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Physis, Bios, Psyche, Pneuma - Teil 1

Physis, Bios, Psyche, Pneuma - Teil 1

09.07.2011 | Heilwirkungen ayurvedischer Behandlungen auf struktureller Ebene, biochemischer Ebene, energetischer Ebene und der Ebene der Information.Ein Aufsatz in 3 Teilen. Teil 1 befasst sich nach einer Vorbemerkung mit den Seinsschichten und dem ganzheitlichen Ansatz des Ayurveda. © Klaus-Rupprecht Wasmuht, Heilpraktiker


Übersicht

1. Vorbemerkung

2. Seinsschichten – Der menschliche Körper
2.1  Materialistische und mechanistische Erklärung der phänomenalen Welt
2.2  Psychosomatik
2.3  Tiefenpsychologie – Archetypen
2.4  Die Seinsschichten  Physis, Bios, Psyche und Pneuma


3. Der ganzheitliche Ansatz des Ayurveda
3.1 Das Sein, eine Verbindung von Bewußtsein (Purusha) und Materie (Prakriti)
3.2 Die Schichten des menschlichen Körpers nach Auffassung des Ayurveda
3.3 Die Grundelemente und ihre Bedeutung für die Konstitution und Typologie                                                                                                
3.4 Die physischen Konstitutionen (Bioenergien)
3.5 Die geistigen Funktionsprinzipien (Gunas)                                                                                                                                                           

4. Heilbehandlungen–Gesundheit und Krankheit
4.1 Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit
4.2 Die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
4.3 Modifizierte Definition (Hurrelmann und Antonovsky)                                                                                                                
4.4 Gesundheit und Krankheit im Ayurveda                                                                                                                                                      

5. Anwendungern und Wirkungen ayurvedischer Heilbehandlungen (einige Beispiele)
5.1 Abhyanga-die „liebevolle“ Massage                                                                                                                                   
5.2 Die Panchakarma Reinigungskur
5.3 Die Rasayana „Verjüngungskur“
5.4 Die Marmapunkt  Massage
5.5 Ayurveda und Yoga

6. Verwandte“ Anwendungen
6.1 Die heilende Kraft des Klanges                                                                                                                                                                                                                              
6.2 Die Bedeutung der Chakren für die spirituelle Entwicklung
6.3  Malgestalterische Therapie (Mandalas)                                                                                                                                 
6.4 Ansprechen von Geisteskräften auf tiefer Bewusstseinsebene                                                                                    

7 Vergleichendende Kurz-Betrachtungen
7.1  Psycho-Neuro-Endokrino-Sozio-Immunologie (kurz:PNI)
7.2  Epigenetik
7.3  Informative Medizin  und „Quantenheilung“                                                                       

8  Schlußbetrachtungen

 

Physis, Bios, Psyche, Pneuma
Heilwirkungen ayurvedischer Behandlungen auf struktureller Ebene,
biochemischer Ebene, energetischer Ebene und der Ebene der Information
 
1. Vorbemerkung

Die Auseinandersetzung mit Heilwirkungen in den verschiedenen Seinsschichten des Menschen erfordert zunächst wegen verschiedener kontroverser Ansichten eine Erläuterung dieser Existenzebenen.
Ist der menschliche Körper ausreichend auf der materiellen und biochemischen Ebene erklärbar und damit allein in diesen Ebenen therapierbar oder sind komplexere Zusammenhänge in weiteren Seinsschichten erkennbar und damit therapeutisch relevant?   
Mit dem nachfolgenden Beitrag wird zunächst der Versuch unternommen, hierzu eine allgemeinverständliche kurze Übersicht zu geben um damit eine gewisse verbindliche Ausgangsbasis für die gestellte Thematik zu schaffen.

Zum Einstieg in diese komplexe Thematik sei folgender Aphorismus von Rabindranath Tagore vorangestellt:

„Gott ruht im Stein, schläft in der Pflanze, träumt im Tier und erwacht im Menschen“.

Tagore verweist hier bildhaft auf vier Seinsschichten, die das Verständnis des Menschen über sein “Selbst“ erleichtern mag. Nun, Tagore war Poet, Philosoph und Nobelpreisträger für Literatur und kein Mediziner und Wissenschaftler. Läßt sich sein intuitives Bild von vier Seinsschichten auch bei einem medizinisch wissenschaftlichen Verständnis des menschlichen Körpers wieder finden?

Die gegenwärtige materialistische Weltanschauung des westlichen Kulturkreises unterscheidet zwischen objektiven oder physischen Sein und subjektiven oder psychischen Bereichen der Existenz. Diese populäre Weltanschauung zieht eine deutliche Grenze zwischen den genannten Existenzbereichen und räumt dem materiellen Sein eine Vorrangstellung ein bis hin zu der Vorstellung, daß das Bewußtsein lediglich ein Epiphänomen (zwar kausal verursacht, aber keine kausale Wirkung) der Materie ist.
Unter dem Edikt dieser Anschauung bewegt sich die medizinische Therapie auf rein materieller und biochemischer Ebene und läßt Rudolf Virchow sagen „ich habe so viele Leichen seziert und nie eine Seele gefunden“. Das ist eigentlich zweifellos, die Suche nach einer Seele im leblosen Körper scheint von vornherein ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen zu sein.
Die Relativitätstheorie und Quantenmechanik haben inzwischen fundamentale Aussagen der materialistischen Weltanschauung korrigiert und zu einer Erweiterung des traditionellen physikalischen Weltbildes geführt. Raum und Zeit gelten nicht mehr als absolut. Beide hängen eng zusammen und bilden ein vierdimensionales Raum-Zeit-Kontinuum, alles ist ständig in Kontakt (1). Statt trennendem klassischem Subjekt-Objekt Dualismus gilt je nach Meßvorgang das „Sowohl als auch Prinzip“. Licht ist sowohl Welle als auch Partikel, Materie und Energie sind austauschbar. Die Materie besteht letztlich nicht aus getrennten Einzelteilen, sondern aus einem Beziehungsgeflecht von Energieinformationen, wobei alles mit allem wechselwirkend verbunden ist.
Aber auch diese Erkenntnis scheint nur ein Teil der Wirklichkeit zu sein. Neueste Erkenntnisse gehen von einer Wechselwirkung von Information, Bewußtsein und Geist aus und werfen fundamentale Fragen hinsichtlich der menschlichen Seinssphäre und der damit verbundenen Sinnhaftigkeit auf. Ausgehend vom (kosmischen) Bewusstsein über Geist, Information, Energiefluß bis hin zu verdichteter Energie in Form sichtbarer Materie scheint eine Verkettung von Ereignissen oder Prozessen gegeben zu sein, wobei alle Ereignisse auf die vorhergehenden aufzubauen scheinen. Geist ist nicht ein Epiphänomen der Materie (wie weiter oben betont), sondern alle Materie entsteht aus dem Geist (2).
Der folgende Beitrag versucht im Licht neuerer wissenschaftlicher Perspektiven Erkenntnisse einer ganzheitlichen Betrachtungsweise des menschlichen Seins zu beurteilen und die daraus folgenden Lebensgrundsätze für ein gesundes und erfülltes Leben, beziehungsweise im Erkrankungsfall für eine angemessene Heilbehandlung darzustellen.

