Status: Nicht angemeldet

Ayur-Yoga

Ayur-Yoga

08.07.2004 | von Matthias Herse Auszüge aus einem Interview mit der amerikanischen Yoga- und Ayurveda-Meisterin Leela Mata Leela Mata ist eine international anerkannte Lehrerin des Ayurveda und Yoga und verfügt über tief greifendes Wissen auf beiden Gebieten. Sie studierte beide Wissenschaften unter Swami Vishnu Devananda bzw. Dr. Vasant Lad, sowohl in den USA als auch in Indien. Ihre Lehrtätigkeit führte sie in den letzten Jahren durch Europa, Afrika, Indien, Kanada und Südamerika.

Geboren in Britisch-Guyana in einer traditionellen indischen Familie, fügten sich Yoga und Ayurveda von Kindheit an ganz selbstverständlich in ihre Lebenskultur ein. Erst später, als sie ihrem spirituellen Meister Swami Vishnu Devananda begegnete, begann sie Yoga als Wissenschaft zu begreifen und zu praktizieren. Bei der Geburt ihres zweiten Kindes erkrankte sie an Asthma und kam zu dem Schluss, dass regelmäßige Yogapraxis sehr wichtig für die Gesunderhaltung des Körpers ist, dass die Grundlage der Gesundheit jedoch ein sinnvoller und bewusster Umgang mit der Ernährung ist, wie sie Ayurveda lehrt. So kam sie durch eigene Erfahrungen zu einer neuen Sichtweise auf Yoga und Ayurveda.

 

 

Anlässlich eines Ayurveda-Seminars in Bad Meinberg führten Michael Jugov und Matthias Herse von Yoga Vidya das folgende Interview mit ihr:

 

Leela Mata, in letzter Zeit ist in der Presse in Deutschland mehr und mehr über Ayurveda und Yoga zu lesen und man könnte auf den Gedanken kommen, dass beide Systeme miteinander konkurrieren. Wie passen Yoga und Ayurveda zusammen?

 

„Ayurveda und Yoga bilden eine Einheit. Ayurveda ist dabei das Fundament, die Basis, auf der man Yoga praktiziert. Wenn wir beispielsweise Hatha-Yoga ausüben, also mit dem Körper arbeiten, dann ist das eigentlich noch nicht wirklich Yoga … Man könnte auch sagen, wir beschäftigen uns dann noch mit den niedrigeren Aspekten von Yoga, mit ethischen Grundlagen, Körperstellungen und Atemtechniken.“

 

Das heißt also, dass selbst ein Yogi, der jahrelange Praxis in den Asanas (Körperstellungen) besitzt, unter Umständen noch gar nicht beim richtigen Yoga angekommen ist?

   

„Aus ayurvedischer Sicht ist das so, ja. Erst wenn vollständige Heilung von Körper und Geist stattgefunden hat, sind wir bereit für die höheren Aspekte des Yoga. Der Geist ist erst dann in der Lage, die Sinne vollständig aus der Welt abzuziehen und sich zu konzentrieren. Dann beginnt Yoga…“

 

Gibt es denn einen gemeinsamen Ursprung von Yoga und Ayurveda? Welche Ansätze verfolgen beide Systeme?

 

„Beide Wissenschaften haben ihren Ursprung in den Veden, den ältesten und bedeutendsten heiligen Schriften Indiens. Ohnehin sind alle yogischen Wissenschaften sehr eng miteinander verknüpft. Ayurveda verfolgt lediglich einen etwas anderen Ansatz als Yoga: Es beginnt beim so genannten „normalen Menschen“, der jetzt vielleicht noch nicht so viel über den Sinn des Lebens nachdenkt und einfach gesund sein will. Im Yoga dagegen, beginnen wir gleich damit, uns das Ziel des menschlichen Daseins, die Selbstverwirklichung vor Augen zu führen und beginnen deshalb, zu üben und zu meditieren. …“

 

Heißt das, man soll es beim Yoga anfangs etwas ruhiger angehen lassen und sich parallel auf die Beachtung der ayurvedischen Lebensprinzipien konzentrieren?

 

„Wenn man Yoga wirklich ernsthaft praktiziert, schafft man sich ohnehin erst eine solide Grundlage über die Beachtung der ethischen Grundsätze (Yamas und Niyamas), worauf dann die Körperstellungen und Atemübungen folgen. Das höhere Yoga beginnt viel später, wenn Körper und Geist durch fortwährendes Üben ruhig geworden sind und der Yogi in der Lage ist, seine Sinne vollständig von der Außenwelt abzuziehen und sich ganz auf sein höheres Selbst auszurichten.

Um diesen Weg wirklich gehen zu können, muss man vor allem einen gesunden Körper haben. Und dabei hilft Ayurveda: Wenn in unserem Körper viele Unreinheiten sind, dann kann dieser nicht richtig funktionieren und sich letztendlich auch nicht selbst (er-)kennen. Wenn das der Fall ist, dann sind wir nicht im Kontakt mit unserem Körper. …“

 

 

Was sind die wichtigsten Dinge, die es beim Praktizieren von Yoga und Ayurveda zu beachten gilt?

