Körpers zu lindern:

1 TL Koriandersamen und 1 TL Kreuzkümmel in 1 Liter Wasser 20 min. kochen lassen und kühl trinken.
Oder 1 TL Süßholzwurzel in 1 Tasse Wasser über Nacht stehen lassen, am nächsten Morgen kurz erwärmen und zimmerwarm trinken.

Die Kapha-Konstitution

Kapha-Frauen leiden vor allem unter der stetigen Gewichtszunahme, die sie immer langsamer und unbeweglicher machen. Trägheit und Müdigkeit sind häufige Beschwerden, die Sie jedoch nur mit körperlicher Tätigkeit bessern können. Körpersäfte sammeln sich an und können zu Lymphstauungen und Ödemen führen. Hitzewallungen werden jedoch oft nicht als unangenehm empfunden, sind aber mit viel Schweiß verbunden. Die allgemeine Schwere schlägt sich auch gerne aufs Gemüt und kann Traurigkeit, Depressionen und Nostalgie auslösen.

Kapha-Frauen leiden meistens an folgenden Beschwerden:

Gewichtszunahme
Trägheit, Lethargie, Müdigkeit
Wasseransammlungen (Ödeme)
Pilzinfektionen
Träge Verdauung
Depressionen, Schwermut


Tipps für Kapha-Naturen

Kapha-Frauen müssen sich motivieren viel Sport und Bewegung zu haben. Stellen Sie sich nicht nur körperlichen sondern auch geistigen Herausforderungen. Leichte, scharfe und warme Kost sind ebenfalls ganz entscheidend. Scharfe Gewürze verbessern nicht nur die Verdauung sondern erhöhen auch das innere Feuer und die Motivation. Zu langer Schlaf und vor allem Tagesschlaf sollten strikt unterlassen werden. Vorsicht vor zu viel Salz und Süßigkeiten. Regelmäßiges Fasten und Entschlacken sind dringend notwendig. Geistig sollten Sie sich ebenfalls von alten und unnötigen Belastungen befreien. Entrümpeln Sie immer wieder Speicher und Keller von Gegenständen, die Sie nicht mehr brauchen.

So beruhigen Sie Ihr Kapha-Dosha:

Warme Speisen und Getränke
Leichte Kost, viel Ge-müse, Gerste und Dinkelprodukte
Scharfe und bittere Ge-würze (Ingwer, Pfeffer, Kurkuma)
Wenig trinken.
Weniger als sieben Stunden schlafen, vor 6.00 morgens aufstehen
Viel Sport und Bewegung
Wenig Süßes, Salz, Saures und Kaltes zu sich nehmen

Ein guter Tee, der Kapha-Konstitutionen bei der Entschlackung hilft:

6-8 Gewürznelken in einem Mörser zerstoßen, in 1 Liter Wasser kurz aufkochen und in einer Thermoskanne aufbewahren. Warm trinken.

Empfehlenswerte Heilpflanzen und Nahrungsmittel

Ein Hauptgrund für die zahlreichen Begleiterscheinungen der Wechseljahre ist der Rückgang der körpereigenen Hormonproduktion von Östrogen und Gestagen. Der große Vorteil der natürlichen Hormone, die so genannten Phytohormone, liegt in ihrer guten Verträglichkeit.


Heilpflanzen mit Phytoöstrogenen

Traubensilberkerze (Cimicifuga):

Mehrere Untersuchungen haben gerade in letzter Zeit bewiesen, dass die Traubensilberkerze äußerst wirksam gegen Wechseljahrbeschwerden wirksam ist. Ihre Phytoöstrogene wirken nämlich im weiblichen Körper – im Gegensatz zu den synthetischen Östrogenen – nur dort, wo sie gebraucht werden wie Östrogen. An den Körperstellen jedoch, wo eine östrogene Wirkung unerwünscht oder gar schädlich wäre, wirken sie wie ein Anti-Östrogen, also genau gegenteilig. Es konnte sogar festgestellt werden, dass die Wirkstoffe der Traubensilberkerze die Vermehrung von Brust- und Gebärmutterkrebszellen sogar hemmt. Außerdem ist erwiesen, dass sie einen Knochen aufbauenden Effekt hat und somit gegen Osteoporose schützt.