Der ganzheitliche Ansatz des Ayurveda gibt hierauf eine verständnisvolle Antwort. Was ist unter Seinsschichten, was ist unter dem menschlichen Körper zu verstehen, was ist Gesundheit, beziehungsweise was verursacht die Krankheit? Die Wirkungsweise ayurvedischer Heilbehandlungen erstreckt sich auf alle Ebenen des Seins, wie anhand einiger Beispiele ayurvedischer Heilmethoden gezeigt wird.

Hierbei wird deutlich, wie Behandlungen des Körpers (zum Beispiel Massagen, auch Klangmassagen und insbesondere Marma-Punkt-Massagen) über rein physiologische Vorgänge (womit lediglich physikalische und biochemische Vorgängen der Zellen, Gewebe und Organe und ihrem Zusammenwirken im Gesamtorganismus gemeint sind) die seelisch geistige Seinsebene berühren und rückwirkend körperliche Heilung beeinflussen.

Abschließend erfolgt eine kurze vergleichende Betrachtung zu interdisziplinären Wissenschaften der modernen Medizin wie Psycho-Neuro-Immunologie, Epigenetik, Informative Medizin und Quantenmedizin.

 

2. Seinsschichten – Der menschliche Körper

Anmerkung:
Statt von verschiedenen Körpern zu sprechen, benutze ich den Begriff Seinsschichten. Die Verwendung des Begriffs Körper lenkt naturgemäß die Vorstellung auf etwas materielles, sichtbares, fühlbares und meßbares. Daher erschwert dieser Begriff das Verständnis, wenn etwas immaterielles, wie Aura gemeint ist. Mit der Bezeichnung Energiefeld für Aura wird die Vorstellung von einem Körper als Kraftfeld verständlicher. Im weiteren Sinne erleichtert der Begriff Seinsschichten einen besseren Zugang zu weiteren immateriellen Lebensbereichen.

 

2.1 Materielle und mechanistische Erklärung der phänomenalen Welt

Die gängige Anschauung der klassischen Physik formuliert die Entstehung der Welt mit einem materiellen Erklärungsmodell, nach dem das Sein aus dem sogenannten „Urknall“ entstand (physikalisch materielle Erklärung).

Gegenwärtige Denkmuster der traditionellen Naturwissenschaften einschließlich der Biologie stützen sich im wesentlichen auf drei Thesen (3):
1)alle materiellen Vorgänge sind auf atomare Elementarprozesse zurückführen
2)Bewusstsein und Gedächtnis sind lediglich Epi-Phänomene nervlicher Abläufe
3)Die Wahrnehmung eines Ichs beruht auf einer Selbsttäuschung.
Dieser (extreme) Reduktionismus schreibt Basiselementen volle Wirklichkeit zu und nicht den daraus aufgebauten Strukturen.
Dies scheint auch im Einklang der Vorstellung des Vaters des modernen Materialismus von Thomas Hobbes zu stehen. Nur Körper können sich bewegen und ausschließlich durch Körper bewegt werden. Auch Bewusstseinsvorgänge sind lediglich Folge von Bewegung von Körpern (von außen kommender Bewegung) verstanden. Alles ist determiniert, eine Freiheit des Willens besteht nicht. Alles Geistige ist, wie bereits Epikur annahm, entweder ein Phantom oder eine Einbildung von Materie in höchst verfeinerter Form.
Ähnlich formuliert Rene Descartes in seinem kausalistisch dualistischen Weltbild einen Ablauf innerhalb der Objektwelt. Der menschliche Geist ist ein denkendes Ding  (res cogitans) im Unterschied zu Körpern als ausgedehnte Dinge (res extensa). Zwei verschiedene Substanzen, Geist und Materie, stehen in Wechselwirkung und unterscheiden sich insofern von der  Naturphilosophie von Isaac Newton, nach der aktive immaterielle „Kräfte der Natur“ mit der absolut passiven Materie in Wechselwirkung stehen.

 

Zusammenfassung zu 2.1

Bei der hier dargestellten Betrachtungsweise sind die anerkannten Seinssphären lediglich Physis und Bios. Der Mensch hat einen Körper, in dem sich biochemische Prozesse ereignen. Bewußtsein ist lediglich eine Begleiterscheinung realer, also materieller Phänomene. Krankheiten sind Störungsabläufe auf der körperlich-biochemischen Ebene, die korrigiert  beziehungsweise beseitigt werden müssen (symptomatische Therapie). Anders ausgedrückt: Krankheit ist ein Feind, der bekämpft und ausgeschaltet werden muß.

 

2.2 Psychosomatik

Nach Erkenntnissen der Psychosomatik entstehen Krankheitssymptome, die primär körperlich sein können und seelische Beeinträchtigungen nach sich ziehen oder umgekehrt primär als seelische Störungen körperliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Es besteht eine Wechselbeziehung zwischen Körper und Seele. Jede Art von geistig-seelischem Konflikt löst im Körper eine Alarmrektion aus, die sich bei nicht adäquater Konfliktbewältigung systematisch ausweiten kann. Von besonderer Schwere sind plötzliche und unerwartete Traumata(4), die auf einen bereits körperlich und /oder seelisch geschwächten Menschen treffen  Ein wesentliches Ziel der therapeutischen Arbeit ist das Erlernen von neuen Mustern zur Verbesserung der persönlichen Lebensqualität  zum Beispiel durch Entspannungstherapien.
Kritisch gegenüber der klassischen Psychosomatik äußeren sich Koch und Junger(5) „Die psychosomatische Mendizin beurteilt den Menschen nur unter den Aspekten von Psyche und Soma. Dies führt zu einer ähnlich einseitigen Betrachtungsweise wie sie bei einer nur organisch orientierten Medizin zu finden ist.“ Ob dieser Einwand gerechtfertigt ist, kann meiner Ansicht nach dahinstehen, da inzwischen die interdisziplinäre Psychoneuroimmunolgie (PNI) als moderner Forschungszweig der Psychosomatik (näheres: siehe unten 7.1) komplexe Wechselbeziehungen zwischen Nervensystem, Hormonsystem und Immunsystem durch Bildung und Freisetzung von Botenstoffen erkannt hat und „da zudem jeder Organismus untrennbar mit seiner  Umwelt verbunden ist und aller Wahrscheinlichkeit nach von außen eintreffende Sinnesreize in die erwähnten Botenstoffe übersetzt werden, wird so auch die Wirksamkeit sozialer Einflüsse auf den Organismus erklärbar“(6).
Insbesondere die letztgenannte Feststellung verdeutlicht die umfangreiche Eingebundenheit des Menschen in seine Umgebung als Erlebnisfeld mit komplexen Rückwirkungen auf seinen Organismus und Wohlbefinden.