 

„In jedem Fall kommen wir auf beiden Wegen ohne einen gewissen Grad an Disziplin nicht sehr weit. Weiterhin ist qualifizierte Führung unerlässlich. Viele machen den Fehler, dass sie sich mitten in etwas hineinstürzen, ohne überhaupt zu wissen, wo es beginnt und worum es eigentlich geht. Da hilft die Anleitung durch einen Lehrer oder einen spirituellen Meister. Außerdem ist es wichtig, dass wir das Erlernte auch in unser tägliches Leben integrieren. … Eigentlich ist das wie mit der Verdauung: Um die Lerninhalte richtig zu „verdauen“, assimilieren wir das, was in unser Leben hineinpasst und gleichzeitig scheiden wir die Dinge aus, die wir (noch) nicht annehmen können. … Yoga und Ayurveda sind beides Wissenschaften des Lebens, insofern als wir lernen, ihre Inhalte nach und nach in unser Leben zu integrieren.“

 

Die meisten Menschen in Deutschland praktizieren den körperorientierten Hatha-Yoga. Was hat mein Geist davon, wenn ich Kopfstand kann? Wie wende ich das, was mein Körper gelernt hat, auf meinen Alltag an?

 

„Wenn wir mit dem Hatha Yoga anfangen, dann denken wir, wenn ich den Kopfstand kann oder ein perfektes Rad, dann kann ich Hatha Yoga, aber darum geht es im Yoga gar nicht. … Wir müssen eine Körperstellung ganz und gar leben, um ihre tiefen Auswirkungen zu erfahren. Diese Wirkungen sind zunächst über den Körper spürbar: wir bleiben gesund und flexibel, können besser entspannen usw. – aber die Effekte des Yoga gehen weit über den Körper hinaus. Man könnte sagen, wir gebrauchen im Hatha Yoga den Körper wie ein Werkzeug und dieser erfährt durch das Üben auch entsprechende Veränderungen, aber die wirklichen, die gravierenden Veränderungen finden im Geist und dadurch im täglichen Leben statt.“

 

Was sind die wichtigsten Botschaften von Ayurveda und Yoga an die moderne westliche Welt?

 

„Die wesentliche Botschaft ist, dass uns sowohl Yoga als auch Ayurveda den Weg aus unseren Schwierigkeiten heraus zeigen und uns zu höheren spirituellen Verwirklichungen und Erkenntnissen führen können. Die Menschen heutzutage sind so verloren, weil sie den Sinn des Lebens nicht verstehen. Jeder irrt umher und versucht sich zu retten, während das Schiff am Sinken ist. Ayurveda und Yoga geben uns wirksame Techniken, wie wir uns aus dieser verzweifelten Situation erheben können. Wir stecken in einer Sackgasse: wir dachten, das Glück kommt mit der Anhäufung materieller Güter. Aber anstatt dass wir glücklicher sind, je besser es uns materiell geht, hat sich das Vakuum in uns erheblich vergrößert. Ayurveda kann uns helfen, unsere Perspektive auf unser Leben zu verändern und das gibt uns eine neue Ausrichtung. …“

 

Mata-ji, wie siehst Du die zukünftige Bedeutung und Entwicklung des Ayur-Yoga im Westen?

 

„Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Ayurveda gemeinsam mit Yoga zu einem der wichtigsten Heilsysteme auch der westlichen Welt aufsteigen wird. Die Menschen verstehen mehr und mehr, dass Gesundheit nicht in den Pillen zu finden ist, die sie verschrieben bekommen. Wir können Medizin nehmen, um eine kurzfristige Linderung der Begleiterscheinungen von Krankheiten zu erreichen – aber wenn uns die Pille nicht dauerhaft gesund machen kann, dann fallen wir früher oder später wieder in die Krankheit zurück. Das schöne ist doch: Dauerhafte Gesundheit und dauerhaftes Glücklichsein liegt ganz in den Händen der Menschen. Ärzte sollten in das Gesundheitssystem des Menschen nur in Notfällen eingreifen. Ayurveda und Yoga sind nicht etwa gegen Ärzte: In vielen Fällen benötigen wir Ärzte, aber wir müssen noch viel mehr als bisher die Verantwortung für unsere Gesundheit in die eigenen Hände nehmen. …“

 

 

 

Das vollständige Interview mit Leela Mata kann man in der Ausgabe 03/04 von „Welt der Esoterik“ lesen, die am 20.07.04 erscheint und an Kiosken und in Buchhandlungen erhältlich ist.

 

Mehr Informationen zu Leela Mata und Seminare mit ihr gibt es im Internet unter:

 

www.leelamata.com

 

und unter

 

www.yoga-vidya.de


Cookie Consent mit Real Cookie Banner