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Leitfaden für die Ayurvedische Ernährung

30.07.2009 | von Margrit Witt-HorchlerMit Tipps für die Zeit nach einer Ausleitungskur.Die konstitutionsgerechte Ernährung spielt im Ayurveda eine wesentliche Rolle. In diesem Beitrag werden die Grundzüge der ayurvedischen Ernährungslehre erläutert. Ein besonderer Focus liegt auf der ayurvedischen Kur-Ernährung oder Pancha-Karma-Küche.

Themen:

A. Individuelle Konstitution und Ernährung
B. Stoffwechsel: Agni und Ama
c. Jahreszeit, Tageszeit, Lebenszeit
D. Regionale Regeln
E. Pancha Karma Küche
F. Rezept: Kichadi

 
A. Individuelle Konstitution und Ernährung


Kernstück der ayurvedischen Ernährungslehre und Medizin ist die individuelle Konstitution, die sich aus den unterschiedlich proportionierten Regelkräften Vata, Pitta und Kapha ergibt. Abstimmung der Ernährung und Lebensführung auf Konstitution, Stoffwechsel und Verdauungskraft sowie vorhandene Krankheitsbilder, sind Schwerpunkte des Ayurveda-GesundheitsCoachings.

Grundsätzlich geht man im Ayurveda davon aus, dass die individuelle angeborene Grundkonstitution vielfach im Leben durch falsche Ernährung und belastende Gewohnheiten aus ihrem Gleichgewicht gerät und Korrekturen nötig sind, um Harmonie von Körper, Geist und Seele wieder herzustellen.

Die drei Grundprinzipien Vata, Pitta und Kapha sind Körpersäfte oder Bioenergien auf grob- und feinstofflicher Ebene und bilden sich aus den fünf Elementen Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde. Welche bestimmte Konstellation in einem Menschen wirkt, ergibt sich aus ihrer anteiligen Ausprägung. Daraus folgen Aussehen, persönliche Neigungen und individuelle Bedürfnisse.

Vata wird als das Prinzip der Bewegung (Kinetisches Prinzip) bezeichnet. Sein Hauptsitz ist der Dickdarm, seine Elemente Luft und Äther.
Pitta ist das thermische Prinzip (Metabolisches Prinzip) mit Sitz im Dünndarm und entstanden aus dem Element Feuer (und wenig Wasser).
Kapha (das Anabolische Prinzip) setzt sich aus den Form gebenden Elementen Wasser und Erde zusammen und hat seinen Sitz im oberen Magen und den Lungen.


B. Stoffwechsel: Agni und Ama


Soll die ayurvedische Ernährungslehre auf die individuelle Konstitution und deren Störungen angewendet werden, so muss das Verhältnis von Stoffwechsel-Intensität (agni) und Stoffwechsel-Zwischenprodukten (ama) eingeschätzt werden. Individuelle Verdauungskraft (Pitta), typgerechte oder belastende Ernährung und Gewohnheiten sowie besondere Lebensumstände und Veranlagungen bestimmen die Gesundheit eines Menschen. Wenn Pitta stark, gesund und effizient ist, entstehen weniger Schlacken (ama), die sich im Körpergewebe ablagern können.

Agni wird als das Lebensfeuer bezeichnet. Es wandelt aufgenommene Nahrung in ihre einzelnen Bestandteile um und führt so dem Körper mit dem Blut die wichtigen Bausteine zur Erhaltung des Lebens zu.
Symptome eines schwachen Agni oder einer falschen Ernährung sind unter anderem:
Blähungen, Aufstoßen, langsame Verdauung mit Völlegefühl, Ermüdung, schweres Erwachen, Verstopfung oder Durchfälle.

Agni wird u.a. angeregt durch Ingwerwasser, Kreuzkümmel, Steinsalz und geringe Mengen Rohrzucker. Zum Ausgleich von Agni macht der Ayurveda folgende Empfehlungen:
Kleinere Mahlzeiten und nicht ohne Hungergefühl essen,
gründlich kauen und einspeicheln,
zum Essen nichts trinken, lieber vorher und nachher heißes Wasser,
Zitronenwasser oder warmer Ingwertee vor der Mahlzeit,
frischer, fein gehackter Ingwer mit Salz vor der Mahlzeit,
kurzzeitige Nahrungskarenz (1-3 Tage),
Heißwasser-Trinkkur, leicht verdauliche, warme Kost.


Stoffwechselschlacken (ama) sind der Gegenspieler von Agni und bestehen nach ayurvedischem Verständnis aus schlecht oder unvollständig verdauter Nahrung. Als giftiger Stoff, der sich in den Verdauungskanälen ansammelt, kann Ama die Regelkräfte (doshas) verderben, also Ungleichgewichte und Krankheiten verursachen.