 

Zusammenfassung zu 2.2

Die Anerkennung von einer Wechselbeziehung zwischen Körper und Seele führt zu einem erweiterten Menschenbild. Dies kommt dem Verständnis, den Menschen und seine Beschwerden ganzheitlich zu sehen deutlich näher und führt zu einer weiteren Frage, nämlich ob sich die Wechselbeziehung auf individuelle emotionale und  persönliche geistige Wahrnehmungen beschränkt oder ob darüber hinaus auch davon unabhängige Wirkkräfte therapeutisch von Bedeutung sind. Eine Antwort mag nachfolgend mit Hilfe der Tiefenpsychologie gefunden werden.      

 

2.3 Tiefenpsychologie – Archetypen (C.G.Jung)

Die Erkenntnisse der Relativitätstheorie und Quantenmechanik haben inzwischen zu einer
Berichtigung des klassischen Konzepts von Raum, Zeit, Bewegung, Schwerkraft, Materie, Energie und der kosmischen Natur als Ganzes geführt. Zudem führte die Quantentheorie zu einer Berichtigung des Konzepts über die Kausalität, Bestimmtheit und Örtlichkeiten.
So kann das vom Nobelpreisträger Niels Bohr formulierte Prinzip der Komplementarität         (Wellen und Teilcheneigenschaften sind zum Beispiel komplementär) als Analogie zum Verständnis zum Unbewußten-Bewußten von C.G. Jung dienen. Die Welle- Teilchen Komplentarität in der Quantenphysik deutet auf eine Parallele der Unbewußtseins-Bewußtseins Komplementarität in der Psychologie. C. G. Jung sah die Beziehung des Bewußtseins und Unbewußtseins als eine Form komplementärer Paare von Gegensätzlichkeiten. So wie die Welle ein unbeobachteter Aspekt des Quantums und das Teilchen der beobachtete Aspekt ist, so ist das Unbewußtsein der unbeachtete Aspekt und das Bewußtsein der beobachtete Aspekt der Psyche. Darüber hinaus breitet sich die Welle kontinuierlich im Raum aus, während das Teilchen im Raum begrenzt (lokalisiert) ist. So ist auch nach Jung der Bereich des Unbewußtseins enorm und breitet sich immer ständig aus, während das Bewußtsein sich auf ein Feld momentaner Vision beschränkt.
Die Entdeckung des kollektiven Unbewussten durch C.G. Jung ermöglicht ein tiefer gehendes Verständnis der Psyche. Hiernach ist eine überpersönliche Seelenstruktur - als Teil der Psyche - nicht durch persönliche Erfahrung bedingt und auch nicht persönlich erworben, sondern vererbt, also von allgemeiner Natur und bei jedem Menschen identisch. Sie besteht aus präexistenten Formen, sogenannten Archetypen, die erst sekundär bewusst werden können und stellen nach Auffassung von Jung eine tiefere Schicht der Psyche dar als die persönliche Seelenstruktur (7). Zu den Archetypen, als universelle Urbilder in der Seele aller Menschen, zählen nach Jung  unter anderen Vorstellungen: Schatten, Anima, Animus, das Mandala (siehe unten 7.3).
Das Erscheinen von Archetypen in den Phantasien und Träumen ist stets mit dem Gefühl des   Numinosen (das Letztendliche, Göttliche, losgelöst von allen Assoziationen) verbunden.

Darüber hinaus bieten Jung´s spätere Werke über das Phänomen der Synchronizität einen Beleg, daß tiefste Regionen des Unbewußten , die er „unus mundus“ nennt,  aus „psychoiden“ Strukturen bestehen, die eine Unterscheidung zwischen Psyche und Materie übersteigen.
Der Welt des „unus mundus“ liegt eine vereinigende Wirklichkeit zugrunde, aus der alles entsteht und wieder absorbiert wird. Die Archetypen sind Ausdruck des unus mundus und die Synchronizität bedeutet sinnenthaltende Gleichzeitigkeit (die zeitlich durchaus auseinander liegen kann) in der Art und Weise, daß der Beobachter und das zusammen hängende Ereignis letztlich aus derselben Quelle, dem unus mundus, herrühren. (8)
„Wenn etwas vereinigendes besteht zwischen Gegensätzlichkeiten wie Geist (Energie) und Materie, Bewusstsein und Unbewusstsein, hell und dunkel, so ist dieses nicht ein Kompromiß, sondern etwas neues“(9)
Das Ergebnis ist eine Evolution der Psyche hin zur Ganzheit (Wholeness) und Integration, ein Prozeß, den Jung „Individuation“ nennt. „Ich erkannte immer deutlicher, dass das Mandala das Zentrum ist, es ist Ausdruck allen Lebens, es ist  der Weg der Individuation“(10).
Die nun symbolisch wirksamen Archetypen zielen darauf ab, die Gesamtpersönlichkeit wieder ins Lot zu bringen, indem sie sehr attraktive Zielbilder ins Bewusstsein aufsteigen lassen. Diese Bilder und die Beschäftigung der Seele mit ihnen haben die Aufgabe, der Persönlichkeit eine fundamentale Balance zurückzugeben, Sinn und Ordnung zu stiften. Sie manifestieren sich daher in symbolischen Bildern universeller Gültigkeit, die einen beträchtlichen Anteil am Leben eines jeden haben.

Ähnlich wie die Quantum Wellen Funktion Wahrscheinlichkeiten im Kontrast zu dem verwirklichten Teilchen repräsentiert, repräsentieren die Archetypus Strukturen des Unbewußten fundamentale Möglichkeiten psychischer Manifestation, während Inhalte des Bewußten verwirklichte Möglichkeiten sind.

Das was Jung Archetypen nennt, könnte auch mit Paulis „primären Wahrscheinlichkeiten“ vergleichen. „Es existiert eine primäre Wahrscheinlichkeit als eine grundlegende Eigenschaft der Natur selbst, die mit dem Wissen oder dem Unwissen des Beobachters nichts zu tun hat“
(11).

Zusammenfassung zu 2.3

Die aus Archetypen bestehende überpersönliche Seelenstruktur ist nicht durch persönliche Erfahrungen erworben, sondern von allgemeiner Natur und bei jedem Mensch gleich.
So wie die Quantum Wellenfunktion Wahrscheinlichkeiten im Kontrast zu dem verwirklichten Teilchen repräsentiert, repräsentieren in ähnlicher Weise Archetypusstrukturen des Unbewußten grundlegende Möglichkeiten psychischer Manifestation, während ein Bewußtseinsinhalt verwirklichte Möglichkeit ist.

