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Die Frau in der Menopause aus ayurvedischer Sicht,   Teil 1

Die Frau in der Menopause aus ayurvedischer Sicht, Teil 1

Von Dieter Scherer Für viele Frauen in der westlichen Welt beginnt mit Einsetzen der Menopause eine schwierige Zeit. Der gesamte Organismus scheint in einen Zustand der Unordnung zu gelangen. Psychisch wie physisch erleben viele Frauen den Beginn der Menopause als eine Zeit der Labilität und Empfindlichkeit. Der jahrzehntelange allmonatliche Rhythmus gerät mehr und mehr durcheinander. Der endgültige Abschied der Fruchtbarkeit stürzt viele Frauen in unserer Gesellschaft, die von Vitalität und ewiger Jugend geprägt ist, in eine Identitätskrise.

Nicht nur in Europa, auch in Indien leiden Frauen unter Wechseljahrbeschwerden. Allerdings scheinen die indischen Frauen damit leichter umgehen zu können, da das Älterwerden dort gesellschaftlich als eine unumgängliche Notwendigkeit des Lebens akzeptiert wird.

Der Beginn der Wechseljahre - was geschieht

Die Natur hat erkannt, dass der Zeitpunkt für die Frau, Kinder zu bekommen, überschritten ist. Sie beginnt daher, Zug um Zug die Tätigkeit ihrer Fortpflanzungsorgane einzustellen. Dies wirkt sich vor allem an der Hormonproduktion aus, die immer weiter zurückgeschraubt wird. Die Östrogen- und Gestagenproduktion schwindet. Sie fehlen jedoch nicht nur an den Fortpflanzungsorganen, wodurch beispielsweise der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut oder der Eisprung beendet wird, sondern im gesamten Stoffwechsel, also an den Muskeln, der Haut, dem Fettgewebe, den Knochen und nicht zuletzt auch im Gehirn.
Der gesamte Stoffwechsel verändert sich im Laufe der Zeit. Die Monatsblutungen verlaufen völlig chaotisch oder fallen mehr und mehr aus. Hitzige Beschwerden wie Wallungen, Schweißausbrüche, starkes Herzklopfen und Herzstolpern, erhöhter Blutdruck nehmen den Körper in Beschlag. Von vielen Frauen als besonders unangenehm empfunden werden die teilweise sehr häufigen Hitzewallungen. Der Kopf wird rot, der Blutdruck steigt, innerhalb von wenigen Augenblicken kann der Körper schweißnass sein. Diese Ausbrüche können nicht nur tagsüber sehr lästig sein, sondern auch in der Nacht am Schlafen hindern. Hinzu kommen nicht selten psychische Probleme wie Depressionen, Melancholie, hysterische und cholerische Züge, aber auch Ängste und Unruhe. Weitere Folgen können eine vermehrte Trockenheit der Scheide und ein allgemeines Nachlassen des sexuellen Verlangens sein. Die Beschwerden können je nach Konstitution (Prakriti) und Verfassung (Vikriti) sehr unterschiedlich sein.

