Status: Nicht angemeldet

Physis, Bios, Psyche, Pneuma Teil 2

Physis, Bios, Psyche, Pneuma Teil 2

14.08.2011 | Heilwirkungen ayurvedischer Behandlungen auf struktureller Ebene, biochemischer Ebene, energetischer Ebene und der Ebene der Information. Teil 2 befasst sich mit Heilbehandlungen, Anwendungen und Wirkungen. © Klaus-Rupprecht Wasmuht, Heilpraktiker

4. Heilbehandlungen – Krankheit und Gesundheit
 

Zum besseren Verständnis der Heilwirkungen ayurvedischer Behandlungen sei nachfolgend noch erläutert, was unter Gesundheit und Krankheit zu verstehen ist.

4.1 Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit
Die populäre Negativbestimmung von Gesundheit durch Abwesenheit von Krankheit (rein biomedizinische Betrachtungsweise) vernachlässigt psychische Faktoren wie Zufriedenheit und Wohlbefinden. Liegen Beschwerden oder spezifische Krankheitssymptome vor, wird diese Person als krank bezeichnet, obwohl Menschen mit physischen Gebrechen sich als gesund bezeichnen, da sie trotz physischer Einschränkung Lebensfreude empfinden.
 
4.2 Die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Dieses Defizit der rein biomedizinischen Begriffsbestimmung hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits 1946 vermieden indem sie Gesundheit als "Zustand des völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur als die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen" definiert.
Allerdings erscheint vollkommenes physisches und psychisches Wohlbefinden eine Idealnorm von Gesundheit zu sein, die realistischer Weise nicht erreichbar ist. Immerhin wird von der WHO die Gesundheit als mehrdimensionales Phänomen verstanden, das über den Zustand der Abwesenheit von Krankheit hinausgeht. Nicht nur körperliche Faktoren (z.B. genetische Faktoren, gesunde Ernährung) und seelische geistige Faktoren (z.B. Selbstachtung, Selbstvertrauen, Freiheit, Sicherheit, Liebesfähigkeit), sondern auch verschiedene Einflußfaktoren aus der Gesellschaftsstruktur, der Umwelt ( z.B. Wohnverhältnisse, Arbeitsbedingungen) und deren Wechselwirkungen haben einen entscheidenden Einfluß auf das Wohlbefinden. Dieses Verständnis hat Gesundheitswissenschaftler angeregt, eine ganzheitliche Begriffsbestimmung für die Gesundheit und entsprechende Zielvorgaben zu formulieren.

4.3 Modifizierte Definition ( Hurrelmann und Antonovsky)

Nach der ganzheitlichen Begriffsbestimmung moderner Gesundheitswissenschaftler bedarf es zur Gesundheit neben körperlichen und seelischen Wohlbefinden auch des sozialen Eingebundenseins und eine entsprechende Entfaltung der eigenen Leistungsfähigkeit. Hierzu gehört auch die Wahrnehmung und der richtige Umgang von Risiko- und Schutzfaktoren der sozialen und ökologischen Umwelt.
Die von dem Gesundheitswissenschaftler Klaus Hurrelmann formulierte Begriffsbestimmung der Gesundheit wird allgemein als eine konsequente Weiterentwicklung der oben erwähnten Definition der WHO verstanden und  inzwischen von allen Disziplinen der Gesundheitswissenschaften angewandt. Hiernach ist Gesundheit ein "Zustand des Wohlbefindens einer Person, der dann gegeben ist, wenn diese Person sich psychisch und sozial im Einklang mit den individuellen Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet"(28).

Dieser Zustand ist nicht als etwas von Dauer Erreichtes zu verstehen, sondern eher als ein labiles Gleichgewicht, das ständig  durch entsprechende Lebensführung als Bestandteil des alltäglichen  Lebens in Balance gehalten werden muß.

Dieses Konzept kommt im wesentlichen auch der Auffassung von Antonovsky nahe, der die Ausprägung eines  „Kohärenzsinns“ im Rahmen der Salutogenese ( Entstehung von Gesundheit) dem Einzelnen die eigene Lebenswelt durch Erkenntnis der Schutz- und Risikofaktoren verstehbar macht und als  sinnhaft und beeinflussbar erscheinen lässt.. Ein Mensch mit ausgeprägtem Kohärenzsinn besitzt ein positives Selbstbild und Selbstvertrauen und ist in der Lage dem Leben Freude und Sinn abzugewinnen und fördert kreatives Ausleben des eigenen Leistungspotentials. Zugleich steigt die Bereitschaft zu gesellschaftlicher Integration und Engagement.

4.4  Der Ayurveda

Gesundheit ist Ganzheit nach ayurvedischer Auffassung oder wie  Caraka, der Autor eines der ältesten, bedeutendsten und noch erhaltenen medizinischen Werke Indiens kurz und prägnant sagt: Gesundheit ist Zufriedenheit während  Krankheit Unzufriedenheit ist (29). Eine mehr deskriptive Formulierung des Ayurveda versteht unter Gesundheit eine dynamische Ausgewogenheit zwischen  den Teilen des Organismus, die dann gegeben ist, wenn die Bioenergien oder Funktionsprinzipien (Vata, Pitta, Kapha) im Gleichgewicht sind, wenn die Gewebe (7 Dhatus) normal funktionieren, die Abfallprodukte (Malas) ungehindert ausgeschieden werden und eine intakte Körperintelligenz die Verbindung zwischen Bewußtsein und Körper gewährleistet.  

Der Ayurveda sieht die Krankheit nicht als ein eigenständiges Ereignis, das von außen wie ein Feind den Körper befällt, sondern sucht die Ursache, insbesondere bei chronischen Erkrankungen, in einer bioenergetischen Störung des konstitutionellen Gleichgewichts als Folgeerscheinung einer falschen Lebensführung (30).

Diese Störungen bedeuten immer einen Unruhezustand, der zu beruhigen ist (ayurvedische Restitutionstherapie).