Das Verständnis, der Zusammenhänge der symbolisch wirkenden Archetypen und das Verständnis der Archetypus Strukturen des Unbewussten führt zu einer ganzheitlichen Erkenntnis komplexer Lebensvorgänge. Über persönliche geistige Wahrnehmungen hinaus sind unabhängige Wirkkräfte von Bedeutung, die auch therapeutisch relevant sind. Psychoide Strukturen tiefster Regionen des Unbewußten ( von Jung „unus mundus“ genannt), deren Ausdruck die Archetypen sind, bergen eine sinnenthaltene Gleichzeitigkeit (Synchronizität), die den Beobachter und das zusammenhängende Ereignis aus der selben Quelle herrühren läßt und eine Unterscheidung zwischen Psyche und Materie übersteigt.

Dies ermöglicht einen Einstieg in die Schlussfolgerungen des Physikers Burkhard Heim, der in seinen Arbeiten auf dem Gebiet der einheitlichen Quantenfeldtheorie unter anderem über die vier Konturierungen Physis, Bios, Psyche und Pneuma als sich überschneidende Seinsbereiche tiefgreifende Erkenntnisse für medizinisch relevante Zusammenhänge dargelegt hat.

2.4   Die Seinsschichten Physis, Bios, Psyche und Pneuma

Heim führt in einem quantentheoretischen Modell über die  eingeschränkte Beschreibung der Lebensvorgänge hinaus und hat dieses auch  mathematisch begründet. Dieses Modell ist selbst nur einigen Fachexperten verständlich und das nur unter besonderer Mühe. Hier kann ich mich nur bescheiden auf  einen oder anderen Aspekt der Heimschen Theorie beziehen in dem Bemühen im Rahmen der gestellten Thematik eines ganzheitlichen Verständnisses der Lebensvorgänge näher zu kommen.                                       
Nach Heim ist Leben ein komplexer Prozeß, der verschiedene Seinsebenen in einem zwölfdimensionalen Hyperraum umfaßt (12).

 

Zwoelfdimens.Tab

Die untere Ebene (R4) besteht aus den  drei Raumdimensionen (x,y z,)  und der Raumzeit (t). Diese untere Ebene wird durch die höchsten vier Dimensionen eines spiegelbildlich geistigen Raumes (G4) aufgespannt. In diesem rein geistigen Raum sind die Bewusstseinsaktivitäten aller Lebewesen und des Kosmos abgebildet. Die dazwischen befindlichen vier Dimensionen vermitteln über ein Energetisches Steuerungsfeld (S 2) und über ein Globales Informationsfeld (I 2) zwischen dem materiellen und dem geistigen Bereich der Wirklichkeit.
Bewußtseinsfunktionen sind sind nicht epihänomenale Erscheinungen der Materie, sondern materiellen Prozessen übergeordnet und können Aktivitätsströme der Materie steuern. Auch der Quantenphysiker David Bohm betont, dass Geist und Materie sich nicht dualistisch als  „res cogitans“ und „res extensa“ dualistisch gegenüberstehen wie von René Descartes postuliert (siehe oben 2.1) sondern eine gemeinsame Grundstruktur haben (13).
So betont auch Senkowski „Es besteht eine Verbindung zwischen den Bewußtseinsstrukturen verschiedener Menschen jenseits von Raum und Zeit, sowie mit materiellen Strukturen“(14).
Vereinfacht ausgedrückt lässt sich eine wechselwirkende Beziehung von Materie über Energie und Information bis hin zu Bewußtsein oder Geist erkennen, wobei die entelechiale Kraft (fünfte Dimension) das Leben zu immer höherer Komplexität und umfassender Einheit führt. Zusammen mit der äonischen Dimension (sechste Dimension), die über kosmologische Zyklen (Äonen) übergeordnete kosmologische Geschehnisse steuert, führen beide Transdimensionen Lebensprozesse als auch kosmisches Geschehen in Richtung größerer Komplexität und umfassender Ordnung und Einheit.
Diese Überlegungen mögen auch den weiter oben geäußerten Begriff  „Individuation“ von  C.G. Jung  als Prozeß einer Evolution der Psyche hin zur Ganzheit (Wholeness) und Integration verständlicher machen.
Informationen aus den höheren Dimensionen werden durch das Licht (Photonen)  in den dreidimensionalen Raum übermittelt und umgekehrt.
Nach Burkhard Heim ist das heile, vollständige Informationsmuster des Lebens in dem Informationsfeld (I 2) des reinen Informationsraumes abgelegt. Die besondere Fähigkeit eines Heilers besteht nun darin das gestörte Energiefeld und die respektive Manifestation auf der physischen Ebene aufzulösen und den Kranken wieder mit seinem ursprünglichen Informationsfeld ( I2) zu verbinden. (Hierzu weitere Bemerkungen in Kapitel 8.3 Informative Medizin).
Heim spricht von den vier Konturierungen Physis, Bios, Psyche und Pneuma.  
Dieses Beschreibungsmodell  erweitert das Sein der materiellen und biochemischen Ebene zusätzlich um die Seinsebenen der Psyche und Pneuma.                                                         

Physis = Organisationsgrade von Materie und Energie
Körper – mineralische Ebene, umfasst alles, was in den Bereich der Physik fällt, also Materie, Energie und Gravitation (15).

Bios = neben dem materiellen Geschehen besteht eine aktive Selbstgestaltung
Leben – vegetative Ebene, umfasst den Bereich des lebenden Organismus  (Nahrungsaufnahme, Bewegung, Vermehrung)

Psyche = bei höheren Lebewesen kommen zu den selbstregulativen Prozessen bewußte Empfindungen hinzu.
Seele – animalische emotionale Ebene (16)                                                                                                                           

Pneuma = umfasst den Bereich des Geistigen, wie Denken, Reflexion, Intuition, Kreativität und Weisheit (17).

Beim Menschen können die vorbenannten Erlebnisse bei entsprechendem Wachbewußtsein durch logisches Verarbeiten und Intuition zu geistigen Prozessen umgesetzt werden. Durch Abstrahieren von Gedanken und entsprechendes Erleben kann der Mensch über die raumzeitliche Dimension hinausreichen.

In die Raum-Zeit-Welt (R4) gelangen Informationen, die nicht physikalisch erklärbar sind.
Die materielle Welt hat zu ihrer organisatorischen Struktur eine komplementäre informatorische Komponente immaterieller Art.
In der physischen Welt sind zudem immaterielle Informationen wechselwirkend mit unterschiedlichen Seinsschichten vernetzt.

