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Elternschaft aus ayurvedischer Sicht

07.01.2004 | Von Reiner Schacker Bevor sich die Eltern für Kinder entschließen, sollten die äußeren, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wie Wohnraum und finanzielle Sicherheit gegeben sein, so dass Sorgen von der werdenden Mutter möglichst ferngehalten werden können und die Schwangerschaft harmonisch ablaufen kann.

Gesundheit der Eltern und das richtige, verantwortungsvolle Bewusstsein bei der Zeugung schaffen optimale Bedingungen für die inkarnierende Seele. In Indien meditieren spirituell eingestellte Eltern gemeinsam, bevor sie ein Kind zeugen. Auf keinem Fall darf Alkohol dabei im Spiele sein.

Für die Schwangere ist vitalstoffreiche, sattwische, reine Ernährung wichtig, aber auch die richtige „geistige Nahrung" mit Liebe und Harmonie seitens des Partners, Das ist für die werdende Mutter und das Kind gleichermaßen wichtig. Die werdende Mutter sollte auf jeden Fall rajasische Nahrung vermeiden, weil sonst das Ungeborene darunter leiden muss. Dazu gehören alle stark gebratenen, scharfen, sehr sauren und sehr salzigen Speisen.

Im Ayurveda unterscheiden wir drei Einflüsse, die unsere Nahrung auf unseren Geist hat, nämlich sattwisch, rajasisch und tamasisch. sattwische Nahrung ist aufbauend und enthält viel Lebenskraft, macht ausgeglichen, fröhlich, zufrieden und fördert die Spiritualität Sie ist frisch zubereitet und nur mild gewürzt. Dazu gehören naturbelassenes Getreide, Milchprodukte, Nüsse, Mandeln, Obst, Obstsäfte, grünes Gemüse, Karotten, rote Beete, Butterschmalz, unraffinierter Rohrzucker und Honig. Rajasische Speisen machen uns dynamisch, leidenschaftlich und auch aggressiv. Tamasisch hingegen wirken alle vitalstoffarmen, konservierten, denaturierten Nahrungsmittel, Weißmehl, Weißzucker, Fleisch, Wurst und Alkohol und Drogen. Sie enthalten kein Prana - keine Lebenskraft mehr. Sie machen uns träge und fördern spirituelles Desinteresse. Die werdende Mütter trägt also eine große Verantwortung für sich und ihr Ungeborenes mit dem, was sie sich und dem Ungeborenen zuführt.

Femer sollen Aufregungen und große Anstrengungen von der Schwangeren ferngehalten werden. Es ist auch sorgfältig darauf zu achten, welche Gespräche mit der Mutter geführt werden, da das Ungeborene alles mithören kann. Der Hörsinn ist der erste Sinn, der bei der Verbindung des feinstofflichen Körpers mit dem physischen Körper erwacht. Es bekommt mit, ob es geliebt wird oder nicht. Vermeidung von Tabakrauch, Alkohol, Drogen und vorsichtiger Gebrauch von Medikamenten sind sehr wichtig, da diese für das Ungeborene, besonders im Anfangsstadium der Schwangerschaft, verheerende Wirkung auf die Entwicklung seines physischen und astralen Körpers haben. Hingegen haben leichte Wanderungen in der freien Natur, Schwimmen, gute, harmonische Musik und aufbauende Lektüre, also alles Schöne, auf Mutter und Kind einen positiven Einfluss.

Bei der Geburt entscheidet sich, ob das Neugeborene das Erdendasein freundlich oder bedrohlich empfindet. Die ersten Eindrücke positiver oder negativer Art prägen sich ins Unterbewusstsein ein. Daher sollte die Geburt liebevoll nach den Methoden des Arztes Dr. Leboye erfolgen und von Sanftheit und Ruhe bei der Ankunft des neuen Erdenbürgers begleitet sein.

In ayurvedischen Kliniken in Indien werden die Neugeborenen in den ersten Tagen sanft mit Öl massiert. Überhaupt ist liebevoller Körperkontakt für Mutter und Kind wichtig, es trägt zur Bindung zwischen beiden bei. Optimal ist es, wenn die Mutter stillt, weil dem Kind mit der Milch besonders in den ersten Tagen wichtige Stoffe für die Immunkraft mitgegeben werden. Die Milchproduktion in der Stillperiode kann durch Anis- oder Fencheltee angeregt werden. Ob die Mutter stillen kann oder nicht, auf jeden Fall sollte sie ihr Baby oft in die Arme nehmen und herzen. Durch Streicheleinheiten gedeihen Kinder besser und ihr Immunsystem wird gestärkt. Zärtlichkeit ist genauso wichtig wie die Nahrung, sie ist Nahrung für die Seele und das Kind erfährt die lebensnotwendige Geborgenheit und erlebt das Urvertrauen. Das prägt fürs ganze Leben. Kinder ohne Zärtlichkeit verkümmern, sie brauchen unbedingt eine Bezugsperson.