Die Bhagavadgita betont den geistig seelischen Zusammenhang von Gesundheit und Krankheit. Diejenigen, die negativen Kräften folgen und diese bestärken (Adharma) entwickeln Leiden und diejenigen, die positiven Kräften (Dharma) folgen, bewahren den gesamten Lebensstrom in Harmonie (31).

Die kausale Therapie Ayurveda betont daher Wiederherstellung der inneren Intelligenz des Organismus zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte - dem Anheben des Ojas-Niveaus – beziehungsweise der reibungslosen Verbindung des Intellekts mit seinem Urgrund, dem Sein.

Neben der physischen Nahrung sind es die Eindrücke und persönlichen Bindungen, die das Bewußtsein formen. Heilung kann nur im Bewußtsein stattfinden. Der physische Körper ist nicht der Ort, wo das Problem gelöst wird.
„Das Bewußtwerden der Seele ist der tiefste Heilungsprozeß überhaupt, nicht nur für die Seele, sondern auch für den Geist. Die Wahrnehmung der Seele setzt alle Heilungskräfte in uns frei“(32).

 

Erkennen von Krankheitsursachen
Krankheiten zeigen sich lange bevor körperliche Symptome vorliegen.

Krankheiten zeigen sich in Ungleichgewichten der sensiblen äußeren Aura (energetische Hülle). Dies äußert sich u.a. in nachlassender Lebensfreude. Wir merken, daß irgend etwas nicht stimmt.
Mediziner können mit ihren Mitteln noch keine "organischen" Abweichungen feststellen. Psychologen versuchen sich mit verstandesmäßig orientierten Mitteln an das Problem heranzutasten.
Erfolgt keine Veränderung der Lebensweise, greifen die Störungen auf dichtere seelische Energiefelder über. Die Beschwerden verstärken sich und manifestieren sich schließlich im körperlichen Bereich. Zunächst werden einzelne Zellen erfaßt, dann Organe, schließlich der ganze Körper.
Krankheiten sind wegen der komplex vernetzten Regelkreise des Organismus meist nicht auf eine Ursache zurückzuführen.

Der Ayurveda unterscheidet folgende sechs Krankheitsursachen:

1. Ansammlung                     Sanchaya
2. Verstärkung                       Prakopa
3.  Streuung                           Prasara
4.  Lokalisierung                   Sthana Samshraya
5.  Erkennbar werden            Vyakti
6.  Ausbruch                         Bheda

 

Zeichen der Verschlechterung der Doshas
 

Eine Störung der Doshas drückt sich durch verschiedene Symptome aus
Überschüssiges Vata  äußert sich durch Auszehrung, Schwäche, Zittern, Nervosität, Ängste, Dehnung der Blase und Verstopfung, Schlafstörungen, Desorientiertheit, Schwindelgefühle, Konfusion, Depression. Hauptsitz von Vata (Luft) ist der Dickdarm, außerdem befindet sich Vata in den Oberschenkeln, Hüfte, Ohren und Knochen und Tastorganen.
Überschüssiges Pitta äußert sich durch gelbe Farbe der Augen, der Haut, des Urins, der Exkremente, weiterhin durch Hunger, Durst, Sodbrennen und Schlafprobleme. Hauptsitz von Pitta (Feuer) ist der Dünndarm, außerdem befindet sich Pitta in den Schweiß- und Talgdrüsen, im Blut, in der Lymphe und den Sehorganen.
Überschüssiges Kapha ist durch Absenken der Verdauungskraft, Übelkeit, Lethargie, Bewegungsmangel, Schwere, weißer Farbe, Husten, Atembeschwerden, Schüttelfrost und übermäßigem Schlaf erkennbar. Hauptsitz von Kapha (Wasser) ist der Magen, außerdem befindet sich Kapha im Brustkorb, im Rachen, Kopf, Bauchspeicheldrüse, Fettgewebe, Nase und Zunge (33).

Auswirkungen der Verschlechterungen

Erhöhtes Vata führt zu Loslösung des Geistes vom Körper und Desorientierung. Es besteht eine nervöse Überaktivität zu Lasten eines ausgeglichenen Säfteflusses, der Körper beginnt zu degenerieren.
Erhöhtes Pitta führt zu einer Anhäufung innerer Hitze und Fieber mit Entzündungen und Infekten.
Erhöhtes Kapha führt zu Gewichtszunahme und Schwere im Körper, Apathie und Lethargie.

 

Zusammenfassung zu 4.4
 

Hauptaugenmerk des Ayurveda ist auf präventive Maßnahmen eingestellt. Hierzu dient eine Gesamtstrategie, die individuell ausgerichtet ist, eine vernünftige Lebensführung, wie gesunde Ernährung, regelmäßige und ausreichende körperliche Bewegung und einen geordneten Tagesablauf empfiehlt.
In einem Krankheitsfall hilft der Ayurveda die spirituellen und emotionalen Hintergründe der Krankheit zu erkennen. Ein erheblicher Teil der Krankheiten ist in psychischen Ursachen begründet. Ursachen sind meist falsche Gedankenmuster, unverarbeitete emotionale Eindrücke und negativ besetzte Ausdrucksformen der Psyche.
Ayurveda hilft im ganzheitlichen Sinne die grob- und feinstofflichen Zusammenhänge von Mensch und Natur bewusst werden zu lassen und führt somit zur Heilung. Darüber hinaus
öffnen ayurvedishe Heilanwendungen den Blick auf die spirituelle Dimension jenseits von Raum und Zeit.