Zusammenfassung zu 2.4

Die Reduktion auf Atome und Moleküle erlaubt nur einen geringen Teilaspekt der Wirklichkeit zu erkennen. Schon Heisenberg hatte drauf hingewiesen, daß Lebensvorgänge nicht allein durch physikaliche und biochemische Prozesse erklärt werden können.

Nach Burkhard Heim ist Leben ein komplexer Prozess, der verschiedene Seinsebenen in einem zwölfdimensionalen  Hyperraum umfaßt. Heim spricht von den Konturierungen (Existenzbereiche) Pneuma  <=>  Psyche  <=>  Bios  <=>  Physis.
Diese vier Existenzbereiche sind als Verschränkung zu verstehen, die alle vier Formen durchdringt.
Die mit dem bloßen Auge sichtbare, zugleich  bis in den nicht sichtbaren atomaren Bereich durchstrukturierte Materie eines lebenden Soma läßt erkennen, daß Bios die Physis einschließt. Entsprechend beinhalten die Gesetze psychischer Verhaltensweisen als Existenzbereich der Psyche den Bereich Bios und die Gesamtheit mentaler Gesetzmäßigkeiten als Existenzbereich des Pneuma wiederum die Psyche.                       Vereinfacht ausgedrückt lässt sich eine wechselwirkende  Beziehung  von Materie über Energie und Information bis hin zu Bewußtsein oder Geist erkennen, wobei die entelechiale Kraft (fünfte Dimension) das Leben zu immer höherer Komplexität und umfassender Einheit führt.                                                                                                                                        
Krankheit bedeutet ein gestörtes Energiefeld, das sich bis auf die physische Ebene störend auswirkt. Ein erfolgreicher Heiler muß die besondere Fähigkeit haben das gestörte Energiefeld auflösen und den Kranken wieder mit seinem ursprünglichen Informationsfeld      (I 2) verbinden zu können.                                                                                                                                         Die zusammengeführten und miteinander verknüpften Seinsschichten zeigen bemerkenswerte Parallelen mit der ayurvedischen Auffassung vom Weltgeschehen, wie anschließend erläutert wird.                                                                    

3. Der ganzheitliche Ansatz des Ayurveda

Die ayurvedische Medizin betont von Anfang an die multidimensionalen Wechselwirkungen zwischen Körper, Geist und Seele und hat sie als Erfahrungswissenschaft von Generation zu Generation bis in unsere Zeit in einer ganzheitlichen Naturmedizin berücksichtigt.
Der Begriff Ayurveda ist eine Wortzusammensetzung aus Ayu (Leben ) und Veda (Wissenschaft). Ayu wird als Kombination von Sarira (Körper), Indriya (Sinne), Sattva (Geist) und Atma (Seele) definiert (18). Lebensvorgänge drücken sich durch Zusammenwirken dieser Seinsebenen aus und werden durch elementare Regulationsprinzipien, den Tri-Doshas (Vata, Pitta, Kapha) bestimmt. Diese durchdringen die gesamte belebte und unbelebte Natur und steuern im menschlichen Organismus alle körperlichen und geistigen Funktionen.                                                                                                                                
Im Einklang mit Prakriti (die bei der Konzeption festgelegte Konstitution) zu leben ist eines der wichtigsten Ziele der ayurvedischen Heilkunde. Um einem dauerhaften Ungleichgewicht vorzubeugen, zeigt Ayurveda, wie durch eine vernünftige Lebensweise, insbesondere gesunder Ernährung, Krankheiten gar nicht erst entstehen bzw. wie sie nach Ausbruch geheilt werden können. Hier ist die individuelle konstitutionsbedingte Eigenart des jeweiligen Menschen Ausgangspunkt jeden Handelns. Ist es aus einem bestimmten Grunde zu einem Ausbruch eines Krankheitsstadiums gekommen (der Ayurveda unterscheidet sechs Stadien),  therapiert der Ayurveda Arzt das Individuum mit schonenden Behandlungsmethoden, die die Selbstheilungskräfte aktivieren und Gifte aus den Körper leiten, im Gegensatz zu invasiven Behandlungsmethoden, die auf eine abstrakte Krankheit mit Zuführung von Giften (Medikamenten) reagieren.
Von zentraler Bedeutung des ganzheitlichen Ansatzes des Ayurveda ist unter anderem die Lehre von den fünf Elementen, nach der die materiellen Elemente und geistigen Phänomene (Gunas) des Universums im Menschen (Mikrokosmos) gegenwärtig sind und die des Menschen im Universum (Makrokosmos) gegenwärtig sind.     

 

3.1 Das Sein, eine Verbindung von Bewußstsein (Purusha) und Materie (Prakriti)

Nach der vedischen Shankhya Philosophie schafft das kosmische Bewußtsein (Brahman) im Zusammenwirken mit Geist /Bewußtsein (Purusha) und Materie  (Prakriti) alle Erscheinungsformen dieser Welt (19) (immaterielle Erklärung).
Sankhya stellt die 25 Bestandteile des Universums (Tattvas) sehr systematisch dar. Von fein nach grob wird dabei ein stufenweiser Vorgang der Manifestation der Schöpfung beschrieben. Die innerste Wirklichkeit von allem, was existiert, ist der Purusha, das absolute Bewusstsein, das Selbst, das Subjekt, der Beobachter.
Prakriti, die Matrix des Universums, umfasst alles, was als Objekt (die Natur) wahrgenommen werden kann. Die erste Manifestation von Prakriti und somit ihr feinster, innerlichster Aspekt ist Buddhi oder Mahat, der entscheidende Intellekt oder kosmische Wille. Mahat entfaltet sich zu Ahamkara, dem Ich oder Ego-Prinzip. Ahamkara schafft sich als Instrument Manas, den aktiven Geist.
Manas entfaltet die fünf Sinne der Wahrnehmung (Gyanendriyas) und projeziert sich mittels der fünf Sinne des Handelns (Indriyas) nach außen.
Über die Indriyas werden die Tanmatras, die fünf Essenzen, als Vorstellungs-Objekte geschaffen, die sich schließlich zu den physischen Mahabhutas, den fünf Elementen, verdichten.

 

3.2 Die Schichten des menschlichen Körpers

Der Körper (Materie) wird  als Vehikel der Energie und die Energie als Bewußtsein angesehen. Hier lassen sich Parallelen zur Heimschen Theorie erkennen.

Wenn dieses Bewußtsein sich manifestiert, findet es ein Medium, welches der Geist (Manas) ist. Das Bewußtsein ist von vierfacher Art: Geist (Manas), Intellekt (Buddhi), Ego(Ahamkara) und Sein (Chitta). Wenn dieses Bewusstsein physische Form annimmt, existiert es in fünf Hüllen und agiert durch den Körper (20).