Foto von Engin Akyurt von Pexels

Eine Lebensphase, die von Vata dominiert ist

Aus ayurvedischer Sicht erreicht die Frau mit dem Wechsel den Endpunkt ihrer Pitta-Phase im Leben. Sie hat mit der ersten Menstruation in der Pubertät begonnen und ihr Ende wird mit der letzten Blutung manifest. Durch den Wechsel kommt sie in die dritte Phase des Lebens, das Alter, das von Vata-Dosha dominiert wird. Vata steht für Bewegung, Ungleichgewicht und Wechselhaftigkeit. Daher wird jedes Vata provozierende Verhalten, die Wechseljahre erschweren und unangenehmer machen. Vata ist die Windkraft in ihrem Körper und so wie der Wind das Feuer anfacht, wird Vata die konstitutionellen Schwächen weiter verstärken, was sich im Klimakterium besonders deutlich zeigt. Je unausgeglichener die durch falsche Lebensführung erworbene Doshamischung in ihrem Körper ist, umso heftiger wird Vata-Dosha diese Disharmonie zu Tage fördern. Man könnte auch sagen, dass die Wechseljahre die größten Sünden (erhöhte Doshas, Ama, geistige und emotionale Wunden) offenbar werden lässt, damit Sie als Frau erkennen, was bisher alles in Ihnen an Disharmonie verborgen geblieben ist. Auf diese Weise werden Sie vielleicht erkennen, dass die Wechseljahre kein Fehler der Natur sind, wie manche Mediziner behaupten, sondern ein intensiver Bewusstwerdungsprozess, der Ihnen eine Fülle von Hinweisen gibt. Sie würden sich mit einer Hormontherapie nicht nur diese großartige Chance nehmen sondern auch Ihren Körper schädigen, da Sie die Ausscheidung von Schlacken unterbinden.

Häufige Beschwerden während des Klimakteriums

  • Müdigkeit
  • Blutarmut (Anämie)
  • Hitzewallungen
  • Nachtschweiße
  • Haarausfall
  • Unregelmäßige Regelblutungen
  • Brenngefühl oder häufiges Wasserlassen
  • Trockenheit oder Jucken der Vagina
  • Nachlassen des sexuellen Verlangens
  • Gelenkschmerzen
  • Ödeme
  • Stimmungsschwankungen
  • Gemütskrankheiten
  • Schlaflosigkeit
  • Bluthochdruck
     

Der hormonelle (Irr-)Weg

Bis vor kurzem gehörte die Verschreibung von Hormonen für Frauen in den Wechseljahren zu den größten Selbstverständlichkeiten der modernen Medizin. Ärzte, Wissenschaftler und Pharmaindustrie wurden nicht müde, seit den 60er Jahren des vorherigen Jahrhunderts die Hormonersatztherapie (HET) als Wundermittel der modernen Medizin anzupreisen. Da der weibliche Körper mit dem Wechsel beginnt, seine Östrogenproduktion einzustellen, glaubte man diesen hormonellen Mangel mit der Zufuhr von Hormonen ausgleichen zu müssen. Ja es gab und gibt sogar heute noch zahlreiche Ärzte, die behaupten, dass Frauen ursprünglich nicht länger als 45 Jahre alt werden sollten und der weibliche Körper jenseits dieser Grenze beginnt, verrückt zu spielen. Mit solchen unwissenschaftlichen Thesen wird immer noch versucht, viele Frauen davon zu überzeugen, Hormonpräparate einzunehmen, am besten bis zum Ende des Lebens. Die Menopause wurde mehr und mehr als Krankheit, als ein Irrtum der Natur angesehen, der nur mit pharmazeutischen Medikamenten ausgeglichen werden kann. Und dabei wurde zum Teil unverhohlen damit geworben, dass die HET das Risiko der gefürchteten Osteoporose senken wie auch eine schützende Wirkung bei Herz/Kreislauferkrankungen haben sollte. Beides wurde mittlerweile durch Studien widerlegt. Vor allem wurde aber immer wieder mit der verjüngenden Wirkung weiblicher Geschlechtshormone geworben. Und welche Frau will schon freiwillig angesichts einer Jugend vergötternden Gesellschaft alt und unattraktiv erscheinen?