5. Anwendungen und Wirkungen  ganzheitlicher ayurvedischer Heilbehandlungen – einige Beispiele

Aus obigen Ausführungen lässt sich die bisher gewonnene Erkenntnis festhalten, daß  therapeutische Maßnahmen des Ayurveda sich auf mehreren Seinsschichten, nämlich Physis, Bios, Psyche und Pneuma auswirken. Aber auch Maßnahmen wie chirurgische Eingriffe, Bestrahlungen und physikalische Anwendungen, die sich primär auf der Ebene der Physis auswirken, haben auch indirekte Wirkungen auf anderen Seinsschichten. Des weiteren  wirken  zum Beispiel Ableitungsverfahren, wie Aderlaß, Purgieren, Brechverfahren ( siehe anschließend 5.2 Panchakarma) indirekt auf die Bios–Ebene. Ein direktes Ansprechen der Bios Ebene erfolgt zum Beispiel durch Chemotherapeutika, Informationstherapie und Schwingungstherapie. Braun (34) ordnet weiterhin  die unteren und mittleren Potenzen der Homöopathie, die Tiefenpsychologie, die Psychotherapie der Hildegard von Bingen, Klangtherapien, Baum- und Blütenessenzen sowie Licht- und Farbtherapien und die verschiedenen Formen der Akupunktur der Ebene der Psyche zu. Auch die Wirkung der Marmapunkt-Massage ( siehe anschließend 5.4) ließe sich hier einordnen.
Schließlich  sind in der Ebene des Pneuma – die „mit den Mitteln der orthodoxen Medizin weder erreichbar noch direkt oder indirekt beeinflussbar“ ist (35) – zum Beispiel homöopathische Hochpotenzen, spirituelle Psychotherapie der Hildegard von Bingen  und  geistiges Heilen (siehe 6.4 Sanjeevini - Ansprechen bestimmter Geisteskräfte auf tiefer Bewusstseinsebene)  wirksam. Dies ist von außerordentlicher Bedeutung, denn ohne Einbeziehung metaphysischer Aspekte wie die des seelisch geistigen, bleiben die meisten Therapieformen Symptom orientiert, unbeholfen und bruchstückhaft. Heilbehandlungen auf der Pneuma Ebene wirken hingegen ganzheitlich, indem der Heilungsprozeß den natürlichen Energiestrom von der Pneumaschicht über die Psyche und Bios bis hin zur Ebene der Physis reaktiviert.                                                                 

Die folgenden Beschreibungen einiger ayurvedischer Heilanwendungen mögen beispielhaft die in die verschiedenen Seinsschichten übergreifenden Wechselwirkungen verdeutlichen.
Zunächst sei darauf hingewiesen, daß der Therapeut zu Beginn jeder ayurvedischen Behandlung sich geistig auf den Patienten einstellt und sich durch ein Gebet mit den kosmischen Kräften verbindet. Jede Bewegung im Kosmos hängt mit dem universellen Abhyanga zusammen. „Blätter und Baumrinden werden ständig vom Wind massiert; Steine und Kiesel werden von Bächen und Flüssen gerieben und die Tiere, die von Äther, Wind und Wald gestreift werden, werden für immer durch Abhyanga in Harmonie gebracht“ (36).

 

5.1 Abhyanga – die “liebevolle” Massage


Abhyanga ist eine einzigartige ayurvedische mit Kräuterextrakten angereicherte Ölmassage, die über den ganzen Körper angewandt wird und in verschiedenen Anwendungsformen den Körper auf der feinstofflichen Ebene anspricht. Diese Massage wird in aller Stille sehr sanft ausgeführt und als ein unentbehrliches Element der vorbereitenden Maßnahmen bei der Reinigungskur Panchakarma (siehe nachfolgend 5.2) angewandt.
Als Einzelanwendung beruhigt diese Massage besonders das gestörte Vata. Abgesehen von den positiven Effekten für die Haut, wie Feuchtigkeit und Nährkraft spendende Wirkung, wirkt diese Körpermassage mit warmen Kräuterölen auf tiefer physiologischer (Bios) und psychologischer Ebene (Psyche). Die sanften Bewegungen während der Massage und die salbende Wirkung von Ölen agieren bereits als ein hervorragendes Gegenmittel gegen die modernen Übel wie Streß; Suchtkrankheiten, Völlerei, Vereinsamung, Depression und Ängste, indem sie insbesondere das überreizte Nervensystem und die Verdauungsorgane beruhigen. Darüber hinaus werden die in dem Öl enthaltenen feinstofflichen Kräfte der Kräuter bis tief in das Gewebe eingebracht und können somit auf direktem Wege ihre reinigende Wirkung entfalten. Es ist empfehlenswert das Öl nach der Massage zumindest eine halbe Stunde auf dem Körper zu belassen, um die weitere Absorption der Heilkräuteressenzen zu nutzen.

 
5.2 Die Entgiftungskur (Reinigungskur) Panchakarma
 

Die mehrwöchige Panchakarmakur, auch „Königskur“ genannt, wirkt auf allen Ebenen über einen längeren Zeitraum. Sie ist eine effektive Behandlung mit der die aus dem Gleichgewicht geratenen Doshas wieder ausgeglichen werden und zugleich der Körper durch Auflösung und Beseitigung von Schlackstoffen (Ama) entgiftet wird, Energieblockaden gelöst und seelische Verspannungen aufgehoben werden.
Der Sanskritbegriff Panchakarma bezieht sich auf fünf Handlungen, die spezifische Hauptreinigungsverfahren darstellen. Diese fünf Reinigungsarten  sind Virecana (Abführung), Nasyam (Nasenreinigung), Vasthi (Einlauf), Vamana (kontrolliertes Erbrechen) und Raktha Moksha (Aderlass) (37).
Die Panchakarmakur beinhaltet unterstützende Therapien (Shamana) und fünf Hauptreinigungs- und Ausscheidungsverfahren (Shodana), die idealer Weise über einen Zeitraum von vier Wochen durchgeführt wird. Letztere dürfen nur nach vorheriger Behandlung von vorbereitenden Maßnahmen durchgeführt werden. Die unterstützenden Therapien sind einmal vorbereitende Maßnahmen wie Snehana (Behandlungen mit medizinischen Ölen), Abhyanga (Ganzkörpermassage) und Svedana (Schwitzbehandlung) und zum anderen nachbehandliche Maßnahmen wie angepaßte Ernährung, Tees und Arznei.
Die unterstützenden Behandlungen wirken erneuernd und stärkend und können auch unabhängig von der Hauptbehandlung durchgeführt werden.

