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Stoffwechsel und Selbstbestimmung

15.12.2002 | Von Dr. med. Deepak Chopra Der Stoffwechsel des Körpers regelt den Verbrauch und die Umwandlung der Nahrung in Energie und vollzieht sich unter Einflüssen, die wir sowohl dem Makro- wie auch dem Mikro-Bereich zurechnen müssen. Der umfassendere, der Makro-Einfluß ist eben jene bereits erwähnte tiefgründige lebensspendende Intelligenz, die das gesamte Universum durchzieht. Gleichzeitig wird unser Stoffwechselgeschehen unentwegt von unseren Gefühlen, Empfindungen, Wünschen und Gedankenabläufen beeinflußt und verändert, und das möchte ich den Mikro-Einfluß nennen.

Es gibt Gefühle, die unseren Stoffwechsel beschleunigen, während ihn andere verlangsamen. Manche Empfindungen führen zu einer starken Erhöhung der Magensäureproduktion, andere wiederum haben den gegenteiligen Effekt. Was auch immer in diesem Netzwerk der Intelligenz geschieht, es findet fortwährend seinen Ausdruck in diesen vielfältigen Stoffwechselprozessen.

Um nun Ihr persönliches Denken und Fühlen, wie auch die umfassende universale Intelligenz, auf die Vervollkommnung Ihrer Gesundheit auszurichten, möchte ich Ihnen eine Haltung nahelegen, die im Ayurveda als »Selbstbestimmtheit« bezeichnet wird. In unserer Gesellschaft ist Selbstbestimmung leider nicht die Regel. Es bedeutet, den Blick auf sich selbst und das eigene innere Wertesystem zu richten, um die eigenen Gedanken und Verhaltensweisen dem eigenen Einfluß zu unterstellen. Das Gegenstück zu dieser Selbstbestimmtheit ist die »Fremdbestimmtheit« als eine Reaktion auf von außen kommende Leitlinien des Verhaltens.

Selbstbestimmtheit stellt sich ein, wenn man die Wahrnehmung auf die aus dem Innern aufsteigenden Signale lenkt. Diese inneren Signale sind Botschaften des Behagens oder des Unbehagens, die unser Organismus aussendet, um uns zur vollkommenen Gesundheit hinzulenken. Wie man sieht, braucht die Natur in ihrer unendlichen Weisheit nur zwei Signale: Behagen und Unbehagen. Wenn Sie sich rundum behaglich fühlen - körperlich, emotional und geistig - dann sind Sie auf dem richtigen Weg. Ich nenne dies den »Zustand des spontan richtigen Verhaltens«, denn in diesem Zustand hat Ihr KörperGeist auf jede Situation sofort die richtige Reaktion parat. Im Zustand des spontan richtigen Verhaltens fliegt Ihnen die absolut richtige Reaktion auf jedes Ereignis Ihres Lebens mühelos zu. Das ist ein Werk der Weisheit der Natur, die nicht nur unseren physischen Organismus, sondern das gesamte Universum mit dieser innewohnenden Intelligenz durchzogen hat.

Um sich an diesen Strom der inneren Intelligenz anzukoppeln, müssen Sie sich lediglich dem Prozeß der Wahrnehmung öffnen. Wir wollen also gleich mit einer konkreten Verhaltensregel beginnen, die als Vorgabe für die Ankoppelung der Wahrnehmung an die innere Intelligenz Ihres Körpers dienen soll. Diese Anweisung wird Ihnen dabei helfen, mehr über Ihr Nahrungsbedürfnis und Ihre Eßgewohnheiten zu erfahren.


ALLER ANFANG IST LEICHT
Diese Verhaltensregel ist unkompliziert und mit einem einzigen Satz auszudrücken:

Essen Sie, wenn Sie hungrig sind - und wenn Sie nicht hungrig sind, dann essen Sie eben nicht.
Für die Dauer von zwei Wochen sollten Sie sich so genau wie möglich an diese Anweisung halten.
Es scheint auf der Hand zu liegen, daß ein solches Verhalten vernünftig ist. Tatsächlich essen aber die meisten Menschen unabhängig von ihrem Hungergefühl. Sie essen aus Gewohnheit, wegen gesellschaftlicher Gepflogenheiten oder wegen Arbeits- und Beziehungsstresses. Sie essen, mit anderen Worten, aus Fremdbestimmtheit. Diese Menschen brauchen zur Steuerung ihres eigenen Verhaltens, ob es sich nun um das Schlafen, Essen oder Arbeiten handelt, einen äußeren Auslöser. Falls Sie sich hierin wiederfinden - wir werden das ändern.