Dabei wurde den Frauen zu dem suggeriert, dass die Einnahme von Hormonen nur geringe schädliche Nebenwirkungen habe, und das obwohl es in den letzten 40 Jahren immer wieder weltweit klinische Studien gab, die vor dem beträchtlichen Risiko warnten, an Brust- und Gebärmutterschleimhautkrebs zu erkranken. Manche Wissenschaftler vertraten sogar die widersinnige These, dass das gleiche Östrogen, das in der Antibabypille zu zahlreichen unerwünschten Problemen wie Herzerkrankungen führt, bei der HET im höheren Alter eben gegen diese Krankheiten plötzlich wirksam sein soll. Mit der Zeit erkannte man jedoch, dass reine Östrogenpräparate tatsächlich die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) stimuliert und zur rapiden Vermehrung von Gebärmutterschleimhautzellen führt, eine Vorstufe von Krebs. Das Risiko an einem Endometriumkarzinom zu erkranken, erhöht sich dadurch um bis zum zwanzigfachen. Daher stieg man mit der Zeit in der HET mehr und mehr auf Kombinationspräparate um also eine Östrogen/Gestagenmischung, die jedoch dazu führten, dass die Frauen wieder ihre Monatsblutungen bekamen.
 

Gegenanzeigen einer Hormonersatztherapie

Die Hormonersatztherapie (HET) sollte grundsätzlich nicht an Frauen verabreicht werden mit:

  • Bluthochdruck
  • Nach Herzinfarkten
  • Migräne
  • Leberproblemen
  • Erkrankungen Gallenblasen
  • Regelmäßige Blutungen

Im August 2003 publizierte die englische Fachzeitschrift The Lancet ihre Ergebnisse der bereits erwähnten „Million-Women“ Studie, die den Zusammenhang von Hormoneinnahme bei Frauen in den Wechseljahren und einem erhöhten Auftreten von Brustkrebs bestätigte. Exakt 1 084 110 englische Frauen im Alter von 50 bis 64 Jahren nahmen zwischen 1996 und 2001 an der Studie teil, die vom Cancer Research UK, dem NHS Breast Screenig Program und dem Medical Research Council finanziert wurde.
Parallel dazu fand eine andere groß angelegte Hormonstudie die Women`s Health Initiative (WHI) in den USA statt. Bei dieser Studie sollte der Nutzen der Hormonersatztherapie (HET) zur Verminderung von Herz/Kreislauferkrankungen überprüft werden. Hierbei wurden 16.608 Frauen zwischen 50 und 79 Jahren einbezogen.

Die Resultate können wie folgt zusammengefasst werden:

Risiken einer Hormonersatztherapie

Das Risiko für Frauen, die sich ab dem 50. Lebensjahr einer Östrogen-Gestagenkombinationstherapie unterziehen an Brustkrebs zu erkranken, erhöht sich um 100% gegenüber denjenigen ohne Hormontherapie. Bei 1000 Frauen ergibt dies 19 zusätzliche Brustkrebserkrankungen pro Jahr. Ein immer wieder angeführtes Argument für den Einsatz einer HET ist die Behandlung einer Depression, die im Zuge der Menopause auftritt. Östrogen hat auch auf die Psyche Auswirkungen, da es die Stimmung hebt und Angstzustände vermindern kann. Neuere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass das Auftreten von Depressionen bei Frauen in der Menopause nicht höher ist, als in anderen Lebensphasen. Auch der Zusammenhang von Depression und dem Abfall der Östrogenproduktion bei der Frau konnte nicht bestätigt werden. Trotzdem sollte man bei einer klimakterisch bedingten Depression, die sich naturheilkundlich nicht behandeln lässt, unbedingt eine HET als letztes Mittel in Betracht ziehen.

Das Risiko für Frauen, die sich ab dem 50. Lebensjahr einer Östrogen-Monotherapie unterziehen an Brustkrebs zu erkranken, erhöht sich um ca. 30% gegenüber denjenigen ohne Hormontherapie. Bei 1000 Frauen ergibt dies 5 zusätzliche Brustkrebserkrankungen pro Jahr. Gleichzeitig steigt bei dieser Gruppe jedoch auch die Gefahr an Gebärmutterkrebs zu erkranken.

Hochgerechnet für Großbritannien ergibt sich daraus, dass die Hormontherapie in den letzten 10 Jahren bei den 50 bis 64 Jährigen zu 20.000 zusätzlichen Brustkrebserkrankungen geführt hat.