Der Begriff Schlackstoffe (Ama) führt bei vielen Medizinern immer noch zu einem Unbehagen; für sie ist diese Wortwahl zu vage und daher irreführend und damit unwissenschaftlich. Nachfolgend sind daher einige Bezeichnungen angegeben, die den Begriff umschreiben und so zu einem besseren Verständnis beitragen mögen. Es handelt sich hierbei zum Beispiel um zahlreiche – insbesondere durch Fehlernährung bedingte Schadsubstanzen, die zu einer Übersäuerung oder Vergiftung des Körpers führen, wie Fäulnisgifte durch überhöhten Eiweißkonsum, stimulierende Genußgifte. Hinzu kommen Gifte, die aus denaturierter Nahrung, aus träger Verdauung und aus anderen Ursachen herrühren. Weiterhin kommen Toxine aus der Umwelt (Pestizide aus gespritzten Nahrungsmitteln, Schwermetalle wie Arsen, Antimon, Blei, Quecksilber und andere mehr), schädliche Medikamentrückstände, endogene Gifte, wie unerwünschte Mikroorganismen im Mund, im Darm, im Blut sowie in der intra- und extrazellulären Körperflüssigkeit, sowie Schädigung  zellulärer und extrazellulärer Makromoleküle durch oxidativen Streß (Freie Radikale).Hier sei hervorgehoben, daß in Folge des oxidativen Streß die Zellen mehr Energie aufwenden müssen, um das Membranpotential zu stabilisieren, dass auch kleinere Proteine (Peptide) und deren Bausteine (Aminosäuren) durch Proteinoxidation molekulare Schädigungen erfahren und es schließlich zu einer Schädigung der DNA kommen kann. Diese Vorgänge sind mitverantwortlich für einen beschleunigten Alterungsprozeß und eine Verringerung der Lebenserwartung (38).

Zudem führen Stress, Reizüberflutungen, Überarbeitung, hoher Leistungsdruck, mangelnde Bewegung zur Bildung von Schlackstoffen.
Diese beispielhafte Aufzählung gibt bereits einen deutlichen Hinweis auf die vielfältigen  verursachenden Faktoren des Verschlackungsprozesses, der sich in der Regel über einen längeren Zeitraum ereignet und zu einer Disharmonie der Doshas führt.
Eine ayurvedische Reinigungskur, die wirklich diesen Namen verdient, ist eine ganzheitliche und tiefgreifende Therapie, die alle Seinsschichten des Menschen (Physis, Bios, Psyche und Pneuma) erfaßt und muss deshalb unter der Aufsicht eines ayurvedisch ausgebildeten, erfahrenen Arztes stehen.
Anmerkung: Die Brechtherapie (Vamana) und der Aderlaß (Raktamoksha) werden heute nur noch selten (in Kliniken) angewandt.
Nachfolgende Übersicht einer möglichen Panchakarma Kur für drei Wochen bei einer Vata Pitta Konstitution verdeutlicht den Aufbau und Gestaltung der Panchakarma Behandlungskur. Die Sanskrit Begriffe werden anschließend bei der Darstellung der einzelnen Maßnahmen erklärt.

 

21 Tage Panchakarma Kur bei einer Vata-Pitta Konstitution (Überblick)


1  Snehapanam – Rejuvenation Massage – Nasyam
2  Snehapanam – Rejuvenation Massage – Nasyam und Udvarthanam
3  Snehapanam – Rejuvenation Massage – Nasyam und Udvarthanam
4  Snehapanam – Rejuvenation Massage – Nasyam und Udvarthanam
5  Snehapanam – Rejuvenation Massage – Nasyam und Udvarthanam
6  Udvarthanam, Generelle Massage, Sirovasthy
7  Udvarthanam, Pizhichil, Sirodhara
8  Udvarthanam, Pizhichil, Sirodhara
9  Udvarthanam, Pizhichil, Sirodhara
10  Udvarthanam, Pizhichil, Sirodhara
11  Udvarthanam, Pizhichil, Sirodhara
12  Generelle Massage, Virecana
13  Elakizhi, Tharpanam, Karnapooram, Vasthy
14  Elakizhi, Tharpanam, Karnapooram, Vasthy
15  Elakizhi, Tharpanam, Karnapooram, Vasthy
16  Elakizhi, Tharpanam, Karnapooram, Vasthy
17  Elakizhi, Tharpanam, Karnapooram, Vasthy
18  Rejuvenation Therapie – Gesichtsmaske
19  Rejuvenation Therapie – Dampfbad
20  Rejuvenation Therapie – Gesichtsmaske
21  Rejuvenation Therapie – Kräuterbad  


