Besuch des 3. World Ayurveda Congress in Bangalore im Dezember 2010
08.02.2011 | Von Dr. Kalyani Chopra, leitende Ärztin der Ayurveda Klinik, Kassel Der Kongress fand im Dezember 2010 in Bangalore, Indien statt. Da ich zu diesem Zeitpunkt sowieso in Indien war, habe ich den Kongress besucht. Es gab am Tag vor der Eröffnung bereits eine Veranstaltung mit internationalen Gästen.
Da ich die meisten Redner bereits aus Europa kannte, habe ich diesen Tag ausgelassen, da die Teilnahme extra gebucht werden musste und recht teuer war. Am Kongress selbst habe ich als indische Delegierte teilgenommen, dies hat nur 10% der internationalen Teilnehmergebühr gekostet. Am Mittag des Eröffnungstages konnte man sich registrieren lassen und bekam eine Karte für alle Tage, eine Mappe mit den Abstracts sämtlicher Vorträge und Essensmarken für alle Tage. Der Ablauf war extrem gut organisiert. Bei 7000 Besuchern war dies eine phantastische Leistung. Auch das Essen war ausgesprochen gut, ohne langes Anstehen erhältlich und entsprach ayurvedischen Kriterien.
Registrierung |
Auf dem Gelände waren diverse Zelte aufgebaut, in denen die einzelnen Veranstaltungen parallel stattfanden. Die Zelte waren nach den großen ayurvedischen Autoren (Caraka usw.) benannt, der Ablauf war gut strukturiert und übersichtlich. Alles war liebevoll hergerichtet.
Dhanvantari, umgeben von ayurvedischen Heilpflanzen. |
Leider war der größte Teil der Vorträge meines Erachtens nach inhaltlich nicht sehr wertvoll. Entweder wurde Ayurveda über Alles gelobt (ohne direkte Vergleiche oder Nennung von Stärken und Schwächen), oder es wurden Erwartungen formuliert, die eher wie Idealbilder klangen, ohne jede reelle Grundlage. Die wissenschaftlichen Vorträge würden westlichen wissenschaftlichen Kriterien selten standhalten. Die Studien hatten meist einen zu geringen Umfang, einen zu kurzen Beobachtungszeitraum und keine Vergleiche. Häufig fehlte schon eine ordentliche Literaturrecherche. Natürlich habe ich bei weitem nicht alle Vorträge hören können, aber ich war insgesamt sehr enttäuscht.
Eine schöne Überraschung war jedoch die Industrieausstellung. Es haben sich sehr viele Firmen auf sehr vielfältige Weise präsentiert. So gab es einen sehr guten Überblick über das momentane Angebot auf dem (indischen) Ayurveda-Markt.
Aus Holz geschnitzte Darstellung von Shirobasti (Kopf-Öl-Behandlung) |
Am beeindruckendsten fand ich ein komplett automatisches Shirodhara Gerät, bei dem kein Therapeut mehr benötigt wird. Allerdings halte ich dies für vollkommen unpraktikabel.
vollautomatisches Shirodhara Gerät |
Sehr bedauert habe ich, dass ich keine der vielen zum Verkauf angebotenen ayurvedischen Heilpflanzen für die Klinik in Kassel erwerben konnte. Sie hätten weder den Transport, noch das Klima in Deutschland überlebt
Zum Verkauf angebotene ayurvedische Heilpflanzen.
Alles in Allem war es eine interessante Erfahrung. Ich habe viele „Ayurveda Größen“ kennengelernt. Inhaltlich war ich von den Vorträgen eher enttäuscht. Extra für den Kongress nach Indien fahren würde ich nicht.
Dr. Kalyani Chopra,
leitende Ärztin der Ayurveda Abteilung der Habichtswald-Klinik, Kassel