Rotklee (Trifolium pratense):

Auch der Rotklee ist eine Heilpflanze, die reich an Phytohormonen ist und gut gegen Wechseljahrbeschwerden wirkt. Sie kann als Medikament oder angepflanzt im heimischen Garten auch als Salatbeigabe zugeführt werden.

Saraca indica (Ashoka):

Ashoka ist eine der wichtigsten ayurvedischen Heilpflanzen in der Menopause. Der Name bedeutet wörtlich übersetzt sorgenfrei. Sie kann gegen fast alle Beschwerden der Wechseljahre eingesetzt werden. Sie kühlt die Hitzewallungen, hat einen stark östrogenartigen Effekt und hemmt überstarke Blutungen.

Asparagus racemosus (Shatavari):

Shatavari ist besonders bei Frauen angezeigt, die frühzeitig gealtert sind oder unter Osteoporose leiden. Es ist ein verjüngendes Tonikum (Rasayana) besonders für die weiblichen Fortpflanzungsorgane und die Knochen. Nach Gebärmutterentfernung ist Shatavari hervorragend zur Heilung geeignet.

Aloe vera (Kumari):
Aloe vera dürfte mittlerweile jederfrau durch den Boom der vergangenen Jahre bekannt sein. Allerdings wird es heutzutage von vielen Anbietern gegen allzu viele Beschwerden angeboten, was sicherlich übertrieben ist. Kumar heißt wörtlich Jungfrau und ist im alten Indien die Bezeichnung einer jungen Frau zwischen erster Menses und Hochzeit. Kumari reguliert allerlei Menstruationsbeschwerden und lindert Mensesschmerzen. Sie fördert die Menstruation und entstaut dadurch den Unterleib. Kumari hat auch einen kühlenden Effekt auf die Hitzewallungen. Es muss jedoch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.


Nahrungsmittel mit Phytoöstrogenen

Sojabohnen, Bohnen, Linsen, Getreide
Hopfen, Hafer, Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Flachsamen, Erdnüsse
Spargel, Süßkartoffeln, Karotten, Knoblauch, Brokkoli
Granatapfel, Apfel, Kirschen


Lesen Sie hier "Die Frau in der Menopuase aus ayurvedischer Sicht - Teil 1".

Entnommen aus dem Buch "Das Gesundheitsbuch für Frauen - Sanfte Heilmethoden für Körper, Geist und Seele " von Dieter Scherer.
Das Buch können Sie hier bestellen.
 

Titelbild: Photo by Walter Gadea on Unsplash

Anschrift des Verfassers:
Heilpraxis für Traditionelle Ayurveda Medizin
Dieter und Barbara Scherer
Zugspitzstraße 76
82467 Garmisch-Partenkirchen
www.traditionelle-ayurveda.de

Quellen:

British Medical Journal, 1992;305:1403-8
Weitere Infos dazu unter: ww.aerztlichepraxis.de/aktuell/artikel/1047905674/gynaekologie/klimakterium
The Lancet Vol.362 Nr.9399, www.thelancet.com
The Guardian vom 8.8.2003
www.medical-tribune.de: Daten aus der Million Women Studie
www.studien.de: Die Million Women Studie
www.bfarm.de Bescheid vom 20.06. und 13.08.2003
www.bfarm.de Bescheid vom 8.12.2003. Sehr empfehlenswert für alle Frauen in diesem Zusammen-hang ist der Fragen-Antwort-Katalog der BfArM, der unter www.bfarm.de einzusehen ist.
Der Heilpraktiker und Volksheilkunde, Ausgabe November 2003.

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