Ama macht sich vor allem bemerkbar durch den Verlust von Appetit und Geschmack, Verdauungsstörungen, Mundgeruch, Zungenbelag oder Auswurf von klebrigem Schleim oder Speichel. Ein aufgeblähter Brustkorb oder Bauch in Verbindung mit Druckschmerz, das Gefühl von Schwere (Kapha), Müdigkeit und Kraftlosigkeit sowie ein Abstumpfen des Geistes und der Sinne sind Zeichen von Ama. Auch blockierte Nasennebenhöhlen deuten auf Ama hin.
Abfallprodukte können sich im Körper auch ansammeln bei unregelmäßiger Verdauung und Stuhlgang, oder wenn man nicht schwitzen oder Wasser lassen kann bzw. zu wenig Wasser trinkt.

Ama ist kälter, feuchter, schwerer, dicker und klebriger als die Eigenschaften des Kapha-Dosha. Es sieht trübe aus und neigt dazu, zu gären. Ama verbindet sich mit den Doshas (Vata, Pitta und Kapha) und verändert ihre Eigenschaften, sodass sie sich an den jeweiligen Orten ansammeln und Krankheitsprozesse einleiten.

Ama bildet sich auch dann, wenn man für seine Konstitution zu schwer (auch ungekocht), zu kalt (Joghurt, Speiseeis, Gurke, Obst) oder/und zu trockene Nahrung verzehrt, wenn die Nahrung die Organe zu stark reizt (sauer, scharf) oder wenn sie verschiedene Bestandteile gegensätzliche Wirkungen hat (z.B. Milch und Rettich). Die bittere, saure, süße, salzige oder herbe/zusammenziehenden Geschmacksrichtungen können auch Doshas stören, wenn sie die vorhandene Konstitution verstärken (z.B. salzig und süß im Übermaß verstärken Kapha). Auch wenn beim Essen Stress, Streit, Leidenschaft, Ärger, Zorn oder Trauer vorherrscht, können diese Zustände Ama erzeugen.


C. Jahreszeit, Tageszeit, Lebenszeit


Die Doshas spiegeln nicht nur den individuellen körperlichen und geistigen Zustand des Einzelnen, sondern verändern sich im Tages-, Jahres- und Lebensrhythmus. Der Körper und die Verdauungskräfte sind also abhängig von den Zyklen der Natur und vom Lebensalter.

Dem jeweils vorherrschenden Dosha entsprechend verändert sich die Aktivität und Intensität der Verdauung im Tagesrhythmus. Die Morgenstunden werden von Kapha dominiert (d.h. das Verdauungsfeuer ist zu dieser Zeit noch schwach und der Körper insgesamt etwas träge). Allgemein sollte das Frühstück eine leichte, nährende, die Entschlackung anregende Mahlzeit sein.

Menschen mit einem hohen Kapha-Anteil haben morgens wenig Appetit und benötigen nur einen Imbiss aus frischen Früchten oder ein Glas Grapefruit-Saft. Für Pitta-Menschen passt ein Frühstück, das ihrer(m) Tätigkeit/Energiebedarf entspricht (z.B. Brot mit Frischkäse, Mandeln). Vata-Typen hingegen sollten ein warmes, nahrhaftes und aufbauendes Frühstück aus gekochtem Getreide oder Griesbrei (auch mit Biomilch) essen.

Etwa ab 10 Uhr vormittags steigt die Pitta-Energie und entsprechend verstärkt sich generell die Verdauungsintensität. Ein zweites Frühstück zu dieser Zeit könnte tierisches Eiweiß beinhalten, wenn der Energieverbrauch entsprechend hoch ist (körperliche Arbeit). Um die Mittagszeit zwischen 11.30 und 13.30 Uhr sollte, wenn möglich, die Hauptmahlzeit eingenommen werden (hohe Pitta-Energie). Zu dieser Zeit können am besten schwerer verdauliche Nahrungsbestandteile wie Kohl oder z.B. eiweißreiche Nahrung wie Hülsenfrüchte verdaut werden (nicht während einer Kur).

Das Abendessen sollte wieder leicht bekömmlich und gekocht sein. Eiweiß (z.B. Milchprodukte), Rohkost, Blattsalat, Hülsenfrüchte, Kohl, Pilze, Paprika und alle schwerer verdaulichen und schlechter verträglichen Speisen sollten am Abend vermieden werden. Die letzte Mahlzeit sollte vor 19 Uhr, spätestens aber drei Stunden vor der Nachtruhe eingenommen werden.


D. Regionale Ernährung


Im Ayurveda legt man großen Wert darauf, möglichst Lebensmittel zu verzehren, die im Umfeld (großräumig regional) gewachsen sind. Übrigens, für Europäer ist es (wie für Asiaten) natürlich, auch ab und zu Reis zu essen, denn Reis wächst in Frankreich und Italien. Man geht davon aus, dass Gemüse und Getreide aus der Region besonders bekömmlich, vitalstoffreich und gesund sind. Sie haben keine langen Transportwege und entsprechen Klima und Energetik des Konsumenten.