So enthält der grobstoffliche physische Körper die Nahrungshülle („Annamayi Kosha“),         - „Du bist, was Du ißt“-. Der feinstoffliche Körper („Astralkörper“)  ist durch die Energiehülle („Pranamayi Kosha“), durch die geistig emotionale Hülle („Manomayi Kosha“) und durch die  intellektuelle Hülle („Vijnanamaya Kosha“)  eingebettet -„Du bist, was Du denkst“-  und schließlich  ist der Kausalkörper durch die Wonnehülle („ Ananadamayi Kosha“) umgeben.                                     

Zur besseren Übersicht sind die Schichten des menschlichen Körpers in folgender Tabelle dargestellt (21)
wasmuht_TabelleBiosPsyche

3.21 Die Erste Schicht: Physischer  Körper (Sthula sarira = grobstofflicher Körper)

Der physische Körper ist  annamaya kosha, was so viel bedeutet wie  aus Nahrung gemachte Hülle. Die Elemente  Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther bilden die Bausteine des grobstofflichen Körpers. In ihrer unterschiedlichen dynamischen Zusammensetzung ergeben sich die drei Bioenergien Vata, Pitta und Kapha. Vata ist eine Kombination von Äther und Luft, Pitta von Feuer und ein wenig Wasser und Kapha von Wasser und Erde. Hier ist ein deutlicher Unterschied zu den von Hippokrates aufgestellten  Konstitutionstypen Phlegmatiker, Melancholiker, Choleriker und Sanguiniker erkennbar, die der Reihenfolge nach der Erde,  dem Wasser,  dem Feuer und  der Luft zugeordnet sind. Besonders auffallend ist neben der direkten Zuordnung zu einzelnen Elementen, daß bei Hippokrates der Äther außer Acht gelassen ist. Der Äther, beziehungsweise Raum oder akasha ist jedoch von besonderer Bedeutung für den Ayurveda, wie noch auszuführen ist.

3.22 Die Zweite Schicht: Feinstofflicher Körper  (Sukshma sarira)

Dieser Körper wird auch als Energiekörper oder Astralkörper bezeichnet. Sein Name rührt von sukshma her, was soviel bedeutet wie feinstofflich. Er ist – um es noch einmal zu betonen ist –  von drei Hüllen umgeben, einer Energiehülle (pranamaya kosha), einer geistig-emotionalen Hülle (manomaya kosha) und einer  intellektuellen Hülle (vijnanamaya kosha).

Prana bedeutet  soviel wie Leben, Lebenskraft oder Lebensenergie und ist vergleichbar mit Qi im alten China, Ki in Japan, Lung in Tibet und mit Od der Germanen. Auf die Bedeutung von prana wird insbesondere unter Kapitel 6 näher eingegangen.

In der geistig-emotionalen Hülle sind wie der Name bereits andeutet, Gefühle, Emotionen, das Unterbewußtsein, Wünsche, Handlungsabsichten eingebettet. Die fünf Sinnes- und fünf Handlungsorgane wirken auf dieser Ebene. Begriffe wie manas beschreiben diese Zusammenhänge und chitta umfasst den Intellekt als einfaches Denkprinzip.

In dem geistig-emotinalen Bereich kann es zu Blockaden, Energiestaus kommen, die sich auf der physischen Ebene negativ auswirken können. Näheres hierzu wird insbesondere unter  6.2 angeführt.

Buddhi, Intellekt im Sinne von Vernunft, umfaßt logisches Denken, Urteilskraft, sowie Entscheidungs- und Willenskraft. Buddhi und das Ego (Ahamkara) bilden die Seinsschicht der intellektuellen Hülle. Das Ego, auch Selbstbewusstsein oder Ich-Bewußtsein,  ermöglicht dem Menschen sich selbst als eine Person wahrzunehmen. In Bezug auf den eingangs erwähnten Aphorismus von Tagore unterscheidet pranamaya kosha die Pflanze vom Mineral, manomayi kosha das Tier von der Pflanze und vijnanamaya kosha den Menschen vom Tier.

Der feinstoffliche Körper ist die Ebene der Energie, des indischen Prana,  Er entspricht in etwa dem astralen Körper im westlichen Sprachgebrauch.

Die Bausteine in dieser Schicht sind wiederum die fünf Elemente, diesmal in ihrer energetischen Ausprägung. Sie entwickeln eine Dynamik, die den verfeinerten Aspekten der Doshas entspricht, die unter den Begriffen Prana, Tejas und Ojas bekannt sind.

Prana ist verfeinertes Vata, ist die primäre Lebensenergie, die subtile Kraft der Luft, die die Grundlage von allen körperlichen und geistigen Funktionen ist. Prana ist die Voraussetzung für die Entwicklung höherer Bewusstseinszustände.

Tejas ist konzentriertes Pitta, die innere Strahlung, die subtile Energie des Feuers, über die wir Eindrücke und Gedanken verdauen. Tejas ist für die Entfaltung einer verfeinerten Wahrnehmung und Unterscheidungskraft zuständig, ohne die eine geistige Entwicklung nicht stattfinden kann.

Ojas ist sublimiertes Kapha, die subtile Kraft des Wassers, die vitale Energie-Reserve, die Essenz von verdauter Nahrung, Eindrücken und Gedanken. Innerlich fördert es Stille durch Kraft und unterstützt dadurch das geistige Wachstum.

Indra ist der Gott der Zerstörung, der Absorbtion.

Agni ist der  Feuergott, die Kraft der Transformation, der Geist in der Materie, Agni repräsentiert das spirituelle Suchen, die aufsteigende Aspiration.

Soma repräsentiert ergänzend die herabsteigende göttliche Gnade. Soma ist nährende, verbindende Kraft des Universums, personifizierter Trank, der Nektar der Unsterblichkeit, die Wonne reinen Bewußtseins, die Hingabe an die Unbegrenztheit, lokalisiert im zentralen Nervensystem.

3.23 Die Dritte Schicht: Kausaler Körper (Karana sarira)

„Karana“ bedeutet Ursache und der kausale Körper wird auch als Wonnehülle (anandamaya kosha) bezeichnet. Die Ursache für alles enthält auch die Urprinzipien, die Archetypen im Sinne von C.G. Jung. In dieser Ebene ist auch das höhere Selbst, die höhere Intelligenz und die überbewusste Intuition angelegt. Letztere ist immer mit einer Erweiterung des Bewußstseins, mit einer starken inneren Gewißheit und einem Gefühl von Ausdehnung und Weite verbunden.

Während auf der astralen Ebene der feinstoffliche Körper noch in Zeit und Raum gebunden ist (zwar verschieden als die Raum Zeit Dimension der physischen Ebene) ist der kausale Körper jenseits von Zeit und Raum mit einer höheren Dimension verbunden, allerdings nicht in einer vollständigen Einheit. Zugleich besteht über die sich ausdrückenden Urprinzipien  eine Verbindung zur Polarität.

