Status: Nicht angemeldet


Ayurveda - erholsamer Schlaf ist kein Zauber

27.11.2003 | Von Reiner SchackerFür die körperliche und geistige Ausgeglichenheit ist der Schlaf ein sehr wichtiger Faktor. Im Schlaf kann der Körper sich regenerieren, der Stoffwechsel Schlacken ausscheiden, und energetisch werden die "Batterien" wieder aufgeladen.


Der Geist - unser mentaler Bereich - nutzt die Ruhepause des Schlafes, um unerledigte oder verdrängte Gedanken oder Geschehnisse des Tages aufzuarbeiten, zu klären und abzuschließen. Vieles davon erleben wir als Träume! Diese geistige Tätigkeit während des Schlafes hilft uns, viel Druck abzubauen und zu Ruhe, Entspannung und Stabilität zu finden.
Deshalb ist es aber auch wichtig, zu welcher ZEIT wir uns zum Schlafen begeben. Da von 18 bis 22 Uhr Kapha-Zeit ist, wird diese Zeit als besonders günstig zum Einschlafen angesehen. Die Eigenschaft der Zeit, in der wir einschlafen, wird die Qualität des gesamten Schlafes beeinflussen. Wenn wir also vor 22 Uhr einschlafen, wird der Schlaf die Eigenschaft von Kapha, also Ruhe, Ausgeglichenheit und Stabilität bekommen und uns eine erholsame, tiefe Nachtruhe bescheren.
Schlafen wir aber nach 22 Uhr - also zur Pittazeit - ein„ so werden der Schlaf und unsere geistige „Aufräumarbeit“ - die Träume – „feurige“ und aktive Eigenschaften bekommen. Wir dürfen uns also dann nicht wundem, wenn wir uns im Schlaf viel bewegen und lebhaft träumen. Nach 2 Uhr früh - in der Vatazeit - wird der Schlaf sehr unruhig. Die körperlichen Funktionen "erwachen" und deshalb können wir beobachten, dass wir - falls wir nachts erwachen, um die Toilette aufzusuchen - gerade in diesem Vata-Zeitraum (meist zwischen 2 und 4 Uhr) aufwachen. Beginnt unser Schlaf nun gegen oder nach 2 Uhr, so brauchen wir uns nicht zu wundem, wenn wir nicht tief und stabil, sondern unruhig und unterbrochen schlafen und uns dann morgens erschöpft oder gar "zerschlagen" fühlen. Auch wird es uns unmöglich sein, vor 6 Uhr früh zu erwachen und aufzustehen. Meistens wachen wir daher erst in der Kapha- Zeit von 6-10 Uhr auf und werden uns deshalb total träge und "bleischwer" fühlen.

Auch die VORBEREITUNG ZUM SCHLAF ist wichtig
Falls wir Einschlafschwierigkeiten haben, so hilft eine Tasse heiße Milch mit etwas Rohrzucker und einer Prise Ingwer, um die nötige Bettschwere zu bekommen. Da Milch von der natürlichen Eigenschaft fett, kalt und schwer ist, verstärkt sie Kapha. Der süße Geschmack des Zuckers hat die gleiche Wirkung und der Ingwer hilft zu verdauen. In meiner Zeit als Mönch in einem indischen Tempel bekamen wir jeden Abend vor dem Zubettgehen einen Becher dieser heißen Milch, die zum Abkühlen mehrmals in einem weiten Strahl von einem Becher zu einem anderen Becher gegossen wurde. Da Milch und Zucker Kapha vermehrt, die Hitze der Milch Pitta vermehrt und das Schäumen der Milch beim Umgießen Vata vermehrt, werden so alle Doshas ausgeglichen und es tritt die richtige Ruhe und ein Gefühl der Harmonie ein, so dass es nicht schwer fällt, gut einzuschlafen.

 

Wichtig ist es jedoch auch, vor dem Schlafen keine aufreizenden oder beunruhigenden Filme, Videos oder Bücher anzusehen oder zu lesen. Auch die täglichen Abendnachrichten - schon fast ein Muß für den "normalen" Mitteleuropäer - sollten wir uns nur antun, wenn uns genug Zeit verbleibt, alles zu "verdauen", bevor wir schlafen gehen. Unser Geist ist sonst noch sehr beschäftigt, auch wenn der Körper schon schläft. Da aber Körper, Geist und Seele als Einheit funktionieren, so beeinflussen sie sich auch gegenseitig. Hohe geistige Tätigkeit wahrend des Schlafes, vor allem, wenn sie beunruhigende oder ängstigende Eigenschaften (Qualität) hat - stört den erholsamen Schlaf, Der Fernsehapparat hat außerdem nichts im Schlafzimmer zu suchen! Diese Geräte strahlen noch hohe Energien ab, lange, nachdem sie ausgeschaltet sind und beeinträchtigen so den Schlaf. Dies gilt übrigens auch für andere Elektrogeräte, wie Radiowecker oder Stereoanlagen mit Verstärker. Im Idealfall sollten wir über eine Zeitschaltuhr alle Elektroleitungen im Schlafzimmer nachts blockieren. Es wirkt sich auch günstig aus, wenn wir das Schlafzimmer nicht total verdunkeln. Das natürliche Licht der Nacht von Mond und Sternen- hat seinen Einfluss, und wir sollten uns diesem nicht entziehen. Außerdem erleichtert es uns das Erwachen bei der Dämmerung - dem Erwachen des Tages - um im Einklang mit der Natur zu leben.