Die Einnahme von Hormonen führt auch keineswegs zu einem Absinken von Herz/Kreislauferkrankungen, sondern verstärkt dieses Risiko sogar. Laut der Studie der WHI treten hochgerechnet bei 1.000.000 Frauen die Östrogen/Gestagenprärparaten einnehmen jedes Jahr 700 zusätzliche Herzinfarkte, 800 Schlaganfälle, 800 Fälle von Lungenembolie und 800 Brustkrebsfälle auf.

Foto von Karolina Grabowska von Pexels

Die Mär vom Jungbrunnen Hormone scheint endgültig ausgeträumt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) jedenfalls hat im Zuge der Neubewertung der Hormonersatztherapie folgenden Bescheid an alle Pharmazeutische Unternehmer veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass „die Anwendung von Arzneimitteln zur Hormonersatztherapie (HET) mit dem Ziel der Behandlung und Vorbeugung einer Osteoporose nach einer aktuellen Bewertung in der Regel als nicht mehr vertretbar angesehen wird.“
Somit müssen ab dem 8.3.2004 sämtliche Beipackzettel von Hormonpräparaten diesen Warnhinweis enthalten. Zukünftig dürfen Hormonpräparate nicht mehr zur Vorbeugung oder Behandlung von Osteoporose empfohlen werden (Ausnahme: extreme Fälle von Osteoporose). Und andererseits müssen die neuen Erkenntnisse über die Risiken (Brustkrebs, Embolien etc.) deutlicher hervorgehoben und erwähnt werden. Das BfArM kündigt auch gleich eventuelle weitere Anordnungen an, falls im Zuge der wissenschaftlichen Erkenntnisse der „Million-Women“ Studie dies notwendig erscheinen lassen.
Bleibt zu hoffen, dass die Hormonmedikamentation (Antibabypille!) insgesamt ebenfalls neu bewertet wird. Der weltweite Anstieg von Brustkrebs bei Frauen besonders in jüngeren Altersklassen legt nämlich den Verdacht nahe, dass Hormonpräparate nicht nur in den Wechseljahren sondern in allen Altersklassen zu gefährlichen Nebenwirkungen führen.

Den 2. Teil dieses Beitrags finden Sie hier.

Dieser umfaßt die Kapitel:
Der natürliche Weg durch den Wechsel
Die Konstitutionen und die Wechseljahre
Empfehlenswerte Heilpflanzen und Nahrungsmittel in den Wechseljahren


Entnommen aus dem Buch "Das Gesundheitsbuch für Frauen - Sanfte Heilmethoden für Körper, Geist und Seele "

von Dieter Scherer.

Titelbild: Photo by Walter Gadea on Unsplash;

Das Buch können Sie hier bestellen

Anschrift des Verfassers:
Heilpraxis für Traditionelle Ayurveda Medizin
Dieter und Barbara Scherer
Zugspitzstraße 76
82467 Garmisch-Partenkirchen

 

Quellen

  • British Medical Journal, 1992;305:1403-8 Weitere Infos dazu unter: ww.aerztlichepraxis.de/aktuell/artikel/1047905674/gynaekologie/klimakterium
  • The Lancet Vol.362 Nr.9399, www.thelancet.com
  • The Guardian vom 8.8.2003
  • www.medical-tribune.de: Daten aus der Million Women Studie
  • www.studien.de: Die Million Women Studie
  • www.bfarm.de Bescheid vom 20.06. und 13.08.2003
  • www.bfarm.de Bescheid vom 8.12.2003. Sehr empfehlenswert für alle Frauen in diesem Zusammenhang ist der Fragen-Antwort-Katalog der BfArM, der unter www.bfarm.de einzusehen ist.
  • Der Heilpraktiker und Volksheilkunde, Ausgabe November 2003.

 


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