Vorbereitende Therapie

Die vorbereitende Therapie beabsichtigt Krankheitsstoffe und Schlacken in den Geweben zu lösen und in Bewegung zu bringen. Hierzu dienen zum Beispiel Snehapanam.und die oben beschriebene Abhyanga Ölmassage, sowie gewisse Schwitzanwendungen (Svedana). Snehapanam bedeutet die Einnahme von medizinischen Ölen und/oder mit Medikamenten angereichertes Ghee (geklärtes Butterfett) zur Beseitigung von greifbareren Schlackstoffen aus dem Körper.
Statt der erwähnten Abhyanga Massage kommt in dem hier angeführten Beipiel die Verjüngungsmassage (Teilaspekt der „Verjüngungstherapie“ Rasayan Chikilsa) zur Anwendung. Die populäre Bezeichnung Rejuvenation oder Verjüngung ist nicht korrekt, da eine Verjüngung nicht möglich ist, vielmehr ist eine Regeneration von Körper, Geist und Seele und damit Verzögerung des Alterungsprozesses angesprochen. Die Behandlung besteht aus verschiedenen Massagen, die chronologisch bis zu 120 Minuten mit dem Patienten, sitzend auf dem Stuhl, liegend in Rücken- und Bauchlage auf einer Bodenmatte mit einem Fuß ausgeführt und liegend in Bauch- und Rückenlage auf dem Massagetisch erfolgt. Beendet wird diese Behandlung mit einer Gesichtsmassage oder einer Gesichtsmaske, zu der eine besondere Paste aufgetragen wird. Abschießend erfolgt eine Behandlung durch die Nase (Nasyam) und eine Kräuterpulvermassage (Udvarthanam).
Nach den Vorbereitungen über Ölmassagen im genannten Körperbereich, werden die Schlacken nun hauptsächlich über die Schleimhaut der Nase ausgeschieden. Bei Nasyam werden einige Tropfen medizinisch pflanzlicher Substanzen in die Nasenlöcher eingegeben. Diese Behandlung hat vielfältige Wirkungen, sie säubert die Nase, befreit und belebt die Atemwege. Nasyam wird unter anderem bei chronischen Entzündungen der Nasennebenhöhlen, bei Schlafstörungen, Verspannungen, zervikaler Spondylose, allergischen Erkrankungen der Atemwege und Kopfschmerzen angewandt.
Die Anwendung der Kräuterpulvermassage Udvarthanam ist sehr wirkungsvoll bei Kapha vorherrschenden Krankheiten, wie bei körperlichen Fehlentwicklungen, bei Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht sowie bei mentalen Beeinträchtigungen, die sich durch Antriebslosigkeit, Trägheit und Depressionen ausdrücken.
Diese erste Phase wird mit einer generellen Massage und einem Kopf-Ölbad (Sirovasti) abgeschlossen. Die generelle Massage während der Pancha Karma Behandlung enthält wesentliche Aspekte der Rejuvenation Massage, hier jedoch im Hinblick auf das nachfolgende Kopf-Ölbad ohne die auf der Bodenmatte mit dem Fuß ausgeführte Massage.
Bei dem Kopf-Ölbad wird warmes Kräuteröl in eine auf dem Kopf angebrachte nach oben offene Kappe gegossen. Die Kappe besteht aus einem längeren breiten Band aus Rexine (eine Art Kunstleder), das zu einer Art offenen Hut gewickelt und zur Festigung an der unteren Hälfte mit Leinenstreifen umwickelt und durch eine aus Linsenmehl gefertigte Paste verklebt wird. Die Stelle, wo diese Kappe auf dem Kopf aufsitzt muß sorgfältig mit der Paste abgedichtet werden, so daß kein Öl aus der Kappe entweichen kann. Der direkte Kontakt mit der Kopfhaut regt die Kopfregion und das Nervensystem an und wirkt sehr gut bei Vata Erkrankungen wie ernsthaften Nervenproblemen, Kopfschmerzen, Trockenheit von Nase, Mund und Rachen.

Reinigung und Entgiftung

Die nächste Phase besteht unter anderem aus Ölbädern (Pizhichil ), eine spezielle Form der Ayurveda-Massage aus Kerala, Südindien, bei der zwei ausgebildete Therapeuten gleichzeitig den ganzen Körper mit pflanzlich medizinisch angereichertem warmen Ölen in ruhigen und fließenden Bewegungen sanft massieren. Pizhichil wird als "Königsguß" bezeichnet. Dieser spezielle Ölguß regt intensiv den Stoffwechsel der Haut und der Organe an. Er harmonisiert die Körperbalance und wirkt lindernd und heilend bei Vata Erkrankungen, wie Rheuma, Arthritis, bei Lähmungserscheinungen, sexuellen Problemen, Schwächezuständen und nervösen Störungen.
Der Stirnguß und Kräuterpudermassagen werden begleitend  in dieser Phase angewandt, die mit einer generellen Massage und abführenden Maßnahmen (Virecana) abgeschlossen wird.
Bei dem Stirnguss fließt ein kontinuierlich erwärmter Ölstrahl oder ein Milchguß (Takra Dhara) über die Stirn. Das die Flüssigkeit enthaltene Gefäß (Dhara) wird in einem ruhigen Rhythmus von einer Schläfenseite über die Stirn bis zur anderen Schläfenseite und zurück über einen gewissen Zeitraum gependelt, wobei der leicht fließende Ölstrahl möglichst gleichmäßig auf die Stirne trifft. Hierdurch wird eine entspannende beruhigende Wirkung auf die Nervenzellen ausgelöst, die in der Folge zu einer nachhaltigen Tiefenentspannung führt. Das Shirodhara beruhigt insbesondere das Vata, lindert Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, und baut Streßsymptome ab.
Hieran schließt sich wiederum eine generelle Massage an, die der Vorbereitung der Abführung (Virecana) dient. Mit Virecana werden vor allem Pitta bezogene Schlacken, wie Säuren, Reiz- und Entzündungsstoffe aus dem unteren Teil des Magens und dem oberen Dünndarm abgeführt.
Zu Beginn des letzten Drittels der Behandlung erfolgen Kräuterbeutelmassagen (Elakizhi), spezielle Reinigungen der Augen (Tharpanam), Behandlungen der Ohren (Karnapooram) und Einläufe (Vasthi).
Die Kräuterbeutelmassage erfolgt mit faustgroßen Leinenbeuteln, die mit sieben Kräutern und medizinischem Salz gefüllt sind und zuvor in einem Ölbad erhitzt wurden. Diese Beutel werden in bestimmten kreisenden Bewegungen auf den Körper gerieben und regelmäßig in das heiße Ölbad getaucht um eine gleichmäßige Wärme bei der Behandlung zu gewährleisten. Elakizhi wird bei Gelenkschmerzen, steifen Gliedern und entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates angewandt
Die ayurvedische Reinigung der Augen (Tharpanam) erfolgt mit kühlenden pflanzlichen Ölen. Sie wirkt sehr wohltuend, stärkt die Sehnerven und beugt Erkrankungen der Augen vor.
Bei der Behandlung der Ohren (Karnapooranam) wird medizinisch wirkender Rauch, zum Beispiel Weihrauch, durch eine spezielle Rohrvorrichtung für 5 bis 10 Minuten sanft in die Ohren eingelassen. Hierdurch werden die Ohren von Mikroorganismen befreit und Erkrankungen der Ohren vorgebeugt.