In den ersten Lebensjahren wird entschieden, ob das Kind ein optimistischer und selbstbewusster Erwachsener wird oder ob es mit Lebensängsten, Aggressionen und Komplexen belastet wird. Eltern haben eine große Verantwortung, weil durch ihr Verhalten das Leben des Kindes entscheidend geprägt wird. Gehören Ablehnung, Mangel an Geborgenheit, Hunger,, Gewalt zu den ersten Erfahrungen des Kindes, fuhrt das zu Blockierungen in den ersten drei Chakren, die zum Urvertrauen, Lebensfreude und Selbstvertrauen gehören. Durch elterliche Liebe und Geborgenheit wird es später ein optimistischer, selbstbewusster, liebesfähiger Erwachsener, der mit den Herausforderungen des Lebens viel besser umgehen kann. In den ersten Lebensjahren des Kindes wird das Fundament für das ganze Leben gebaut Das bezieht sich auf die richtige körperliche und seelische Nahrung. Zunächst zur Ernährung: Kinder brauchen eine aufbauende, vitaminreiche Nahrung, sattwischen Lebensmitteln sollte daher der Vorzug gegeben werden, tamasische Nahrung sollte unbedingt gemieden werden. Vor allem denaturierte Nahrung, Essen aus der Mikrowelle, Zuckerlimonaden sind für den Aufbau des Körpers absolut unzuträglich! Weißzucker ist ein Vitamin- und Kalziumräuber und das führt dazu, dass die Kinder heutzutage schon deutliche Zahn- und Wirbelsäulenschaden haben. Auch fehlt es bei dieser mangelhaften Ernährung an Prana - Lebensenergie, welche aber der wachsende Körper unbedingt braucht. Ein Mangel an aufbauender Nahrung in der Kindheit kann auch zu Allergien führen, weil zu viel Vata entsteht.

Kinder sollte man nicht zum Essen zwingen, wenn sie keinen Appetit haben oder unter Stress stehen. Sie verlieren sonst ihren natürlichen Sättigungsreflex und ihre Verdauung wird gestört. Die so üblichen süßen Zwischenmahlzeiten führen ebenfalls zu dauerhaften Verdauungsstörungen und zu Ama (Giften) im Körper. Damit ist für Krankheiten der Boden gelegt.

Ayurveda unterscheidet drei Konstitutionstypen. Die Konstitution ist von Geburt an festgelegt.

Wie erkenne ich nun mein Kind?

Das Kapha-Kind: Es hat einen eher kräftigen Körperbau, Dieses Kind wird eher ruhig, friedlich geduldig sein. Es neigt nicht zu Zorn und ist nicht streitlustig. Es ist ein guter Freund und verlässlich. Es ist nicht sehr spontan und gehört eher zu den langsamen Kindern. Es reagiert und lernt eher langsam, ist dafür aber um so genauer und sehr intelligent und merkt sich alles gut. Kapha-Kinder brauchen positive Motivation, Ermunterung für ihre Aktivitäten, sonst verfallen sie leicht in Antriebslosigkeit. Bewegung und Spiele im Freien sind für sie ideal, Kapha-Kinder sollte man nicht unbedingt zum Essen nötigen, weil sie ohnehin einen langsamen Stoffwechsel haben und leicht zunehmen.

Das Pitta-Kind: Dieses Kind wird eher eine mittlere Statur haben. Hier haben wir ein sehr lebhaftes Kind vor uns. Es ist temperamentvoll, launisch, neigt zu Ungeduld und Zorn, hat Führerqualitäten und ist selbstbewusst. In der Schule ist es ehrgeizig. Es ist intelligent, lernt leicht und erfasst schnell. Spiele und Bewegung im Freien helfen, das überschäumende Temperament zu zügeln. Pitta-Kinder werden sehr ungemütlich, wenn sie hungrig oder müde sind, sie brauchen regelmäßig ihre Mahlzeiten.

Das Vata-Kind: Diese sind von zartem, schmächtigem Körperbau. Auch das Vata-Kind ist sehr lebhaft, aber sprunghaft und zappelig und kann nicht stillsitzen. Es hat viel Phantasie, gute Ideen und ist oft künstlerisch begabt. Diese Kinder werden leicht nervös und ängstlich. Es lernt und erfasst schnell, vergisst aber leicht, oft ist es unkonzentriert, weil es so vieles gleichzeitig machen möchte.

Beruhigende Aktivitäten, wie Bücherlesen sind für sie ausgleichend, Diese Kinder brauchen besonders viel Harmonie in der Familie und Kapha-Nahrung, dass sie genügend Stabilität (Kapha) fürs ganze Leben aufbauen können.

Vata-Kinder brauchen am nötigsten Regelmäßigkeit in ihren Mahlzeiten und im ganzen Tagesablauf, damit ihr Vata nicht agitiert wird.

Wir können uns jetzt ein Bild machen von den unterschiedlichen Verhaltensweisen und den verschiedenen individuellen Bedürfnissen, die Kapha-, Pitta- und Vata-Kinder haben. So können wir ihre Eigenarten besser verstehen und ausgleichend darauf eingehen.