Eine Ausnahme ist jedoch die Vollmondnacht, wo es von Vorteil ist, die Fenster zu verdunkeln. Das Schlafzimmer halten wir immer gut gelüftet. Im Idealfall bleibt auch des Nachts ein Fenster geöffnet oder gekippt, wobei wir jedoch sorgsam darauf achten, keine Zugluft entstehen zu lassen. Die Bettdecke passen wir dann der jeweiligen Jahreszeit und den klimatischen Bedingungen an, Im Sommer decken wir uns nur leicht zu, eine dünne Wolldecke oder ein Laken sind meistens genug. Im Winter ist es dann sinnvoll, eine warme Federdecke oder eine dicke Wolldecke zu benutzen. Wichtig jedenfalls ist, dass wir im Sommer nicht übermäßig viel schwitzen und im Winter nicht frieren, um eine erholsame Nachtruhe zu gewährleisten.
Unser Bett richten wir im Idealfall so aus, dass wir mit dem Kopf nach Osten schlafen, Das bringt uns in Einklang mit den Energieströmen der Natur. Günstig ist es auch, auf der linken Seite einzuschlafen, um die Leber nicht zu belasten. Sie muss ja auch nachts ihren Dienst tun. Aufwachen sollten wir möglichst auf der rechten Seite, und wenn nicht, so drehen wir uns vor dem Aufstehen noch kurz auf die rechte Seite. Das hilft, den Kreislauf anzuregen und uns munter zu machen!

Ich möchte noch kurz etwas über die DAUER DES SCHLAFES anführen. Für einen gesunden erwachsenen Menschen gilt eine durchschnittliche Schlafdauer von 6 bis 8 Stunden als vollkommen ausreichend, wobei wir den Konstitutionstypen berücksichtigen sollten. Da der Schlaf sehr stark Kapha fördert, sollte eine Kapha-Konstitution nach Möglichkeit nicht länger als 6 Stunden schlafen, Für die Pitta-Konstitution gelten 6 bis 7 Stunden als ideal zur Regeneration des Körpers und Erholung des Geistes und für eine Vata-Konstitution ist es günstig, sich bis zu 8 Stunden Schlaf und nach Bedarf tagsüber Entspannungspausen zu gönnen. Wie gesagt, dies gilt für einen gesunden, erwachsenen Menschen- Bei Kindern und älteren Menschen sollte man die Schlafdauer nicht ganz so eng sehen. Abschließend möchte ich noch einige Bemerkungen zum Schlaf während des Tages hinzufügen. Wie schon besprochen, ist der Schlaf nach dem Essen gesundheitsschädigend, da er die gesunde Verdauung und Absorption im Darm beeinträchtigt. Zusätzlich ist es noch wichtig zu wissen, dass der Schlaf eine Kapha-erhöhende „Tätigkeit" ist. Wenn wir also während des Tages schlafen, wird das Kapha schlafen und unsere Körperfunktionen langsam bis träge werden lassen. Das kann wieder zu Kapha-Erkrankungen führen.
Ein kurzes „Nickerchen" zwischendurch bis maximal 15 Minuten ist für Pitta- oder Vata-Konstitutionen tolerierbar, aber es sollte nur als Kompensation unserer schlechten Schlafgewohnheiten verstanden werden (zu wenig Schlaf, Schlaf zur falschen Zeit etc.). Generell aber sind Entspannungsübungen, stille Meditationen und Ruhephasen mit wachem Bewusstsein dem Schlaf tagsüber vorzuziehen. Eine gut und richtig durchgeführte Tiefenentspannung von ca. 20 Minuten Dauer hat den gleichen Regenerationswert wie 2 bis 3 Stunden Schlaf! Selbiges gilt natürlich auch für stille Meditationen, die wir regelmäßig ausführen. In diesem Zusammenhang empfehle ich persönlich, morgens, mittags und abends regelmäßig 10 bis 20 Minuten zu meditieren.
Wie immer gibt es auch hier die berühmten Ausnahmen:
Für Kinder und alte Menschen ab ca. 60 Jahren ist ein längerer Schlaf bzw. Schlaf bei Tage von Vorteil und auch gesundheitsfördernd, Bei Schwächezuständen, im Krankheitsfalle, zur Unterstützung der Heilung und anschließend zur Regeneration, ist der Schlaf an sich schon eine gute Therapie und deshalb gelten hier alle Einschränkungen der Schlafzeiten nicht. Wichtig ist aber auch, das wir berücksichtigen, dass unsere Sommerzeit nicht die reale Zeit ist, sondern um eine Stunde „vorgeht"!

REINER SCHACKER, Leiter des Ayurveda-Fernkurses bei der
Veden-Akademie „Burg Schöna“
Tel: (0)35028 85855 Fax: (0)35028 85 851
www.veden-akademie.de info@veden-akademie.de


Cookie Consent mit Real Cookie Banner