Hinsichtlich der Einläufe (Vasthi) sei zunächst erwähnt, daß Caraka in seinem Kompendium (Caraka Samhita) bei der Panchakarma Behandlung zwei verschiedene Formen von Einläufen, einen öligen kräftigenden Einlauf (Matra Vasthi) und einen  reinigenden, überwiegend wässrigen Einlauf (Anuvasana Basti) beschreibt und den Aderlaß (Raktamoksha) außer Acht läßt, während Susruta den Aderlaß hervorhebt. Der Hauptsitz von Vata ist - wie erwähnt - im Dickdarm. Daher werden Schlackstoffe, die Vata assoziiert sind über den Dickdarm ausgeschieden. Für die Darmspülung (Vasthi) werden verschiedene pflanzliche Extrakte und Öle eingesetzt, die eine wohltuende Wirkung vermitteln. So werden bei Matra Vasthi medizinisch angereicherte Öle in geringen Mengen  (30 -50 ml) zur Beruhigung von Vata eingelassen. Der Einlauf soll einige Zeit im Darm verbleiben, damit eine stabilisierende Wirkung für den ganzen Körper erreicht werden kann. Schließlich wird die Panchakarma Kur mit regenerativen Maßnahmen („Verjüngungstherapie“) abgeschlossen. Diese werden mit über die Haut ausleitenden Wärmeanwendungen (Dampfbad, Kräuterbad) begleitet.
Die Nachbehandlung umfaßt eine Betreuung beziehungsweise Beratung für eine Lebensführung mit Schwergewicht auf eine adäquate Ernährung zur Erhaltung einer dauerhaften Gesundheit bis in das hohe Alter. Um das neue Gleichgewicht zu stabilisieren, wird mit dem Patienten ein Plan für eine geeignete Ernährung und einen vernünftigen Lebensstil besprochen. Liegen noch Gesundheitsstörungen vor, kommen ayurvedische Präparate zum Einsatz, wie die Einnahme von Rasayanas. Das sind ayurvedische Präparate, die sich nicht gegen Krankheiten richten, sondern die Gesundheit stärken. Nach einer Reinigung der Gewebe durch Panchakarma ist es der richtige Zeitpunkt, mit Rasayanas die Gewebe so zu stärken, daß sie gegen Krankheiten und den Alterungsvorgang widerstandsfähiger sind. Dies kann in einer umfassenden Rasayana Kur geschehen, in der Massagen und Entschlackungsverfahren mit einer Behandlung mit Heilpflanzen, Entspannungsübungen und spirituellen Unterweisungen verbunden werden.

 

5.3 Die Rasayana Kur


Rasayana zählt zu den acht Teilgebieten des Ayurveda, wobei  Rasayana als förderliche Maßnahme verstanden wird. Rasayana löst bei vielen eine Vorstellung von magischer Verjüngungsmöglichkeit aus.

„Catch Wörter“ wie Anti Aging, Verjüngungskur, Aphrodisiaka, Jungbrunnen sind  Gedanken einfangende Begriffe, die vom Marketing der Vertreiber von Rasayana Produkten dem Verbraucher Wiedererlangung der blühenden Jugend suggerieren, jedoch die Kernaussage des Begriffs verfehlen. Der Sanskrit-Begriff  Rasayana leitet sich von Rasa  (Plasma, innerstes Gewebe) und Ayana (Methode mit der Rasa biochemisch optimal umgesetzt  wird) ab (39). „Somit wäre eine gute Übersetzung von Rasayana: Geweberegeneration  (40).
In der Praxis kommen zwei Rasayana Therapieen, eine stationäre Behandlung (Kutipravesika) und eine ambulante (Vatatapika) zur Anwendung (41).
Die leichter durchführbare ambulante Therapie erfordert Abstinenz von Alkohol und Rauchen und allgemeinen Verzicht auf eine auf Sinnesfreuden angelegte Lebensweise.  Die Nahrung unter Einbeziehung einer großen Auswahl von Rasayana Pflanzen sollte genügsam und fettarm sein.  

Die stationäre Variante, die als die nützlichste angesehen wird, verläuft unter Einhaltung sehr strikter Regeln und  Maßnahmen. Der Patient soll sich in einem von der Außenwelt abgeschirmten Raum für drei Monate aufhalten, wo auch kein Kontakt zur Sonne und Wind besteht. Hier soll er  sich ausschließlich von - einem Arzt verschriebenen - Rasayana Medikamenten ernähren. Eine detaillierte Auflistung und Anwendungsweise von Rasayana-Medikamenten gibt Ranade (42). In der Ruhe und Abgeschiedenheit soll der Patient alle negativen Gedanken und Gefühle vermeiden und durch Meditation und andere Yogatechniken den Geist stärken (Pneuma).

Insgesamt gilt, daß ohne Kultivierung einer ethischen Lebensweise eine erfolgreiche Anwendung der Rasayana Praktiken nicht möglich ist. Daher wird in Verbindung zu Ayurveda  die regelmäßige Praxis von Yoga durchgeführt.  „Die regelmäßige Praxis des Yoga hält den Köper und den Geist jung und verleiht einem Wohlgefühl, hält den Alterungsprozeß auf und verhindert Krankheiten“ (43). Näheres hierzu, siehe 5.5

 

5.4 Die Marmapunkt-Massage


Hinsichtlich Massagen sei hier noch die Marmapunkt-Massage, eine sehr spezielle ayurvedische  Behandlung, erwähnt. Die Marmapunkt-Massage erfordert ein profundes Wissen über die Energiepunkte (Marma) und besonderes Einfühlungsvermögen des Therapeuten. Die Marma Punkte befinden sich an bestimmten Stellen des Körpers wo Muskeln, Venen, Arterien, Bänder, Sehnen, Knochen oder Gelenke kreuzen. Susruta definiert 107 Marmapunkte und beschreibt diese Vitalpunkte sehr ausführlich in Kapitel VI des klassischen ayurvedischen Textes Susruta Samhita (44). Gelegentlich werden von anderen Quellen unter Einbeziehung der menschlichen Seele 108 Marmapunkte angegeben.
Die Marma-Punkte (Vitalpunkte) verteilen sich auf der Vorder- und  Rückseite des menschlichen Körpers wie folgt: 22 an den unteren Körperextremitäten,  22 an den Armen, 12 an der Brust und dem Bauch, 14 am Rücken und 37 am Kopf und Hals. Sie können relativ groß sein. So entsprechen sechs Maha-Marmas (große Marmas) der Position von sechs Energiezentren, den Haupt-Chakren. Diese sind: Adipati (Fontanelle), Stapani (Stirnpunkt), Hridaya (Herz), Nabhi (Nabel), Basti (Blase), Guda (Damm).                                            
Anmerkung: ein weiteres Hauptchakra ist Vishuda (Kehlkopf). Näheres zu Yoga in bezug auf  Chakren (Kundalini Yoga), siehe 6.2.