Zusammengefasst kann man sagen, dass eine jahres- und tageszeitliche, regionale, konstitutionsgerechte und an die Lebensumstände angepasste Ernährung optimale Eigenschaften für die Ernährung und Versorgung aller Körpergewebe bereitstellt.



E. Pancha Karma Ernährung ....

...abgeleitet von den fünf ayurvedischen Kur-Behandlungen Pancha Karma (therap. Magenspülen, Abführen, Ausleiten von Schlacken, Schwitzbehandlungen etc.) und begleitend zur Ausleitungskur

Im Ayurveda ist die richtige Ernährung die Grundlage jeder Therapie und Heilung. Mit dem was wir täglich essen, bestimmen wir unser körperliches Befinden. Eine gesunde und konstitutionsgerechte Ernährungsweise schützt uns vor Krankheiten und bringt uns körperliches, seelisches und psychisches Gleichgewicht.

Viele Ursachen für die so genannten Zivilisationskrankheiten liegen in Stoffwechselstörungen, die zu Verschlackung, Übersäuerung und frühzeitigen Alterungsprozessen führen. Aus ayurvedischer Sicht ist das Verdauungsfeuer Agni aus seinem Gleichgewicht geraten, so dass Ama (Unverdautes, Ablagerungen), der Gegenspieler von Agni, Überhand nimmt.


Die wichtigsten unterstützenden Ernährungsempfehlungen werden im Ayurveda innerhalb von Pancha-Karma-Kuren oder ganzheitlichen Ernährungsumstellungen praktiziert. Als Pancha-Karma-Küche wird landläufig ayurvedische Schonkost bezeichnet, die Körper, Geist und Seele reinigt; sie ist leicht verdaulich, bekömmlich und verzichtet auf Reizstoffe aller Art. Spezielle Rezepturen und Gerichte werden im Rahmen von Reinigungs- und Entlastungskuren für heilsame Zwecke eingesetzt.

Zu vermeidende Nahrungsmittel während einer Kur sind alle Arten von tierischem Eiweiß (Fisch, Fleisch, Eier, Milchprodukte, Käse) sowie Nachtschattengewächse wie Tomaten und Auberginen. Schwer verdauliche Gemüsesorten wie Kohl, Pilze, Zwiebeln sowie tierische Fette wie Sahne oder zu viel Fett (Frittiertes, Gebratenes), kalte Speisen wie Blattsalate, Rohkost oder Hülsenfrüchte (außer Mungbohnen) Nüsse und Zitrusfrüchte gehören ebenfalls nicht auf den Pancha-Karma-Speiseplan.

Die Pancha-Karma-Gesundheitsküche besteht im Wesentlichen aus süßen und bitteren Gemüsen, Reis, Mungbohnen, Ghee und leicht verdaulichen Getreidesorten. Geeignete Gewürze sind Ingwer, Koriander, Kurkuma und Kumin (Kreuzkümmel). Generell sollten warme oder heiße Getränke bevorzugt werden. Besonders empfehlenswerte Nahrungsmittel sind Kürbis, Karotten, Rote Bete, Fenchel, Pastinaken, Zucchinies und Gemüsegurken. Leichte Getreide wie Reis, Gerste, Hirse, Bulgur und Quinoa passen gut in die Diät.

Durch die Vermeidung von scharfen und sauren Speisen können sich die Körperkanäle öffnen und Toxine ausgeleitet werden. Regelmäßige Ölmassagen, Schwitz- und Wärmeanwendungen, unterstützen den Prozess der Entschlackung. Auch die Einhaltung kleiner Nahrungsportionen entlastet den Stoffwechsel und gibt den Prozessen Raum für entlastenden Abbau und Umbau im Gewebe und den beteiligten Organen.


Rezept: Kichadi

Reis-Dal-Suppe: Kichadi
Durch diese Suppe wird die Ausleitung von Ama (Schlacken) aus dem Verdauungstrakt gefördert. Es gibt eine Vielzahl von Zubereitungsarten, hier eine Variante:

Kochen Sie jeweils für drei Mahlzeiten (also einen Tag).
100 g geschälter (ja richtig) Basmatireis,
100 g Mungobohnen,
ein daumengroßes Stück frische Ingwerknolle geschält und fein gehackt,
1 EL Kreuzkümmel (gemahlen oder ganz) und etwas Salz mit 1 Liter Wasser
20 Minuten köcheln (zu einem sämigen Brei). Falls der Brei zu dick geworden ist, noch etwas Wasser hinzufügen.

 
 
HP Margrit Witt-Horchler
Tel.: +49 (0)40 – 2098.1328

www.villaveda.de



 


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