3.24 Das All-Eine (Atman – Brahman)

Swami Sivananda kommentiert das Brahman wie es von Krishna dem Helden Arjuna in der Bhagavadgita beschrieben wird wie folgt (22): Brahman kann nicht mit Worten wie „sein“ und „nicht-sein“ ausgedrückt werden, da Brahman jenseits von Sinnesobjekten ist. Brahman ist das große transzendentale und unmanifestierte Absolute. Das manifestierte (vergängliche) Universum und das unmanifestierte (unvergängliche Univesrum) sind zusammen Aspekte von Brahman. Brahman ist der unsichtbare Seher,der nicht hörbare Hörende, der undenkbare Denker, das Selbst, der innere Herrscher, das Unsterbliche.
Das Selbst des  attributlosen Brahmans wird im Vedanta wie folgt beschrieben (siehe auch 3.2, Tabelle) :
Sat  –  absolutes Sein ( grenzenlos, das heißt weder räumliche noch zeitliche Grenzen)
Chit – absolutes (unpersönliches) Bewußtsein, reine Bewußtheit
Ananda – absolute Glückseligkeit (nicht Glück haben, sondern Glück sein)

 

3.3 Die Grundelemente: Erde, Wasser, Feuer, Luft, Raum

Eine Übericht der Elemente und Zuordnung der Typen, beziehungsweise Konstitutionen zeigt folgende Aufstellung, wobei zu beachten ist, daß Ayurveda ein fünftes Element, Äther (Raum oder Akasha) mit berücksichtigt.

Grundelementetab_copy

3.4 Die physischen Konstitutionen

Ayurveda beschreibt drei primäre Bio-Energien (Doshas), nämlich Vata oder Bewegung, Pitta oder Stoffwechsel und Kapha oder Struktur.
Vata bedeutet das was Dinge bewegt und ist den Elementen Luft und Äther zugeordnet. Vata ist in leeren Räumen des Körpers ansässig und füllt die feinstofflichen Kanäle. Als  Bewegungsprinzip ist es die treibende Kraft, die Pitta und Kapha aktiviert, die ohne Vata unfähig der Bewegung sind. Daher hat ein Ungleichgewicht von Vata auch stärkere Auswirkungen auf die beiden anderen Doshas. Vata steuert das sensorische und mentale Gleichgewicht und fördert geistige Anpassungsfähigkeit und Begriffsvermögen.
Pitta bedeutet das was Dinge verdaut und ist primär dem Element Feuer aber auch ein wenig dem Element Wasser zugeordnet. Pitta regiert alle Aspekte und Ebenen von Energie im Körper und Geist. Als Stoffwechselprinzip ist es  für alle chemischen und metabolischen  Umwandlungen im Körper verantwortlich. Es steuert auch die geistige Verdauung, die Fähigkeit die Wirklichkeit zu erkennen.
Kapha bedeutet das was Dinge zusammenhält aber auch Phlegma. Es ist dem Wasser und der Erde zugeordnet, stellt  Substanz dar und gibt Unterstützung. Kapha ist für den Großteil der körperlichen Gewebe verantwortlich und  für die emotionale Unterstützung im Leben. Es verkörpert positive Charaktereigenschaften wie die Liebe, Mitgefühl, Genügsamkeit, Geduld und Versöhnlichkeit.
Qualität und Wirkung des Doshas auf Physis, Bios, Psyche und Pneuma
Jedes Dosha besitzt grundlegende Qualitäten durch die sie auch erkennbar werden. Ein Überschuß oder ein Mangel dieser Qualitäten deutet auf  einen Exzess oder Defizit des jeweiligen Doshas hin, was wiederum verschiedene krankhafte Veränderungen mit sich bringt (Näheres, siehe 4.4).
Vata ist trocken, leicht, kalt, rau, feinstofflich.
Pitta ist ein wenig ölig, scharf, heiß, unangenehm im Geruch.
Kapha ist feucht, kalt, schwer, geistlos, klebrig, weich und fest.(23).
Jedes Dosha hat eine wesentliche Eigenschaft und teilt andere Eigenschaften mit den beiden anderen Doshas. Allerdings ergeben sich bei den geteilten Eigenschaften gewisse Unterschiede. So ist zum Beispiel Luft (Vata) leichter als Feuer (Pitta) und auch kälter als Wasser (Kapha). Wasser (Kapha) ist feuchter als Öl (Pitta).
Die Doshas wirken in verschiedener Weise im phyischen Körper auf Seele und Geist. (24). Das Hauptdosha Vata fördert in seinem narürlichen Zustand Begeisterung und Verlangen, Einatem und Ausatem, reguliert die Beschaffenheit der Haut und sorgt für eine gute Koordination der Sinnesorgane.
Pitta steuert die Verdauung, Hunger und Durst, Körpertemperatur, visuelle Wahrnehmung, Aussehen, Verständnis, Intelligenz, Mut, Tapferkeit und die Geschmeidigkeit des Körpers.
Kapha gibt Struktur, Stabilität, Beherrschung, Lubrikation, insbesondere für die Gelenke und Stabilität.                                                                                                                                              

3.5 Die geistigen  Funktionsprinzipien (Gunas) – Sattva, Rajas und Tamas

Gunas sind Qualitätsmerkmale der Natur, gegenwärtig in dem dynamischen Gleichgewicht des Universums, sowie bezogen auf  Körper, Geist und Intellekt (25).

Sattva bedeutet auf kosmischer Ebene: Geist, Intelligenz
und auf der Ebene des Menschen: Wissen, Ruhe Klarheit, Harmonie, Reinheit, Frieden, Aufnahmebereitschaft, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl, Erkenntnis, Gottvertrauen

Rajas bedeutet auf der kosmischen Ebene: Energie, Beweglichkeit
und auf der Ebene des Menschen: Begierde, Kraft,Tatendrang,Gefallsucht, Ego, Zorn, Wut emotionale Schwingungen, egozentrisch, Leidenschaft, argumentativ, Unruhe

Tamas bedeutet bedeutet auf kosmischer Ebene: Stofflichkeit, Prinzip der Stille und auf der Ebene des Menschen: Stagnation, materielle Bindung, Nichtwissen, Verblendung, mangelnde Bewegung, Trägheit, Faulheit,

Sattvische Handlungen sind durch heilige Schriften angeleitet und ohne Anhaftung und ohne Erwartungshaltung ausgeführt. Handlungen, die mit Begehren und Anstrengung in Erwartung von Ergebnissen ausgeführt werden, sind rajasisch und Handlungen die mit Ignoranz ohne Rücksicht auf Umsetzbarkeit und Konsequenz ausgeführt werden, sind tamasisch (26).
Die Intelligenz assimiliert das Sattva Guna aus den Erfahrungen und scheidet die rajasischen und tamasischen Anteile aus.
Der (äußere) Geist  (Manas) sammelt die von den fünf Sinnen aufgenommenen Eindrücke und verarbeitet diese zuu Erfahrungen, wie der Magen  die Nahrung  sammelt und diese homogenisiert.
Die verarbeiteten Erfahrungen wandern in das tiefere Bewußtsein (Chitta) und werden entsprechend der aufbereiteten Qualität der Gunas Teil seiner Substanz, ähnlich wie die verdaute Nahrung zu Körpergewebe aufgebaut wird.  
Falsch verarbeitete Erfahrungen und negative Informationen schädigen das Bewusstsein so wie unverdaute und „tote“ Nahrung das Körpergewebe schädigt.