Bei gesunden Menschen fließt das Prana (Lebensenergie) frei in den Kanälen der Chakren des menschlichen Körpers, die im Ayurveda als Nadis bezeichnet werden. Für die Energieverteilung und Versorgung der Organe sind insbesondere die größeren Nadis verantwortlich. Hier sei erwähnt, daß Nadi  sich von Nada oder Klang ableitet. Berücksichtigt man, daß Klänge energetische Schwingungsmuster darstellen, so erklärt sich wie zum Beispiel durch therapeutische Klänge (Klangschalen, Gong),  oder Rezitationen (Mantren) gezielt der Energiekörper angeregt werden kann, (Näheres, siehe 6.1).

Verletzungen, Stress, dauerhaft schlechte Körperhaltung, seelische Probleme können häufig den Fluß von Prana  nachhaltig beeinträchtigen und zu Energieblockaden führen.

Die Marma-Punkt-Massage wirkt auf die Energiezentren und die Energiekanäle. Durch sanfte Ausstreichungen und gezieltes Drücken der Vitalpunkte werden die verschiedenen Komponenten des energetischen Körpers aktiviert, Blockaden gelöst, Streß abgebaut,  der Energiefluß aktiviert, die Leistungskraft erhöht, das Immunsystem gestärkt und der Alterungsprozeß verzögert.

Hier ergibt sich wiederum ein therapeutischer Zusammenhang mit der Schwesterdisziplin Yoga.

 

 

5.5 Ayurveda und Yoga


In dem vorwiegend materialistisch orientierten westlichen Kulturkreis erleben die Menschen immer mehr eine Isolation und spirituelle Verarmung der zufolge sie erkranken. Seelische Blockaden, Ängste und Depressionen werden immer häufiger und belasten immer mehr die eigene Person und das soziale Umfeld. Auch die immer mehr geschädigte Umwelt wirkt rückwirkend belastend auf die Gesundheit der Menschen. In der Regel sind die Störungen durch verkehrte Geisteshaltung und eine unvernünftige Lebensführung entstanden. Hierzu tragen im wesentlichen falsche Ernährung und/oder im Wege einer gezielten Konditionierung äußere Beeinflussungen bei, die einseitig ein Erlangen materiellen Wohlstandes als Erfüllung des Lebens suggerieren.
Folge ist vielmehr eine volle Verkehrung der natürlichen Bewußtseinsausrichtung, die den Menschen zu einem seelenlosen Wesen verkümmern lassen. Aus Abneigung gegen die eigene Kultur fliehen nun viele in die Ferne und experimentieren mit allen möglichen Erleuchtungsmethoden. Dabei besteht die große Gefahr, daß sie sich in Selbstversenkung und in der Sehnsucht nach Selbstverwirklichung verlieren, anstatt Selbstlosigkeit und Genügsamkeit zu üben.

Mit Hilfe von Ayurveda und Yoga können psychologische und physiologische Störungen beseitigt und ein gesundes und erfülltes Leben wieder hergestellt werden.
Ayurveda empfiehlt – wie oben dargelegt – schwerpunktmäßig präventive Maßnahmen, wie richtige Ernährung und einen gesunden Lebensstil und hilft mit ganzheitlich heilenden Maßnahmen ein entstandenes Ungleichgewicht zu korrigieren.
Yoga spricht insbesondere die geistige Sphäre an. Die erlittene Konditionierung und die daraus resultierenden Probleme werden umgekehrt indem der Geist erneut mit dem reinen Bewußtsein verschmolzen wird.
Mit dieser Transformation beabsichtigt reicht Yoga über die Persönlichkeitsebene hinaus und will zur Freiheit des Geistes von der Materie führen. Ein Wachsen in die Bewußtseinsqualität, die im Einklang mit der Intelligenz der Natur steht, fördert automatisch einen Lebensstil, der gesundheitsfördernd ist.
Hierzu verhilft auf den unteren Stufen des Yoga (Hatha Yoga) das Umsetzen ethischer Aspekte, zum Beispiel keine Gewaltanwendung (Ahimsa), vegetarische Ernährung, Wahrhaftigkeit (Sathya).Weitere Aspekte sind die Steigerung der Lebensenergie, zum Beispiel durch Körperübungen (Asanas) und die Steigerung der Energie des Bewußtseins (Pranayama).
Die Wortwahl „Atemübungen“ für Pranayama, wie Pranayama allgemein im westlichen Kulturkreis übersetzt wird, ist irreführend. Die speziellen Atembewegungen sind kein Selbstzweck, sondern dienen unterstützend der Umsetzung der Bewußtseinsenergie.

Bereits diese wenigen Aspekte der ersten vier der acht Stufen des klassischen Yoga von Patañjali, dem vermutlichen Verfasser der Yogasutras,  weisen auf positive Auswirkungen wie Stressbewältigung und harmonische Lebensweise hin.
Das Schwergewicht von Yoga zielt auf Bewußtseinserweiterung und spirituelles Wachstum mit Hilfe von geistigen Übungen. Auf der spirituellen Ebene der vier nachfolgenden Stufen (RajaYoga) bedeutet Yoga Vereinigung und mit Vereinigung ist letztendlich das Verschmelzen des Atman (das reine Bewußtsein, das wahre Selbst des Menschen) mit dem Brahman (Weltseele) in eine Wesenseinheit gemeint. Auf die Stufen  fünf bis sieben „Pratyahara“, „Dharana“ und „Dhyana“ sei hier wegen ihre Bedeutung für die Bewußtseinsebene kurz eingegangen.

