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Panchakarma - die ayurvedische Reinigungskur

Panchakarma - die ayurvedische Reinigungskur

von Christiane Thomas: Vom ayurvedischen Wissen über die Entstehung und Vorbeugung von Krankheiten. Jedes Jahr in den Frühlings- und in den Herbstmonaten ist das Thema Fasten besonders aktuell, denn dann ist die beste Zeit, seinen Körper innerlich zu reinigen und von Schlacken und Giften zu befreien. Der Grundgedanke für diese Reinigungskuren ist jedoch nicht nur in der europäischen Kultur anzutreffen. Auch im Ayurveda - einer der ältesten und bekanntesten Heilmethoden - finden sich ganz ähnliche Ansätze. Panchakarma heißt hier die wichtigste Reinigungs- und Entgiftungskur.

Das ayurvedische Wissen

Das "Wissen vom Leben", so lautet die wörtliche Bedeutung des Wortes "Ayurveda", übersetzt aus dem Sanskrit, der indogermanischen Ursprache. Es umfasst damit wesentlich mehr als eine Heilmethode, es ist eine ganze Lebensphilosophie. In ihrem Zentrum steht der Mensch als eine in die kosmische Ordnung eingebundene Einheit von Körper, Geist und Seele. Das alte ayurvedische Wissen beschreibt, auf welchen Grundlagen menschliches Glück, Zufriedenheit und Harmonie basiert. Gleichzeitig entwickelten die weisen indischen Gelehrten ein Medizinsystem, das den Menschen die Möglichkeit gibt, genau diese Lebensziele zu verwirklichen, und das bis heute nicht an Aktualität verloren hat. Es geht davon aus, dass jede Krankheit auf eine Störung der Harmonie von Körper, Geist und Seele zurückzuführen ist.

Vata, Pitta und Kapha

Die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha sind die Körperenergien, die für sämtliche Vorgänge in Körper und Geist verantwortlich sind. Alle drei zusammen vereinen die fünf kosmischen Elemente Luft und Äther (=Vata), Feuer (=Pita), Erde und Wasser (=Kapha).
Da jeder Mensch ein Teil des Kosmos ist, hat er all diese Elemente in sich, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. Daher gibt es die drei großen Konstitutionstypen Vata, Pita und Kapha, je nachdem, welche Elemente den Menschen stärker oder weniger stark prägen. Mit diesen Eigenschaften wird der Mensch geboren, sie machen seine individuelle Besonderheit aus.

Krankheitsursachen gemäß dem Ayurveda

Heute setzen wir mehr denn je unseren Körper außergewöhnlichen Belastungen aus, denen er oft genug nicht gewachsen ist. Nicht körperliche Schwerstarbeit, wie sie der mittelalterliche Bauer oder der römische Krieger kannten, sind dabei entscheidend. Heute sind es die unsichtbaren Belastungen, wie Luftverschmutzung oder psychischer Stress, einseitige Ernährung und zu wenig körperliche Bewegung. All diese Faktoren können dazu führen, dass das Gleichgewicht zwischen Vata, Pita und Kapha gestört wird. Ist diese Störung nur kurzzeitig, kann der Körper selbst zu seiner Balance zurückfinden. Hält sie jedoch länger an, kann der Körper das überhöhte Doshas nicht mehr selbst ausgleichen. Nun sendet er erste Signale aus, zunächst ganz leise, unauffällig. Und doch ist es so wichtig, gerade auf diese Signale zu hören, um darauf zu reagieren, bevor eine Krankheit entsteht. Anderenfalls nimmt das vermehrte Dosha weiter ungehindert zu, sammelt sich zunnächst an seinem Ursprungsort, breitet sich über Blut und Lymphe im gesamten Körper aus und setzt sich an beliebigen, oftmals vorgeschwächten Organen fest, schädigt deren Gewebestruktur und stört letztlich deren Funktion. Schuld daran sind toxische Substanzen aus unverdauten Nahrungsresten, die sich in den Körperkanälen ablagern.

