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Einführung in die Ayurveda Philosophie – Teil I: Mann und Frau- 4. Teil

Einführung in die Ayurveda Philosophie – Teil I: Mann und Frau- 4. Teil

09.05.2012 | Fortsetzung 4. Teil von Dr. Sajan Kumar S. (B.A.M.S.).Muhammad Yunnus, der Begründer der Mikrofinanzierung, erkannte diesen grundlegenden Unterschied zwischen Männern und Frauen in Bezug auf deren Umgang mit Geld. So ist es in den ärmeren Gesellschaftsschichten zu beobachten, dass Männer, sobald sie Geld in die Hände bekommen, es meist für ihre eigenen Vergnügungen, wie Alkohol und Glücksspiele ausgeben.


Frauen dagegen wenden das Geld mehr für Ausgaben für das Haus und die Kinder auf und sparen das, was hiervon übrig bleibt.
Lao Tse gibt hierzu folgenden Erklärung:

„Kraft wird gefolgt von Kraftverlust
Dies ist nicht der Weg des Tao (der universellen Wahrheit).
Das, was sich gegen das Tao richtet;
erfährt ein frühzeitiges Ende.“                      (Tao Te King; 30)


    Energie, die verbraucht wird, sollte umgehend wieder ersetzt werden. Das Bewusstsein ist männlich, divergent und wird repräsentiert durch die Sonne. Während des Tages befinden wir uns in einem Zustand der Aktivität und Wachheit, in dem wir Energie verlieren oder verbrauchen. Während der Nacht ruht das Bewusstsein im Schlaf. So ist die Nacht die Mondenphase des Tages, in welcher der kühlende, von oben nach unten verlaufende Fluss der Energie überwiegt und vom Körper aufgenommen wird. Im Ashtaanga Hrudaya heißt es:

„Aktivitäten in Form von Handlungen, Sprechen oder Denken, sollten beendet werden, bevor es zur Müdigkeit und Erschöpfung kommt.“

(A.H. Su. – 1/ 2/ 37)

Erschöpfung ist ein Zeichen dafür, dass das maskuline Agni überwiegt, welches eine Verbrennung von Ojus, der reinsten Ausstrahlung des physischen Körpers, die das Leben und die Immunität aufrechterhält, zur Folge hat. Für den Erhalt und das Wachstum des physischen Körpers und dessen Kraft, sollte der kühlende Teil Agni’s über den erhitztenden Teil dominieren.

    Die lineare Natur des Bewusstseins hilft Männern zu mehr Bestimmtheit und Selbstvertrauen in Bezug auf das, was sie tun. Aufgrund dieser Eigenschaften sind sie in bestimmten kritischen Situationen eher dazu fähig zu entscheiden, was getan werden muss. Die nichtlineare Natur des Bewusstseins befähigt Frauen mehr zu einer Einschätzung der Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven. Lineare Wissenssysteme, wie z. B. die Naturwissenschaft, Mathematik und Philsophie, passen besser zum Mann als zur Frau, da die Frau die Dinge mehr auf intuitive Weise erfasst. Männer sind vergleichsweise aktiver, da das Bewusstsein das aktive Prinzip darstellt, während Sakthi passiv ist. Alles bewegt sich nach dem Willen des Bewusstseins. Die materielle Welt ist lediglich wie das Spielzeug oder Instrument des Bewusstseins. Alles erhält erst einen Sinn durch die Präsenz des Bewusstseins. Andererseits kann sich dieses Bewusstsein ohne die materielle Welt nicht ausdrücken oder irgendeine Handlung ausführen. So sind beide letztendlich voneinander abhängig und können nicht voneinander getrennt werden. Der große Dichter Kaalidaasa schreibt über Siva und Sakthi, dass diese  so zueinander in Beziehung stehen, wie ein Wort zu seiner Bedeutung. Das Wort wird vom Bewusstsein dazu geschaffen, um eine bestimmten Aspekt seiner selbst zum Ausdruck zu bringen. Ohne dieses Wort wäre das Bewusstsein nicht dazu in der Lage, sich mitzuteilen. Ebenso würde auch ein Wort ohne seine Bedeutung in irgendeine Folge von Buchstaben zerfallen. Die Bedeutung in einem Wort ist wie  das Leben in einem physischen Körper.