Pratyahara wird im westlichen Kulturkreis üblicherweise mit „Kontrolle der Sinne“ übersetzt, was den Kerninhalt dieses Begriffes verfehlt. Denn selbst wenn die Sinne kontrolliert werden, bleibt der Geist (hier auch zu den Sinnen zählend) mit den Sinnesobjekten verhaftet (45). Pratyahara bedeutet vielmehr sinnliches Zurückziehen von Objekten der materiellen Welt mit dem Ziel aus der materiellen Hülle herauszukommen und die „Bewußtseinsantennen“ (Indriyas) auszufahren um die feinen und feinsten Schichten des multidimensionalen Raumes wahrnehmen zu können und sich dort „einzuleben“(46).
In der Dharana Stufe (Aufrechterhalten rechter Konzentration) werden die Bewußtseinsantennen in vollkommener Zielgerichtetheit Gott zugewandt. Durch diese Einstimmung verankert sich der Mensch im Sattva-Guna (höheres Bewußtsein voller Reinheit, Intelligenz, Liebe und Harmonie).In der Dhyana-Stufe wird durch Meditation das Bewußtseinswachstum und Erlangung von Kraft und Feinheit weiter erschlossen. Ziel ist hier das individuelle Bewußtsein mit dem alles umfassenden göttlichen Bewußtsein zu verschmelzen.

Zusammenfassung zu 5.5
Ayurveda und Yoga zielen darauf ab, die Harmonie (Balance) im Menschen als Grundvoraussetzung für ein gesundes und glückliches Leben zu erhalten und zu stärken.

Ayurveda empfiehlt schwerpunktmäßig präventive Maßnahmen, wie richtige Ernährung und einen gesunden Lebensstil und hilft mit ganzheitlich heilenden Maßnahmen ein entstandenes Ungleichgewicht zu korrigieren.

Yoga erfordert einen höheren Sinn für soziale Verantwortung und ethisches Verhalten, der durch psychohygienische Lebensregeln (Yama/Niyama), Körperübungen (Asanas), Umsetzen der Energie des Bewusstseins (Pranayama) und rein geistige Übungen wie Loslassen (Pratyahara), Konzentration (Dharana), Meditation (Dhyana) kultiviert wird.
Yoga ist eine praktische Philosophie, die auf einen Lebensstil harmonischer Interaktion zwischen Körper und Geist beruht.

Yoga ist die Kunst ein gesundes, friedliches und ausgeglichenes Leben zu führen..
Yoga reicht über die Persönlichkeitsebene hinaus und führt zur Erreichung der Freiheit des Geistes von der Materie.
Ein Wachsen in die Bewusstseinsqualität (des Pneumas), die spontan im Einklang mit der Intelligenz der Natur steht, fördert automatisch einen Lebensstil, der gesundheitsfördernd ist.

Teil 3

1046_img

© Klaus-Rupprecht Wasmuht, Heilpraktiker, Lübeck
24.06.2011

Quellenverzeichnis Teil 2

(28) Klaus Hurrelmann, Gesundheitssoziologie, Eine Einführung in sozialwissenschaftliche Theorien von Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung, Reihe: Grundlagentexte Soziologie, Verlag: Juventa, ISBN 978-37799-1483-9
(29) CARAKA SAMHITA, Vol.I, Text with english translation by Priyavrat Sharma,Varanasi, India, 2007, Kap.IX, S.62,  ISBN 81-7637-012-6                                                                                                                            (30) P.H. Kulkarni, The Encyclopedia of Ayurveda, First   Edition, 2005, S.647, ISBN 81-7030-805-4 (Vol.II)
(31) THE BHAGAVADGITA, ebenda,XII, S.77                                                                                                             (32) Vom Geist des Ayurveda: Therapien für den Geist. Yogische ganzheitliche Medizin und ayurvedische Psychologie, David Frawley, Windpferd Verlag, S.120
(33) Astanga Hrdayam, ebenda, XI, 6-8
(34) Dr. Horst Braun,  Die Grundlagen der Naturheilkunde, in: „wir heilpraktiker“, Faschzeitschrift für Naturheilkunde, Berufs- und Medizinalpolitik,  2/2011, 57
(35)  Dr. Horst Braun, Die Grundlagen der Naturheilkunde, ebenda
(36) Das große Ayurveda Handbuch, Maya Tiwari, 3.Aufl.2003, S.114, Windpferd Verlag, Aitrang , ISBN 389385-370-7
(37) Kulkarni, The Encyclopedia of Ayurveda, First   Edition, 2005, S. 639, ISBN 81-7030-805-4 (Vol.II
(38) Schmidt R. F.,  Physiologie des Menschen, Springer, 2007, S. 957 ff, ISBN 3-540-32908-0                  (397) Ayurveda – Wesen und Methodik, Prof. Subhash Ranade (Übersetzung von Dr. Hellmuth Nordwig), Haug Verlag, Heidelberg, 1994, 132, ISBN 3-7760-1330-3
(40) (Rasayanas - Prävention und Gesundheitsförderung, Elmar Stapelfeldt, in.Ayurveda, Journal für ein gesünderes Leben, Heft Nr. 11, September 2006, S.7-11
(41) Ayurveda – Wesen und Methodik, Prof. Subhash Ranade,ebenda, S.134ff
(42) Ayurveda – Wesen und Methodik, Prof. Subhash Ranade,ebenda, S.191
(43) Ayurveda – Wesen und Methodik, Prof. Subhash Ranade,ebenda, S. 89
(44) Susruta Samhita, Text mit englischer Übersetzung von Kaviraj Kunjalal Brishagratna, Varanasi, 2nd , 2002 S.202ff, ISBN 81-7080-011-0 (Vol.-2)
(45)The Bhagavad Gita, TEXT, WORD-TO-WORD MEANING TRANSLATION AND COMMENTARY BY Swami Sivananda, ebenda, S.187
(46) http://oekopsychologie.swami-center.org/dharana.shtml

 

Lesen Sie Teil 1 hier

Lesen Sie Teil 3 hier


Cookie Consent mit Real Cookie Banner