Die Erziehung aller Kinder sollte liebevoll und geduldig, aber konsequent sein, Man sollte ihnen ihre Spontaneität, ihre Kreativität nicht durch zu große Strenge zerstören. Kleinkinder sind - bevor sie in Kindergarten und Schule kommen, noch sehr mit der feinstofflichen Welt, aus der sie kamen, verbunden. Deshalb sollte man ihre eventuelle Hellsichtigkeit - sie nehmen Naturwesen oder ihren Schutzengel wahr - oder ihre eventuelle Erinnerung an frühere Inkarnationen ernst nehmen und nicht als Unsinn abtun. Der physische Körper des Kindes ist zwar klein, aber dahinter kann sich auch eine sehr reife Seele mit vielen Erfahrungen verbergen. Kinder sollte man respektieren und ihre mitgegebenen Talente fördern. Entdeckt man an ihnen negative Neigungen und Charakterzüge, so wird man sie liebevoll in die richtigen Bahnen lenken und positiv motivieren.

Die Vermittlung höherer Werte stellt eine wichtige Säule bei der Erziehung dar. Für die Kinder sind die Eltern zuerst die höchste Instanz. Kinder lernen durch das Vorbild der Eltern, sie brauchen neben der materiellen Versorgung auch Nahrung für die Seele, Märchen und den Glauben an den Schutzengel oder Gott, der sie stets beschützt und dem sie alles sagen können. Kinder soll man Rücksichtnahme, Nächstenliebe und Mitgefühl zu Tieren und Pflanzen, Achtung vor der Natur ins Herz pflanzen. So kann sich das 4. Chakra, das Herzchakra gut entfalten und das Kind kann später kaum ein gefühlskalter Egoist werden.

Kinder lernen spielerisch und denken noch ganzheitlich mit beiden Gehirnhälften, der rationalen und der intuitiven. Erst in der Schule werden sie zu dem einseitigen rationalen Denkschema erzogen. Leider kommt der Stress durch Leistungsdruck für die Schulkinder dazu. Das führt zu Vata Störungen, wie Nervosität, Angst, Schlafstörungen, Magenschmerzen usw. Während der Schulzeit es wichtig, den Kindern Konfliktbewältigung ohne Gewalt zu lehren.

In Amerika sehen Kinder in der Woche über 20 Stunden fern, so schlimm ist es bei uns noch nicht, aber viel zu sehr sind die Kinder mit diesem Medium befasst, auch Computerspiele nehmen viel Raum und Zeit ein. Dies alles führt ebenfalls zu Vata-Störungen und ist kaum die richtige „geistige" Nahrung.

Dazu kommt noch die Bewegungsarmut mit Sauerstoffmangel, Aber zum langen Sitzen in der Schule und nach den Hausaufgaben braucht das Kind unbedingt einen Ausgleich durch Bewegung und Spiel im Freien.

Kinder befinden sich in der Kapha-Phase ihres Lebens, das ist die Aufbauphase. So sind sie auch anfällig für Kapha-Erkrankungen, besonders im Winter, wenn das Kapha-Element vorherrscht und es kalt und nass ist. Dazu gehören Schnupfen, Husten und Verschleimungen. Hier helfen z. B. heißer Apfelsaft bzw. Honig, die austrocknend/schleimreduzierend wirken. Heiße Kräutertees, warme Kleidung und Schutz vor Nässe, vor allem der Füße, wirken erhitzend und schützen vor Verkühlung.

Für Jugendliche sind neben gutem Umgang auch sportliche Aktivitäten wichtig. Diese helfen, den erwachenden Sexualtrieb zu sublimieren und sind ideal zum „Dampfablassen", Junge Leute sollten rajasische Lebensmittel meiden, weil sie zu sehr die Sinne agitieren, sattwischer Nahrung sollte der Vorzug gegeben werden. Nun steht auch die Frage der Berufswahl und Ausbildung im Raum. Man sollte möglichst die Talente und Stärken und ihre Konstitution bei der Berufswahl berücksichtigen. Denn jede Konstitution hat besondere Fähigkeiten, wofür sie optimal eingesetzt werden kann. Kommt das Kind in die Pubertät, wird es eine schwierige Zeit, denn der Jugendliche kapselt sich eher ab, lässt sich weniger von den Eltern sagen. Da nützen Verbote wenig, man muss sie ihre Erfahrungen machen lassen, in dem Vertrauen, dass man ihnen ja in der Erziehung alles an Werten mitgegeben hat, dass sie so für das Leben und alle Gefahren gerüstet sind. Die Eltern müssen lernen, das Kind loszulassen, damit es seinen Weg gehen kann. Kinder sind ein Geschenk, nicht unser Eigentum.

REINER SCHACKER, Leiter des Ayurveda-Fernkurses bei der
Veden-Akademie „Burg Schöna"
Tel: (0)35028 85855 Fax: (0)35028 85 851
www.veden-akademie.de

mailto:info@veden-akademie.de


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