Entgiftung durch Panchakarma

Die ayurvedische Heilkunst entwickelte mit der Panchakarma-Kur ein einzigartiges Verfahren, diese angesammelten Schlackenstoffe aus dem Körper auszuleiten. Dies erfolgt in umgekehrter Reihenfolge wie der Krankheitsverlauf: Zunächst müssen die im Gewebe eingelagerten Schlacken aufgelöst werden.
Dies erfolgt durch Wärme, z.B. heilpflanzliche Dampfbäder, und Körperölungen, z.B. Ganzkörperölgüsse. Die so freigesetzten Schlacken zirkulieren zurück zu den Verdauungsorganen, von wo sie durch gezielte Maßnahmen schnellstmöglichst ausgeschieden werden. Dies geschieht durch Einläufe, Abführen oder auch Erbrechen. Nachdem der Körper von diesen Giften befreit wurde, wird er mit einer speziellen Ernährung und Kräuterpräparaten behutsam wieder aufgebaut. Diese Entschlackungskur erfolgt unter ständiger medizinischer Betreuung und wird von verschiedenen ayurvedischen Kliniken angeboten.

Fasten und ayurvedisches Heilwasser

Wer regelmäßig zu Hause etwas tun möchte, um seinen Körper zu entgiften, hat zwei Möglichkeiten: ayurvedisches Heilwasser entsteht, wenn man Wasser 10 bis 15 Minuten kochen lässt. Nach einem kurzen Abkühlen kann man beobachten, dass sich am Boden Schadstoffe abgesetzt haben, die sich durch den langen Kochvorgang vom Wasser getrennt haben. Das verbleibende reine Wasser wird zum Trinken abgegossen. Während einer Entschlackungskur sollte man stündlich eine Tasse Heilswasser trinken, Kapha- und Vata-Konstitutionen so heiß wie möglich, Pitta-Konstitutionen kühl oder lauwarm. Die Reinheit des Wassers regt die Entgiftung des Zellen an, Schlacken werden gleichzeitig kontinuierlich herausgespült. Will man nicht nur kurmäßig, sondern regelmäßig etwas für Gesundheit und Wohlbefinden tun, sollte man dieses Wasser täglich, jeweils morgens und abends, trinken. Trinkt man das Heilswasser im Zusammenhang mit einer Fastenkur, so hilft es gleichzeitig, das anfängliche Hungergefühl zu unterdrücken. Auch beim Fasten sollte man seine Konstitution beachten: Kapha-Typen können gut eine ganze Woche fasten, Pitta-Typen sollten das Fasten auf drei Tage, Vata-Typen auf einen Tag beschränken. Das Ausscheiden der Schlacken kann dabei unterstützt werden durch Blutreinigungstees, z.B. Brennnesseltee, Spaziergänge in der Natur und Schwitzen. Nicht nur Fasten-Kuren, auch regelmäßige Fasten- oder Früchtetage, etwa aller 14 Tage oder auch wöchentlich, helfen dem Körper, sich von überflüssigen Schlacken und Giften zu befreien und dauerhaft etwas für sein Wohlbefinden zu tun. All diese Maßnahmen tragen dazu bei, eine gestörte Dosha-Harmonie wiederherzustellen. Je früher dies geschieht und je regelmäßiger, desto besser kann man Krankheiten entgegenwirken. Verbinden Sie diese Tage mit Besinnung, Meditation oder andere wohltuende Entspan-nungstechniken, so können sie gleich- zeitig eine Chance sein, an den Ursachen für Ihr gestörtes Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele zu arbeiten.

Dieser Artikel erschien in der Juni- Ausgabe der Zeitschrift "naturel - Eintauchen ins Leben" . Diese ist leider nicht mehr erhältlich.

Titelbild: Photo by bantersnaps on Unsplash


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