Zur Erinnerung: Hungergefühl ist nichts anderes als ein Signal des Körpers, mit dem er uns sagt, daß er zu essen wünscht, und daß der Stoffwechsel zur Verdauung ihr entsprechenden Nahrung bereit ist. Wo der Hunger fehlt, ist auch keine Nahrungsaufnahme nötig, und der Stoffwechsel ist auf Nahrung nicht vorbereitet.
Ich möchte das, worauf ich hinaus will, an einem kleinen Beispiel erläutern. Wenn Sie beim Autofahren bemerken, daß Ihnen das Benzin ausgeht, und Sie kommen gerade an einer Tankstelle vorbei, dann ist es doch vernünftig, dort vorzufahren und vollzutanken. Aber nehmen wir an, Sie kämen dort vorbei, und beim Blick auf die Kraftstoffanzeige sehen Sie, daß der Tank noch ziemlich voll ist. Wenn Sie jetzt trotzdem vorfahren und versuchen würden, Benzin in den Tank zu füllen, dann wäre das nicht besonders sinnvoll. Ihr Wagen hätte wenig davon, und bald hätten Sie mit dem Benzin eine ziemliche Schweinerei veranstaltet. Und was das Betrüblichste wäre: Sie selbst würden ja wissen, daß Sie sich damit keinen Dienst erwiesen haben. Es ist aber genau das, was geschieht, wenn Sie essen, ohne Hunger zu haben.

Natürlich gewährt das Essen mehr Befriedigung, und es sind dabei auch wesentlich mehr Gefühle im Spiel als beim Tanken. Wenn Sie einsam sind, kann essen einen Freund ersetzen. In einer Situation, in der ansonsten alles aus dem Leim geht, können Sie sich das Gefühl geben, noch alles im Griff zu haben, wenn Sie sich etwas zu essen machen. In einen Laden zu gehen und Lebensmittel einzukaufen versetzt manche Menschen in eine Hochstimmung, die das Gefühl einer schmerzlichen Leere betäubt.

Da es keineswegs so einfach ist festzustellen, ob man wirklich hungrig ist, habe ich eine Methode entwickelt, mit der Sie bestimmen können, wie stark Ihr aktuelles Hungergefühl wirklich ist, und wie Sie darauf reagieren sollten.
Diese Sättigungsskala wird es Ihnen erleichtern, im Einklang mit Ihrem Hungergefühl zu essen. Im Unterschied zu einem Benzintank darf ein Magen nicht vollständig gefüllt werden, denn er braucht noch etwas Raum, um richtig verdauen zu können. Ein bis zum Rand vollgestopfter Magen verursacht Unbehagen, Völlegefühl, Trägheit und unvollständige Verdauung. Wer seinen Magen überfüllt, fördert die Entstehung von Stoffwechselgiften im Organismus, und am Ende steht die Fettleibigkeit.
Lassen Sie uns nun einmal die verschiedenen Stufen der Sättigungsskala und ihre Bedeutung im einzelnen betrachten.

Stufe 0 bis 1: Die Verdauung hat einen Punkt erreicht, an dem Sie in Ihrem Magen von der vorangegangenen Mahlzeit nichts mehr spüren. Ein Gefühl der Leere macht sich breit, und Sie haben Hunger. Wenn dieser Punkt erreicht ist, sollten Sie immer etwas essen. Sie sind zwar nicht gerade dabei, zu verhungern, aber das Eßbedürfnis ist deutlich und echt und sollte befriedigt werden.

Stufe 2, 3 und 4: Auf diesen Empfindungsstufen befinden Sie sich, während Sie mit Wohlbehagen essen, oder nach der Mahlzeit, wenn die Nahrung in aller Ruhe verdaut wird. Mit etwas Konzentration können Sie deutlich spüren, daß Sie etwas im Magen haben. In dieser Phase fehlt das Hungergefühl völlig.

Stufe 5: Sie fühlen sich so gut wie gesättigt.

Stufe 6: Das ist die Stufe des größten Wohlgefühls. Jetzt sollten Sie die Mahlzeit beenden.

Stufen 7 und 8: Der Magen ist unangenehm voll.

Stufe V (Völlegefühl): Sie bringen keinen Bissen mehr herunter. Schon beim Gedanken an Essen wird Ihnen übel. Ihr Magen ist vollgestopft, als hätten Sie ganz allein eine Weihnachtsgans vertilgt. Ein solches Völlegefühl sollte selbstredend vermieden werden.

Stufe L (Leere): Der Magen ist unangenehm leer, und das Gefühl von Heißhunger kommt auf. Wie das Völlegefühl bedeutet auch diese Leere, daß sie vom behaglichen Pfad der Selbstbezogenheit abgewichen sind. Man sollte es nicht soweit kommen lassen, und unbedingt schon vorher etwas essen.


Auszug aus "Das Gewicht, das zu mir paßt" von Dr. med. Deepak Chopra, mit freundlicher Genehmigung des Gustav Lübbe Verlags, Copyright bei Gustav Lübbe, Lübbe Verlag

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