Der Intellekt, der den Unterschied kennt zwischen dem was die Seele bindet und dem was sie befreit wird als sattvisch bezeichnet. Der Intellekt, der nicht wahrnimmt was zu tun (Dharma) und was zu unterlassen (Adharma) ist, ist rajasisch und der Intellekt, der durch Ignoranz umwoben ist und pervertiertes Wissen hat, wird tamasisch genannt (27).  
Sobald wir die uns motivierenden Handlungen und Triebe  aus dem Blickwinkel des Wissens um die Gunas betrachten, übernehmen wir die Verantwortung unseres Organismus und äußere Umstände dienen nicht mehr als Alibi für die eigene Handlungsunfähigkeit.

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© Klaus-Rupprecht Wasmuht, Heilpraktiker, Lübeck
24.06.2011

Quellenverzeichnis

(1) William Arntz, Betsy Chasse, Marc Vivente: Bleep, An der Schnittstelle von Spiritualität und Wissenschaft, VAK Verlags GmbH, Kirchzarten, 2006, S 56ff, ISBN 13:978-3-935767-84-2)                                                  
(2) Amit Goswami, Das bewusste Universum. Wie Bewusstsein die materielle Welt erschafft, Lüchow
ISBN: 13: 978-3363031263
(3) H. Willigmann, Grundriß der Heimschen Theorie,Resch , Innsbruck, 2002, S.2f, ISBN 3-85382-072-7        
(4) Ralf Oettmeier: Psychosomatink und Psychotherapie in : Angewandte Physiologie, Komplementäre Therapien verstehen und integrieren, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2005, S.693 ISBN 3-13-131121-5   
(5) Heinrich P. Koch und Astrid Unger, Ganzheitsmedizin, Philosophie und Grundlage einer medizinischen Denkrichtung, FacultasUniv.-Vrl. Wien, 1.Auflage 1996, S. 45 ISBN 3-85076-406-0                                         
(6) Schubert, Schüssler, Psychoneuroimmunologie, S 145 ff in Uexküll: Psychosomatische Medizin, Modelle ärztlichen Denkens und Handelns, Urba&Fischer, 6. Auflage 2003, ISBN 3-437-21830-1                                  
(7) C.G. Jung :Die Archetypen und das kollektive Unbewußte, gesammelte Werlke, Patmos 1 – 20 Broschur, Walter 1998, ISBN 978-3-530-40084-7                                                                                                                             
(8) Jung, C. G., (1934–1954). The Archetypes and The Collective Unconscious. (1981 2nd ed. Collected Works Vol.9 Part 1), Princeton, N.J.: Bollingen. ISBN 0-691-01833-2                                                                                      
(9) C. G. Jung Jung (1955), Mysterium coniunctionis, Collected. Works, 14./2                                                     
(10) C.G. Jung, zitiert in: Ruediger Dahlke, Arbeitsbuch zur Mandala-Therapie, Schirner Verlag, Darmsatdt, 2010, S. 8,  ISBN 978-3-89767-682-4                                                                                                                   
(11) Hermann Weyl, Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaft, Anhang C Quantenphysik und Kausalität, S.338, R. Ouldenburg Verlag., ISBN 3-486-46797-2
(12) Marcus Schmieke, Die Physik des Hyperraums https://www.raum-und-zeit.com/cms/front_content.phpidart=499                                                                                                              (13) David Bohm: Die implizite Ordnung. Grundlagen eines dynamischen Holismus. Goldmann, München 1987, ISBN 3-442-14036-6                                                                                                                                                     
(14) Prof. Ernst Senkowski, Die Erforschung anormaler Phänomene an der Ingenieurwissenschaftlichen Fakultät Princeton, 1986                                                                                                                                                     
(15) Elementarstrukturen der Materie, Bd. 1, Einheitliche strukturelle Quantenfeldtheorie der Materie und Gravitation, Heim Burkhard, Resch Verlag, Innsbruck, 3. Aufl. 1998,ISBN 978-3-85382-008-7
(16)Der kosmische Erlebnisraum des Menschen, B. Heim,  Resch , Innsbruck; 1982, ISBN3-85 382-022-0     
(17) Postmortale Zustände? – Die televariante Area integraler Weltstrukturen,  B.Heim,  Resch Verlag; Innsbruck; 1980; ISBN 3-85 382-013-1; siehe auch: W. Ludwig, Die erweiterte  einheitliche Quantenfeldtheorie von Burkhard Heim, Resch Verlag, Innsbruck, 2002, u.a. S. 32, ISBN 3-85382-063-8
(18) P.H. Kulkarni, The Encyclopedia of Ayurveda, First   Edition, 2005, S642, ISBN 81-7030-805-4 (Vol.II)                                       
(19) Sri Swmi Sivananda, The Bhagavadgita Explained, The Divine Life Trust Society, fifth Edition, 1000 copies,2005, S.80ff                                                                                                                                                        
(20) Harish Johari, Chakras Energy Centrers of Transformation, 1987, S.19 ISBN 0-89281-677-5 IT India.     
(21)  Ayurveda – Heilung aus der Ganzheit, Ayurveda Journal Die Schichten unseres Körpers,                        Dr.H. Schäffler, Ayurveda Journal 5 · Seiten 22 - 23
(22) The Bhagavad Gita, Text,Word-to-Word Meaning, Translation and Commentary by Swami Sivananda,The Divine Life Society,Uttaranchal, Himalayas,2003, Kap 8, S,176 (178), . Kap.13, S.328f,, ISBN 81-7052-000-2                                                                                                                                                         
(23) Astanga Hrdayam, Sutra Sthana, Srimad Vagbhata, in der Übersetzung von Hendrik Wiethase, Wiethase Verlag, 2006 I. 11-12, ISBN 3-937632-43-4
(24) Astanga Hrdayam, ebenda, XI,1-3
(25) THE BHAGAVADGITA EXPLAINED, Sri Swami Sivananda,The Divine Kife Society, Uttaranchal, .Himalayas,, 2005, III, S.29ff   (1000 copies)
(26) THE BHAGAVADGITA, ebenda, XVIII, S.106
(27) THE BHAGAVADGITA, ebenda, XVIII,S.107

 

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