    Ayurveda versteht die Welt als dualistisch. Alle Eigenschaften (Gunas) in der Welt existieren als Dualitäten. Veeryam wird als eine Eigenschaft definiert, welche Aktionen bewirkt. Sie besitzt zwei Formen, ushnam, heiß und seetham, kalt. Alle Kräfte im Universum sind entweder Teile oder verschiedene Versionen der beiden großen Kräfte von Sonne und Mond, welche jeweils den erhitzenden und den kühlenden Fluss der kosmischen Energie repräsentieren. Aus dem gleichen Grund werden auch Behandlungen in zwei Arten unterteilt, nämlich in brahmanam, stärkend, ansammelnd oder (re)konstruierend und in lankhanam, auflösend oder dekonstruktiv. Letztendlich beruht die gesamte Existenz auf einem Zusammenspiel dieser beiden Dualitäten in unterschiedlicher Weise und in Unterteilungen, wie z. B. Positiv und Negativ, Konvergenz und Divergenz, Thamas und Sathwam, Anziehung und Abstoßung, Schwerkraft und Antischwerkraft, Materie und Energie, Materie und Antimaterie, Materie und dunkle Materie und Mann und Frau. Das uralte heilige Buch der Shivaiten, Thiru Manthram, besagt:

„Mann und Frau sind in ihr gemeinsames Spiel eingetreten.  Aus ihrem Spiel ist alles hier als Frucht hervorgegangen. So wie die Früchte von Jahreszeit zu Jahreszeit verrschieden sind, so setzten Sie (Siva und Sakthi) ihren heiligen Tanz mit jeweils einigen Unterschieden fort, bis zum Ende der Lebensspanne des Universums.“ (Manthra; 396)

    Die Interaktion wiederholt sich durch eine wechselweise Dominanz der einzelnen Partner. Sie dehnt sich über die Zeit hinweg auf zyklische Weise aus. Ebenso wie die Äpfel in der einen Saison mit denen in der vorhergehenden, vieles gemeinsam haben aber auch einige Unterschiede aufweisen, so weist jeder nachfolgende Zyklus mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede auf. Auf eine lange Lebensspanne bezogen, werden die Gemeinsamkeiten jedoch immer weniger und die Unterschiede überwiegen mehr und mehr. Auf einer grundlegenden Ebene bleiben die Dualitäten jedoch immer gleich.

    Diese Kosmische Wahrheit zum Ausdruck bringend, beginnt Sri Shankara sein berühmtes Werk Soundarya Lahari, indem er die Beziehung zwischen Shiva und Shakthi  wie folgt beschreibt:


„Siva wird in Gemeinschaft mit Sakthi fähig, Kraft zu entfalten
(aktiv zu werden und zu divergieren oder sich auszubreiten).
Ohne diese Gemeinschaft vermag der Herr (Siva) nicht
einmal zu pulsieren (die grundlegende Vibration des Universums,
 „Spandam“ hervorzubringen).“

(Soundarya Lahari – I. von Sri Shankara)


    Alle Arten von Aktivitäten im Universum bestehen grundsätzlich in Form von Interaktionen zwischen den Dualitäten. Diese Interaktionen bewegen sich wie ein Fluss vom Positiven ausgehend zum Negativen. Dies ist die Uraktion, die gefolgt wird von der Reaktion von Seiten Shakthi’s in rückwärtiger Richtung. Eine Wiederholung dieser abwechselnden Aktion und Reaktion erzeugt eine Vibration oder Pulsation, die wiederum das grundlegende Feld der Ur-Energie erschafft oder bildet. Sri Shankara sieht diese Kosmische Wahrheit von der Seite Shakthis und kommt daher zu der Erkenntnis, dass nur durch die Präsenz von Shakthi, Siva in der Lage ist, den Fluss der Energie in Gang zu setzen, während er ohne Sie nicht einmal fähig wäre zu pulsieren.

Lesen Sie auch die vorherigen Teile:
zu Teil I
zu Teil II
zu Teil III

© Dr. Sajan Kumar Somarajan 2011

[Übersetzt von Christine Hein]


Kumarkleincache 1971946302

Kontakt:

Dr. Sajan Kumar Somarajan
Pappelweg 33
63741-Aschaffenburg
E- Mail: vedayurkerala@gmail.com
Web: www.ayurvaidya.de

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